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Greenspan´s Bubbles

25.03.2008  |  Mag. Gregor Hochreiter
- Seite 2 -
Warum ihn die Finanzwelt trotz seiner notorischen Fehlprognosen zu ihrem Guru erhob und ihm den ehrfürchtigen Titel "The Maestro" verlieh, ist hingegen leicht zu erklären. Wenn man sich sonst schon keinen Reim auf die Aussagen und Handlungen Greenspans machen kann, ein eindeutiges Muster ergeben seine unzähligen geldpolitischen Weichenstellungen dann doch. Wann immer die durch die Inflation an den Rande des finanziellen Bankrotts geratenen Banken und Versicherungen endgültig zu kollabieren drohten, öffnete er eine geldpolitische Schleuse nach der anderen in Form sukzessiver Zinssenkungen. Die großen Profiteure dieser Geldpolitik, die mithilfe der Inflation die Übel der Inflation wiederholt zu bekämpfen versuchte, waren die Finanzwelt mit ihrem pulsierenden Zentrum der Wall Street. Für die im Schlamassel steckenden und von der Boomphase verwöhnten Banker, Analysten und Investoren ist die um den Preis noch tiefgreifenderer Verwerfungen erkaufte temporäre Rettung der einzige Ausweg aus einer akuten Krise.

Und im Unterschied zu seinem Vorgänger Paul Volcker, der mit schockartigen Zinserhöhungen die notwendige Bereinigung von den inflationistischen Exzessen der 1960er und 1970er Jahre in die Wege leiten wollte, ließ er die Finanzwelt nicht hängen und entfachte einen in allen Belangen einzigartigen Börseboom: 1987 (Black Monday), die Savings&Loan-Krise, 1998 das LTCM-Debakel, 2000/2001 das Platzen der dot.com-Blase, immer dieselbe Reaktion - die Zinsen wurden gesenkt, um die in den Seilen taumelnden Opfer ihrer eigenen Unvorsichtigkeit nicht endgültig K.O. gehen zu lassen. Dieses Handlungsmuster ist auch unter dem Begriff "Greenspan-Put" bekannt. Mit Greenspan im Rücken konnte man ohne großes Risiko auf steigende, wenngleich künstlich aufgeblasene Kurse setzen. Die für diese institutionalisierte Verantwortungslosigkeit in astronomische Höhen gekletterte Zeche überläßt man dann einfach der steuerzahlenden Allgemeinheit.

Seine eloquent vorgetragenen geldpolitischen Analysen entpuppen sich als geschicktes Ablenkungsmanöver. Der Öffentlichkeit wird ein Schauspiel vorgeführt, dessen wahre Handlung dem im wahrsten Sinne des Wortes draufzahlenden Publikum geschickt vorenthalten wird. Elegant wäscht eine Hand die andere. Mit Fortdauer der Inflationierung steigt die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Analysten, Bankern, Ratingagenturen, Zentralbankern und der Finanzjournaille, so daß sich der Eindruck einer großangelegten Verschwörung fast von selbst aufdrängt. Wohl wäre es zu einfach, eineeinzige Absprache hinter dieser Vorgehensweise zu vermuten. Daß Alan Greenspan von den Profiteuren des "Greenspan-Put" mit dem Ehrentitel "The Maestro" geadelt wurde, erscheint unter Einbeziehung des "Cui bono" allerdings wenig überraschend.

Daher deutet einiges darauf hin, daß der ehemalige vehemente Verteidiger des Goldstandards den süßen Verlockungen der Macht und den schmeichelnden Worten der Finanzwelt erlegen ist. Denn kein einziges Mal während seiner langen Amtszeit unternahm er den Versuch, dem wohlstandsmindernden und freiheitserodierenden Inflationismus Einhalt zu gebieten. Selbstverständlich wäre es wesentlich mühseliger gewesen, sein Leben dem Kampf gegen das destruktive Papiergeldsystem zu widmen als mit dem inflationistischen Zeitgeist mitzuschwimmen. Als "The Maestro", als "Magier der Geldpolitik" (FAZ) wäre er dann wohl nie in den Geschichte eingegangen. Er hätte aber zumindest seinen Beitrag leisten können, die gesellschaftliche Selbstzerstörung ein wenig einzudämmen.

Wie bereits kurz angedeutet, steht noch eine andere Vermutung über die eigentlichen Absichten von Alan Greenspan im Raum, die hinter Greenspans Vorgehensweise einen genialen Plan zu erkennen vermeint. Nicht eine Verschwörung weniger Oligarchen auf Kosten der Allgemeinheit. Vielmehr habe der "Maestro" mit seiner inflationistischen Geldpolitik das Zentralbankwesen derart in Mißkredit gebracht, daß es beim unausweichlichen Kollaps des Dollars mituntergehen werde. Derart habe der dem Objektivismus von Ayn Rand nahestehende Alan Greenspan, dessen bereits erwähnter Artikel zunächst im Newsletter "The Objectivist", danach im Sammelband "Capitalism, the Unknown Ideal" von Ayn Rand veröffentlicht wurde, den Amerikanern eigentlich einen Liebesdienst erwiesen. Seine von Anfang auf Scheitern ausgelegte Geldpolitik diene als Augenöffner. Eine Generation müsse sich ordentlich die Finger verbrennen, um den zukünftigen Generationen als mahnendes und eindringlich warnendes Beispiel zu dienen.

Sofern dies tatsächlich die ureigenste Intention von Alan Greenspan gewesen sein sollte, was zugegeben äußerst unwahrscheinlich scheint, stellt sich die Frage, ob der noble Zweck die gewählten Mittel rechtfertige. Darf ein derart mächtiger Politiker - selbst aus edlen Motiven - die Bevölkerung hinters Licht führen und den Wohlstand eines ganzen Landes opfern?

Wie kann Alan Greenspan sicher gehen, daß nach dem unausweichlichen Kollaps die Bevölkerung tatsächlich die richtigen Schlüsse zieht und dem ungedeckten Papiergeld ein für allemal abschwört? Vor allem in einer intellektuellen Landschaft, die über die tatsächlichen Gründe der Geldentwertung so gut wie nicht Bescheid weiß. Die - wie im 20. Jahrhundert - nicht die Zentralbank und ihr eigenes mangelndes Wissen für das Sich-in-Luft-auflösen der Ersparnisse verantwortlich macht, sondern andere, gänzlich Unbeteiligte zu Sündenböcken stempelt. Alan Greenspan hat ja selbst keinen Deut zu einem besseren ökonomischen Verständnis während seiner Amtszeit beigetragen. Im Gegenteil; er trug maßgeblich dazu bei, daß sich ökonomische Irrtümer immer tiefer ins Bewußtsein der Bevölkerung einbrannten; daß unter Inflation der Anstieg der Konsumentenpreise zu verstehen sei, daß es die Aufgabe der Zentralbank wäre, die Inflation zu bekämpfen, sowie die Konjunkturwellen zu glätten und daß der Konsum der Motor des Wirtschaftswachstums wäre, um nur einige Beispiele zu nennen.




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