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Gescheiterte Experimente mit fiskalischen Anreizen

01.04.2008  |  Dr. Marc Faber
- Seite 2 -
Nur Zeit und Transparenz werden das Problem der Zahlungsunfähigkeiten mildern. Dieser Prozess wirkt. Er braucht Zeit und er ist erfolgreich und wird erfolgreich sein. Erinnern Sie sich, dass es kein Beispiel einer Krise in der Wirtschaftsgeschichte gibt, in der ein Stimulus angewandt wurde und in der der die Zinssätze, an die Inflation angepasst, durch die Zentralbank auf Null gesenkt wurden. Das ist heute die Situation in den USA. Alles in Allem wirkt der Stimulus." Nun, David, hier muss ich dir widersprechen.

Ich kenne viele Ökonomien, in denen zwar monetäre und fiskalische Anreize angewandt wurden, die dann aber dennoch in eine Krise gerieten. In all diesen Ökonomien wurden die inflationsangepassten Zinssätze nicht nur auf Null gesenkt, sondern sogar noch deutlich darunter. Das gescheiterte Experiment John Laws mit Papiergeld in Frankreich zwischen 1918 und 1923 brachte die absolute Verarmung der deutschen Arbeiter- und Mittelschicht mit sich. Lateinamerika durchlief die gleichen extrem schlechten Wirtschaftsbedingungen in den achtziger Jahren. (In Argentinien sind die Autoverkäufe in den Jahren zwischen 1980 und 1988 um mehr als 50% zurückgegangen.)

Doch in all diesen Fällen wurde die Krise nicht von einem nominalen Preisrückgang begleitet, sondern von einer Hyperinflation und effektiv fallenden Preisen der Anlagewerte, einem fallenden Bruttoinlandsprodukt und einem zurückgehenden Lebensstandard. Ich weiß sogar von zwei kleinen Imperien, die als Folge exzessiver monetärer und fiskalischer Stimuli pleite machten und heute nicht mehr bestehen: das römische und das spanische Imperium.

Zugegeben, diese Imperialisten waren nicht so klug wie die heutigen Regierungen westlicher Demokratien. Ich war auch erfreut zu hören, dass Robert Mugabe (ein weiterer Akademiker mit mehreren Abschlüssen aus Oxford und ein Ehrentitel, der ihm von Chinas Hu Jintao "für brilliante Beiträge zur internationalen Diplomatie und zum internationalen Frieden" verliehen wurde) Ben Bernanke die Möglichkeit zu einem Lehrauftrag an der Universität von Harare angeboten hat. Das wird ihm die Möglichkeit geben, aus erster Hand den zerstörerischen Einfluss exzessiver Geld- und Steuerpolitik auf eine Gesellschaft zu untersuchen.

Und so stimme ich weitestgehend zu, dass "Anlagen in Bargeld auch in Gefahr schweben", weil es entweder das Risiko der Zahlungsunfähigkeit gibt oder die Gefahr eines Rückgangs der Kaufkraft. Ich fange auch an, mich zu fragen, wie lange die Käufer von Schatzanleihen über zehn- oder zwanzig Jahre noch die geringen Erträge akzeptieren werden, die heute unter dem Maß des Anstiegs der Lebenshaltungskosten liegen und unter dem nominalen Anstieg des Bruttoinlandsprodukt.

Die armselig überlieferten, widersprüchlichen und zusammenhanglosen Aussagen von Mr. Paulson und Mr Bernanke bei einer Anhörung vor dem Senats brachten den Besitzern von festverzinslichen amerikanischen Wertpapieren auch keine Beruhigung. Es ist nicht überraschend, dass Gold sich mehr als verdoppelt hat, seit Ben Bernanke bei der Zentralbank den Vorsitz übernommen hat. Die Erträge auf 30-jährige Regierungsanleihen sind heute höher als im Januar, als die Zentralbank die Zinssätze um 125 Basispunkte senkte. Die Zentralbank könnte den Leitzinssatz auf Null senken. Aber das bedeutet nicht, dass langfristigere Zinssätze sich erholen werden.

Wenn die Inflation noch weiter zulegt, dann werden die Senkungen der Zinssätze unabänderlich zu höheren langfristigen Raten und Kapitalverlusten bei langfristigen Anleihen führen - ganz besonders dann, wenn der Dollar noch schwächer wird. Mit anderen Worten kann die Zentralbank die kurzfristigen Zinssätze senken, aber das wird wenig Auswirkung auf den langfristigen Anleihenmarkt haben.

Ich könnte noch hinzufügen, dass eines der Probleme der Hyperinflation einer Wirtschaft darin besteht, dass der langfristig festverzinsliche Anleihenmarkt aufhört zu existieren. Ich würde gerne noch einen weiteren Gedanken hinzufügen. Während weiter Teile der Siebziger lagen die Zinssätze unterhalb der Wachstumsrate des nominalen Bruttoinlandsprodukts und effektiv im negativen Bereich. Was ist also passiert? Die Inflation hat zugelegt, Anleihenrenditen sind von 6% im Jahr 1970 steil auf über 15% im Jahr 1981 angestiegen und der amerikanische Dollar sauste los.

Nach 1981 hatten wir für den überwiegenden Teil der folgenden 20 Jahre Anleihenerträge, die sowohl über dem nominalen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts lagen, als auch über der Inflationsrate (effektiv positive Zinssätze.)

Was ist passiert? Wir hatten eine ausgedehnte Phase der Desinflation. Und außerdem hatten wir, weil die effektiven Zinssätze in den frühen achtziger Jahren besonders hoch waren, eine gewaltige Erholung des Dollars zwischen 1980 und 1985.




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