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Die Regierung als Zerstörer

02.04.2008  |  Redaktion
Der Ansatz der Österreichischen Schule, der bei den Mitgliedern anderer Richtungen 150 Jahre lang Anstoß erregt hat, ist der Folgende: Die Lehrsätze der Wirtschaft sind universell. Die Prinzipien gelten zu allen Zeiten und an allen Orten, weil sie sich aus der Struktur der Wirklichkeit und aus den menschlichen Verhaltensweisen ableiten.

Was im China des Jahres 300 vor Christus zu Wirtschaftswachstum, Inflation oder Geschäftszyklen geführt hat, ist genau das, was heute, im Jahr des Herren 2008 dieselben Phänomene in den USA bewirkt. Die Umstände der Zeiten und der Orte verändern sich, aber die grundlegende wirtschaftliche Realität ist die gleiche.

Die Behauptung hat andere Wirtschaftswissenschaftler - von Soziologen, Historikern und Politikern ganz zu schweigen – wie Tauben auseinandersprengen lassen. Die historische Schule hat diese Vorstellung mit Spott und Hohn überhäuft; aber Carl Manger, der Gründer der Österreichischen Schule hat sich mit Klauen und Zähnen verteidigt. Die Chicago-School der Positivisten fand diese Behauptung lächerlich - doch Mises und Hayek und Rothbard fochten dagegen an.

Die Keynesianer waren lange außer sich, doch die Österreichische Nachkriegsgeneration bestätigte die Wahrheit. Die Sozialisten, die postulierten, dass eine Umverteilung des Grundbesitzes die gesamte Realität verändern würde, sagten, die Behauptung sei absurder, kapitalistischer Unsinn. Aber hier stehen wir nun. Ganz egal wo oder wann, die grundlegende Erfordernis für wirtschaftliches Wachstum ist die Kapitalanhäufung in einem freiheitlichen Rahmen mit solidem Geld.

Die Folgen von Preiskontrollen sind Knappheit und Überschuss. Die Auswirkungen der Geldexpansion sind Inflation und Geschäftszyklen. Die Auswirkung einer jeden Intervention ist, dass die Gesellschaft weniger wohlhabend wird, als sie andernfalls sein würde. Die Liste der Universalia ist endlos, und deswegen braucht jedes Zeitalter gute Ökonomen, die die Wahrheit erklären und aussprechen.

Ich würde an dieser Stelle gerne noch hinzufügen, dass es außerdem auch universelle Fehlschlüsse gibt. Frédéric Bastiat hat auf einen hingewiesen: Der Glaube, dass die Zerstörung von Wohlstand die Erzeugung von Wohlstand befördert. Er erklärt dies mittels einer Allegorie, die als Geschichte vom zerbrochenen Fenster bekannt wurde. Sie wird als Einleitung in einem Buch von Henry Hazlitts nacherzählt, welches vermutlich das bestverkaufte Wirtschaftsbuch aller Zeiten ist.

Ein Kind wirft einen Stein durch ein Fenster und zerbricht es und alle die dabeistehen bedauern das Unglück. Aber dann kommt ein Mann des Weges, von dem es heißt, er sei klug und allwissend. Er weist darauf hin, dass es eigentlich keine so schlechte Sache ist. Derjenige, der das Fenster repariert, wird Geld dafür bekommen.

Dieses Geld wird er dann für einen neuen Anzug ausgeben, so dass auch der Schneider Geld bekommt. Der Schneider gibt sein Geld für etwas anderes aus und der Kreislauf des wachsenden Wohlstands wird sich ohne Ende ausdehnen.

Was stimmt bei diesem Szenarium nicht? Bastiat drückt es wie folgt aus: "Es wird nicht erkannt, dass der Ladenbesitzer sechs Francs ausgeben muss, die er nicht für etwas anderes ausgeben kann. Es wird nicht erkannt, dass er, wenn er das Fenster nicht ersetzen müsste, vielleicht seine alten Schuhe ersetzt hätte, oder ein weiteres Buch für seine Bibliothek gekauft hätte. Um es kurz zu machen, hätte er diese sechs Franc anders verwendet, was dieser Unfall vereitelt hat."

Sie können erkennen, wie absurd die Position dieses weisen Kommentators ist, wenn Sie die Sache bis zum Äußersten übertreiben. Wenn ein zerbrochenes Fenster wirklich Wohlstand erzeugt, warum zerbricht man dann nicht alle Fenster in der gesamten Stadt? Warum nicht auch die Türen und die Wände? Warum reißt man nicht gleich alle Häuser ein, damit man sie wieder aufbauen kann? Warum zerbombt man nicht ganze Städte, damit die Bauunternehmen sie wieder aufbauen können?

Es ist keine gute Sache, Wohlstand zu zerstören. Bastiat drückt es so aus: "Die Gesellschaft verliert den Wert von Dingen, die unsinnig zerstört werden." Das klingt wie eine Behauptung ohne Ausnahme. Aber hierin ruht das Kernargument gegen alles, was die Regierung tut. Vielleicht können wir jetzt erkennen, warum diese Allegorie nicht besser bekannt ist. Wenn wir sie ernster nehmen würden, dann könnten wir den gesamten Apparat der amerikanischen wirtschaftlichen Intervention demontieren.

Wenn Sie mir bei dieser Sache zustimmen, dann fällt es Ihnen vermutlich schwer zu glauben, dass es überhaupt jemanden gibt, der wirklich glaubt, dass die Zerstörung von Wohlstand eine so gute Sache ist. Ich will versuchen zu zeigen, dass dieser Fehlschluss auch heute noch so verbreitet ist wie in der Vergangenheit. Nach jeder Naturkatastrophe, fangen wir beim Mises Institute an, nach den von uns so genannten "zerbrochenen Fenstern" Ausschau zu halten. Nach dem Orkan Katrina sagte der Arbeitsminister: "Es wird dazu führen - und das habe ich bei vorangegangenen Katastrophen und Orkanen erlebt - dass es auch hier ein Licht am Ende des Tunnels gibt, wenn neue Arbeitsplätze geschaffen werden."

Und der Economist schrieb: "Während große Orkane wie Katrina zwar Wohlstand zerstören, haben sie alles in allem oft eine positive Auswirkung auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts. Der vorübergehende Abwärtstrend unmittelbar nach dem Sturm wird durch den Ausbruch wirtschaftlicher Aktivität mit Beginn des Wiederaufbaus mehr als ausgeglichen."





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