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Gold auf Herz und Nieren geprüft

14.04.2008  |  Redaktion
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Um sich von diesen Absicherungsverkäufen zu befreien, müssten sie ein riesige Menge neuer Aktien herausgeben, ein Top-Analyst geht davon aus, dass dafür wohl etwa 1/3 des Firmenkapitals benötigt würde. "Das ist eine Bombe", sagt er, "und sie stecken mit diesem Hedge wohl mehr in der Klemme, als irgendjemand annimmt." Deswegen werden nicht nur die Aktionäre von Anglo die Verluste aus den Vorwärtsverkäufen zu spüren bekommen, sie werden wohl auch unter heftiger Verwässerung ihres Anlagekapitals zu leiden haben.

Das ist Wasser auf die Mühlen jener, die das Metall physisch halten. Anglos erzwungene Verkäufe, ganz gleich wie sie finanziert werden, gehen direkt in den ohnehin schon brodelnden Goldmarkt. Bedenken sie, dass das was AngloGold Ashanti passierte nur ein Beispiel unter vielen in der Welt der Goldminengesellschaften ist. "Unter Wasser stehen" ist ein sektorweites Problem. Analysten schätzen, dass sich das gesamte Hedge-Buch des Sektors auf ungefähr 1000 Tonnen beläuft, wobei jährlich weitere Mengen hinzukommen.


Manche Produktionsländer behalten ihre Produktion ein

Haben sie sich schon jemals die Frage gestellt, welche Menge des abgebauten Goldes es eigentlich auf den offenen Markt schafft? Man sollte meinen, dass alle Goldminen ihr Gold auf dem Markt bringen. Wie bei so vielen Dingen im Goldmarkt ist die Antwort jedoch etwas komplizierter, als man bei oberflächlicher Betrachtung glaubt.

Nur wenige Menschen wissen zum Beispiel, dass China, das erst im letzten Jahr zum ersten Goldproduzenten aufgestiegen ist, ein Netto-Importeur von Gold ist (pro Jahr produziert es um die 275 Tonnen und verbraucht ca. 325 Tonnen). Kurz gesagt: Der größte Markt für chinesisches Gold sind die Chinesen selbst und die Nachfrage ist groß genug, um all das aufzunehmen, was China produziert.

Neben der direkten Einzelhandelsnachfrage, die sich wahrscheinlich mit zunehmendem Wohlstand in China vergrößern wird (die Chinesen haben eine besonders starke Vorliebe für Gold), bleibt noch die Frage, was wohl China mit seinen ganzen Dollarreserven tun wird, die es innerhalb der letzten Jahre angesammelt hat. Die Gerüchte halten sich, ihr großer Sovereign Wealth Fund würde Gold kaufen. Die Zentralbank wurde in der Presse auch schon als potentieller Goldkäufer gehandelt. Sollte eine größere Menge Gold auf dem Markt neu erhältlich sein, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass China als Käufer in Frage kommt.

Ähnlich steht es mit Russland, dem fünftgrößten Produzenten. Auch Russland bekommt mehr Gold als es produziert. Im Fall von Russland wird das Gold ganz offiziell erworben, als Teil von Zentralbankgeschäften. 2005 sagte der Erste Stellvertretende Vorsitzende der Zentralbank, Alexei Ulyukayev, (zweifellos abgesegnet durch den Präsidenten Wladimir Putin), dass die Bank Gold "von allen zugänglichen Märkten" kaufen werde - womit einheimische als auch ausländische Märkte gemeint sind. Dieses Gold wird ein Teil der russischen Nationalreserven ausmachen und dem Rubel als Bollwerk dienen.

Was also den größten und auch den fünftgrößten Goldproduzenten der Welt angeht, so verlässt deren Gold niemals die eigenen Grenzen. Was also eigentlich Produktion ist und demnach auch Schmierstoff für den internationalen Angebotsmechanismus sein sollte, stellt sich in Wirklichkeit als Gold heraus, das durch die produzierenden Nationen selbst gehortete wird.


Andere stehen vor ernsthaften Produktionsbeschränkungen

Die südafrikanischen Minen hatten in den letzten Jahren einen stetigen Produktionsrückgang zu verzeichnen. Unfrieden unter der Arbeiterschaft, politische Instabilität und hohe Kosten für die tiefgelegenen Erzstrukturen - all das fordert seinen Tribut. Jetzt hat auch noch die südafrikanische Regierung die Minenbetreiber in Kenntnis setzten müssen, dass die von ihnen benötigte Strommenge für die nächsten Jahre rationiert werden muss. Experten warnen davor, dass die Stromknappheit die Goldproduktion um ganze 15% bis 20% verringern könnte. Ungerechnet bedeutet das fast 15 Tonnen Gold, die plötzlich von der Angebotsseite verschwinden - eine nicht ganz geringe Menge. Das Stromproblem könnte sich zudem positiv auf der Nachfrageseite des Kontos auswirken. Für die Financial Times schrieb John Dizard folgendes: "Ein großer Teil der südafrikanischen Produktion wurde über Short-Positionen abgesichert. Es könnte nun der Fall sein, dass die Banken, die das Gold für die Leerverkäufe zur Verfügung stellen, deutlich gemacht haben, dass die von Produktionsrückgängen geplagten Bergbaugesellschaften ihre Leerverkäufe durch Käufe am offenen Markt begleichen sollten. Das könnte auch einen Teil der jüngsten Preissprünge der letzten Wochen ausgemacht haben."


Der offizielle Sektor ist wird möglicherweise gar nicht so viel verkaufen wie gedacht

Die Verkäufe der Zentralbanken oder eben des offiziellen Sektors werden größtenteils durch das Abkommen der Zentralbanken über Goldverkäufe (CBGA) gesteuert. Die Unterzeichner, dazu gehören die meisten der europäischen Zentralbanken (die größten Verkäufer der letzten 10 Jahre), haben sich selbst, als Gruppe, die Auflage gemacht, nicht mehr als 500 Tonnen Gold pro Jahr in den Markt zu verkaufen. Der Goldverleih - eine andere Methode den Markt mit Angebot zu versorgen - unterliegt ebenfalls strikten Regulierungen.

Als der Internationale Währungsfond vor kurzem ankündigte, er bemühe sich um die Zustimmung seiner Mitglieder zum Verkauf des vorhandenen Goldes, wurde gleichzeitig festgeschrieben, dass diese Verkäufe im Einklang mit den Richtlinien des CBGA durchgeführt würden. Andererseits besteht immer noch die Möglichkeit, dass die IWF-Verkäufe durch den Kongress blockiert werden. In einer Zeit, in der die Zentralbanken Verkäufen zögerlich gegenüberstehen, könnte sich dies als schwerer Schlag für die Angebotsseite herausstellen.





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