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Öl, Gold und der Risikofaktor "Black Box"

23.04.2008  |  Ronald Gehrt
- Seite 3 -
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Im Chart sehen Sie, dass der seit dem letzten Sommer fortwährend steigende Euro/Dollar-Kurs eines der Argumente für die steigenden Rohstoffpreise war. Und das ist auch korrekt: Außerhalb der USA würden die immer in Dollar faktorierten Rohstoffe für die Verkäufer immer weniger Ertrag bringen, würde deren Preis nicht um den Wertverfall des Dollar korrigiert. Sie sehen allerdings auch: Das war natürlich kein reiner Wertausgleich, immerhin ist Rohöl um das vierfache, Gold um das doppelte mehr gestiegen, wie der Dollar an Wert verloren hat.


Gold ist gerade out

In diesen Rohstoffen steckt momentan viel Spekulation. Und je mehr die Hedge Funds mitmischen, desto unberechenbarer wird das Kursverhalten. So z.B. beim Gold. Nun hat zwar der "Angstfaktor" Aktienmarkt sich seit Mitte März wieder etwas erholt. Aber dennoch mag es viele überraschen, dass der Goldpreis in den letzten Wochen nicht wieder auf die Füße kam - obwohl der Dollar weiter an Wert verloren hat.

Aber Sie sehen im folgenden Chart, dass das Momentum im März deutlich unter die 100er-Linie gerutscht war und seitdem nicht wieder in bullishes Terrain vorgedrungen ist. Ein Signal für viele der stumpf nach Plan agierenden Hedge-Funds, diesen Bereich einfach nicht anzufassen - und schon geht nichts mehr voran.

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Hierbei dürften die kommenden ein, zwei Wochen spannend werden. Gelänge dem Gold in den kommenden Tagen ein deutlicherer Kursanstieg, würde sich das Momentum wieder über 100 retten. Dann wäre es durchaus drin, dass, angefeuert durch das dann wieder in rauen Mengen einströmende Geld der Hedge-Funds, schnell wieder die 1.000 erreicht werden. Aber sollte das nicht geschehen, wäre ein Abrutschen unter 890 ein kurzfristig bearishes Signal mit Kurspotenzial bis in den Bereich des 200 Tage-GD um 810 Dollar. Und man darf nicht vergessen: Hedge Funds haben kein Problem damit, gestern Long und morgen Short zu gehen!


Öl kurzfristig oben?

Ganz im Gegenteil zum Gold ist das Momentum im Rohöl auch im März nicht signifikant unter 100 gefallen. Das dürfte neben wieder rückläufigen Lagerbeständen, nicht zuletzt wegen der immer weiter fallenden Kapazitätsauslastung bei den überalterten US-Raffinerien, der Hauptgrund gewesen sein, dass der Ölpreis weiter senkrecht stieg, während Gold vor sich hin krebste. Jetzt aber wird es eng:

Brent hat nun die obere Begrenzung des mittel- und kurzfristigen Aufwärtstrendkanals erreicht, das Momentum hat mit knapp 115 ein Niveau für ein "typisches" Zwischenhoch markiert und heute laufen die Öl-Futures mit Mai-Liefertermin aus. Wer nun nach einer 20%-Rallye in drei Wochen davon ausgeht, dass nun auch diese steilen Trendkanäle nach oben gebrochen werden und wir nun locker in ein paar Wochen bei 150 stehen, mag gerne bullish bleiben. Wer aber etwas nüchterner an die Sache herangeht sieht: Zumindest, wenn die einigermaßen normalen Grenzen des Kursverhaltens nicht ab sofort völlig aufgehoben sein sollten, ist die Luft nach oben für die kommenden ein, zwei Wochen sehr dünn, nach unten wäre hingegen ein Rücksetzer an die unteren Begrenzungen der genannten Trendkanäle bei 103 (kurzfristiger Kanal) oder 98 Dollar jederzeit möglich.

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Fazit

Das gefährliche bei diesen momentan unberechenbaren Kursbewegungen ist - neben den "Black Boxes" - dass man nur zu leicht in den psychologischen Sog steigender oder fallender Kurse hineingezogen wird. Das Gefühl gaukelt einem vor, dass, was schnell steigt, weiter und noch schneller steigen wird, entsprechendes gilt bei starken Kurseinbrüchen. Ich meine:

Wer kurzfristig tradet, kann schnell reagieren und kann mit entsprechendem Nervenkostüm auch in solchen Märkten sehr erfolgreich sein. Wer aber Rohstoffe als langfristiges Investment ansieht, sollte sich bei derart großen Abständen zum Leitstrahl des 200 Tage-Durchschnitts hüten. Beim Gold hat man sehen können, dass es nicht einfach ewig weiter nach oben geht - beim Öl erwarte ich vergleichbares. Auch, wenn diese Rallyes es einem vorgaukeln:

Diese 200 Tage-Linien werden immer wieder touchiert, zumindest nähern sich die Kurse ihnen an. Auch bei Gold und Öl wird das wieder passieren - und nicht erst, wenn Gold bei 1.500 und Öl bei 200 Dollar notieren. Wer langfristig investieren möchte, dem rate ich, eine solche Annäherung abzuwarten. Denn mal ehrlich: Mit etwas Geduld und Besonnenheit verpasst man selten eine Chance. Aber wer sich vom Hexenkessel des Tagesgeschehens beeinflussen lässt und fürchtet, die allerletzte Chance zum Kauf von egal was zu verpassen, liegt unerfreulich oft voll daneben. Das haben Aktien- und Rohstoffmärkte einträchtig gemeinsam.


© Ronald Gehrt
www.system22.de"



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