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Damals und Heute

24.04.2008  |  Theodore Butler
Vor kurzem hatte der Silberpreis Stände erreicht, wie wir sie seit 1980, also ca. 28 Jahre lang, nicht mehr erlebt haben. Das ist eigentlich eine ganz schön lange Zeit. Vor 28 Jahren war gerade erst einmal die Hälfte der 6,5 Millionen Menschen, die jetzt die Weltbevölkerung ausmachen, geboren. Für mich persönlich, war das die Hälfte meiner jetzigen Lebenszeit her. Wie alt waren sie und was haben sie im Jahr 1980 getan?

1980 war ich ein Rohstoff-Broker für Drexel Burnham in Miami, gerade frisch wieder-verheiratet, mit 3 noch jungen Kindern. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon 8 Jahre als Broker tätig, ich fing 1972 bei Merrill Lynch an. Damals hielt ich mich für völlig erfahren, da ich den großen Rohstoff-Boom der 1970er-Jahre miterlebte. Ich war kompetent und zählte immer wieder zu den Besten in Drexels Broker-Rankings. Ich kümmerte mich um umfangreiche Transaktionen für alle Rohstoffarten, darunter auch Silber. Und ich wickelte tatsächlich auch die größte Einzeltransaktion in der Geschichte Drexels ab - einen Steuer-Straddle, bei dem es um mehrere Tausend Silber-Futures-Kontakte ging. Darüberhinaus wickelte ich eine ganze Palette an Silbertransaktionen auf eigene Rechnung ab (wobei ich mir auch Silber ausliefern ließ). Ich hatte Kunden wie Izzy, der später zu einem guten Freund und Mentor wurde. Zum allergrößten Teil machten meine Kunden Gewinne.

Ich werde ein wenig über meinen Hintergrund während des Ansturms auf die 50 $-Marke und den darauf folgenden Kollaps beim Silberpreise erzählen, um auf den Punkt zu kommen. Auch wenn ich damals mehr über die kurzfristigen Bedingungen beim Silber wusste und zahlreiche Silber-Trades abwickelte, so wusste ich doch eigentlich nichts über Silber. Ja so ist es - ich hatte keine Ahnung von der wahren Geschichte, die hinter dem Silber steht, auch wenn ich selbst an ihr Teil hatte. Ich habe nichts Wichtiges über Silber lernen können, solange ich mich nicht selbst zwang, noch einmal einen Schritt zurückzutreten und wirklich darüber nachzudenken.

Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen bei der Entscheidung helfen, ob Silber immer noch eine so großartige Investitionschance ist, wie ich denke. Für mich gibt es große, fundamentale Unterschiede zwischen 1980 und heute. Ich denke, es sind genau diese Unterschiede, die sie, mehr als zuvor, zum Kauf und zum Halten von Silber anreizen werden. Kommen wir zu den Unterschieden, ohne dabei besonders auf eine Rangordnung zu achten.


1. Es gibt heute viel geringere Silberbestände als noch 1980; Milliarden von Unzen weniger. Grob ausgedrückt, gab es 1980 rund 4 Milliarden Unzen erhältliches Silber in den Lagern. Über die folgenden 28 Jahre wurden aufgrund des Silberdefizits rund 3 Milliarden Unzen Silber (100 Millionen Unzen jährlich) aus den Silberlagern entnommen und von der Industrie verbraucht oder in eine Form gebracht, aus der das Silber nicht mehr zurück auf den Markt gelangen kann - außer zu außergewöhnlich hohen Preisen. Mit anderen Worten: Über die letzten 28 Jahre wurden 75% der Weltlagerbestände an Silber aufgebraucht, wodurch uns nur noch eine Milliarde Unzen bleiben.

Bei einer Pro-Kopf-Rechnung sticht die Abnahme der Silberbestände in den weltweiten Lagern noch dramatischer hervor, weil die Bevölkerung der Erde in diesem Zeitraum um fast 50% anwuchs. 1980 gab es fast eine ganze Unze aus den Silberlagern für jeden Menschen, der auf der Erdoberfläche lebte. Heute bleibt davon nur noch ein Bruchteil - nur noch 15% einer Unze. Wenn man es nun anders ausdrückt, dann lag im Jahr 1980 die Pro-Kopf-Menge an gelagertem Silber sechsmal höher als heute. Allein bei dieser Betrachtung (eine Inflationsbereinigung ganz außen vor gelassen) sollte der heutige Silberpreis sechsmal so hoch liegen wie im Jahr 1980.

Wie kam es nun zu dieser Abnahme der Silberbestände. Ein ganzer Teil kam vom Great-Silver-Melt, damals verkauften die Leute aufgrund der hohen Preise silberhaltige Objekte. In viel größerem Maße kam von den Zentralbanken, die über lange gehegte Silberbestände verfügten, welche gleichzeitig als blödsinniges Silber-Leasing-Programm dienten. All diese Bestände existieren nicht mehr - die Zentralbanken sind fertig mit dem Silber-Dumping.


2. 1980 standen die Menschen Schlange, um sämtliche Arten von Silberobjekten zu verkaufen, da der Preis für die damaligen Zeiten hoch war. Heutzutage gibt es keine langen Schlangen, obwohl wir wieder zu solchen Preisen zurückkommen. Es kam damals zu monatelangen Arbeitsrückständen in den Raffinerien, so viel Silber wartete auf das Einschmelzen. Heute gibt es dort keinen Rückstand.

Auch wenn die Preise jetzt wieder ein Niveau erreicht haben, wie man sie das letzte Mal vor 28 Jahren hatte, so kam es zu Spannungen oder sogar zu Knappheit beim Investitionssilber. Im Jahr 1980 war das Gegenteil der Fall. Heutzutage sind die Käufer im Einzelhandel viel offensiver. Damals waren die Verkäufer offensiver. In der Öffentlichkeit galt der Silberpreis damals als überzogen. Das sollte sich dann auch für die folgenden 2 Jahrzehnte als korrekt herausstellen. Heute gilt Silber in der Öffentlichkeit als unterbewertet, weil gekauft und nicht verkauft wird. Ich denke, die öffentliche Meinung ist dahingehend korrekt.


3. Die Veränderungen bei den realen Angebots- und Nachfragezahlen sprechen heute viel eher für Silber als 1980. Bei Verbrauchsrohstoffen wie Energie, Industriemetalle und Agrarprodukte herrscht eine angespannte Angebotssituation. Beim Silber sieht es da nicht anders aus, schaut man auf die spärlichen Lagerbestände. Ja, wir bauen heute mehr Silber ab als im Jahr 1980, aber die Produktion aller anderen Rohstoffe hat sich ebenfalls ausgeweitet. Am Ende verbrauchen wir auch viel mehr Silber als damals.

Die Kernpunkte sind klar: Mehr Menschen, mehr Weltwirtschaftswachstum und eine Wirtschaftsaktivität, die so hoch ist wie niemals zuvor. Jetzt nehmen sie noch die immer schwerer zu findenden Angebotsquellen hinzu. Das anhaltende Wirtschaftswachstum von Brasilien, Russland, Indien und China, zusammen mit allen anderen Schwellenländern, all das gab es im Jahr 1980 noch nicht. Hierbei handelt es sich um eine Kraft, die man unmöglich aus der Bahn werfen kann. Bei der Nachfrage nach Rohstoffen werden die Verhältnisse von 1980 nicht wieder eintreten. Wir leben heute in ganz anderen Dimensionen bei der Rohstoffnachfrage.

Ein grundsätzlicher Unterschied in Bezug auf Silber liegt beim Defizit, das 28 Jahre lang, seit 1980, kontinuierlich aufgebaut wurde (und eigentlich bis 1940 zurückzuverfolgen ist). Die "Rechnung" dieser unvergleichlichen, defizitären Verbrauchsmuster beim Silber wird der Welt eines Tages präsentiert werden und sie schockieren. Wir haben das Silber, das ober- und unterirdisch existierte, verbraucht. Das Meiste davon ist einfach weg. Die Industrie verbraucht jährlich fast eine Milliarde Unzen Silber und die werden irgendwann einfach nicht mehr vorhanden sein.





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