Der Sargnagel für die Märkte?
24.04.2008 | Jochen Steffens
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Alles nur der Ölpreis?Dieser Chart scheint zu belegen, dass ein steigender Ölpreis sich dämpfend auf die Märkte auswirkt. Aber er zeigt auch etwas anderes: Offenbar sind die Unternehmen in der Lage sich immer besser gegen einen steigenden Ölpreis abzusichern. Nur der aktuelle Anstieg, ist offenbar derart massiv, dass das nicht mehr funktioniert.
Kann es sein, dass die fallenden Kurse mehr mit dem Ölpreis zusammenhängen, als allgemein vermutet? (zumindest redet kaum einer davon). Dieser Chart lässt zumindest eine Korrelation erkennen.
Ölpreis, der Sargnagel der Märkte?
Wenn dem so wäre, muss man sich fragen, ob dieser aktuell massiv ansteigende Ölpreis nicht der eigentliche Sargnagel der Märkte werden kann oder sogar ist. Vielleicht wird der Einfluss der Kreditmarktkrise massiv über- und der Einfluss des Ölpreises massiv unterschätzt?
Das scheint auch aus einem anderen Grund nachvollziehbar: Wenn der Ölpreis fällt, kommt es in den meisten Fällen zu einer deutlichen Erholung an den Märkten.
Fallender Ölpreis = steigende Kurse
Andersherum sieht man, dass häufig (nicht immer) starke Einbrüche des Ölpreises mit starken Kurssteigerungen einher gehen, hier einige Beispiele:
Diesmal geben die Rechtecke Phasen an, in denen der Ölpreis abrupt und deutlich einbricht. Jedes Mal kam es zu einer entsprechenden Rallye im S&P500.
Kann nur ein fallender Ölpreis die Märkte retten?
Sicherlich reicht es nicht, wenn der Ölpreis nun langsam auf "nur" 100 Dollar zurückfällt. Nach diesem starken Anstieg müsste schon ein schneller Kursrückgang auf mindestens 80 Dollar erfolgen, um eine entsprechend deutliche Rallye einzuleiten (wenn man, wie hier im Text davon ausgeht, dass der Ölpreis der Schlüssel zu den Bewegungen des Marktes ist). Je "crashartiger" solche Einbrüche sind, desto deutlicher werden offenbar auch die Rallyes.
Ich glaube trotz dieser vergleichsweise eindeutig erscheinenden Hinweise allerdings nicht, dass es "nur" der Ölpreis ist, der die Märkte bewegt, zumindest müsste man auch den Dollar und die Leitzinsen in diese Überlegungen mit einbeziehen. Dass aber der Preis des Öls, der Preis der Lebensdroge der hochindustrialisierten Wirtschaft, einen überaus wichtigen Einfluss hat, ist wohl kaum von der Hand zu weisen.
Steigt Öl noch auf 135 Dollar?
Das Problem: Im Moment sehe ich noch keine deutlichen Anzeichen für einen Preisrückgang im Öl. Meines Erachtens befindet sich der Ölpreis in einer Übertreibungsphase und solche sind bekanntlich nicht oder nur sehr schwer zu analysieren. Wenn ich höre, wer von meinen lieben Kollegen alles in Öl short gehen will, drängt sich mir das Gefühl auf, dass hier noch durchaus Spielraum nach oben ist. Ein charttechnisch bedeutsames Kursziel liegt bei ca. 135 Dollar. Ich denke, bei diesen Kursen wird sich dann auch eine entsprechende Ölpreispanik in den Medien entwickeln. Ich warte auf eine Schlagzeile in der deutschen "Bildungszeitung" Nr. 1, die da lautet: "Steigt der Ölpreis auf 200 Dollar?", oder: "Uns geht das Benzin aus", o.ä. Das wäre vermutlich ein guter Einstiegszeitpunkt, um auf einen fallenden Ölpreis zu setzen.
Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. Auch wenn die Indizes offenbar durch einen Ölpreisanstieg oft "nur" belastet sind, kann es doch sein, dass ein weiter steigender Ölpreis in der aktuellen Situation zu einer zweiten großen Abwärtswelle an den Märkten führt.
Viele Grüße
© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Investor´s Daily"