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Alan Greenspan: Das Zeitalter der Anmaßung (und der lange Weg zurück)

03.05.2008  |  Clif Droke
Die Anmaßung - Hybris - ist eine fantastische Sache. Diejenigen, die von ihr ergriffen wurden, bringt sie dazu, Sachen zu entschuldigen, die normalerweise unhaltbar sind.

Nehmen sie Alan Greenspan als Beispiel. Vor kurzem verfasste er ein Editorial in der Financial Times, in dem er behauptete, dass die Notenbank unter seinem Vorsitz keine Schuld an der Immobilienblase trage. Keinesfalls hat die Greenspan-Notenbank die verheerenden Folgen vorhersehen können, die ihre Geldpolitik zwischen 2001 und 2006 für den Immobilienmarkt und die allgemeine Wirtschaft mit sich bringen würde. "Es war nicht mein Fehler. Geben sie nicht mir die Schuld.", verlangt Greenspan.

Er wies sogar darauf hin, dass "das eigentliche Subprime-Problem" durch "Fehleinschätzungen" innerhalb der Gemeinschaft der Investoren befördert wurde. Schieben sie es also denjenigen, die verbriefte Sicherheiten herausgeben in die Schuhe. Geben sie den Investoren die Schuld. Aber bitte nicht dem "Maestro".

Ironischerweise scheinen viele der Kommentatoren in der Finanzpresse anfällig für diese selbstgerechte Herangehensweise zu sein. In Antwort auf Greenspans Unschuldsbekenntnis schrieb Martin Wolf ein Editorial in der Financial Times mit dem Titel: "Warum Greenspan nicht die größte Schuld trifft". Darin vertritt er folgende Auffassung: "Die Geldpolitik kann nicht für jede dieser Blasen verantwortlich gemacht werden." Anstatt die Schuld bei Greenspan zu suchen, verweist er den Leser darauf, den Blick woanders hinzulenken. Suchen sie die Verantwortung bei einer Kombination aus niedrigen langfristigen Real-Zinssätzen, der globalen Spar-Schwemme, der bisher so lang anhaltenden ökonomischen Stabilität und "der Liberalisierung der Hypothekenfinanzierung in vielen Ländern". Machen sie einen oder alle Faktoren dafür verantwortlich. Aber geben sie Greenspan nicht die Schuld!

Die Finanzpresse scheint sich darauf eingeschworen zu haben, die Fehlgriffe der Finanzpolitik ihres geliebten "Maestro" zu verteidigen. Vor nicht allzu langer Zeit veröffentlichte die Financial Times ein erstklassiges Bespiel für den schwärmerischen Geist, den die Presse in Bezug auf den ehemaligen Chef der Notenbank an den Tag legt. Das Bild des Alan Greenspan wurde großzügig über die Titelseite gepappt, zusammen mit der Überschrift "Greenspan besorgt über Immobilien", womit auf die Gefahren im Immobilienmarkt angespielt wurde.

Besorgt über die Immobilien? Diese Aussage bedarf eigentlich keiner weiteren Ausführung. Das spricht Bände über die schiere Arroganz und die absolute Dreistigkeit eines Mannes, der aufgrund seiner ultra-volatilen Geldpolitik großen Anteil am Entstehen des Hypothekenchaos hat.

War nicht Greenspan, in seiner Funktion als Chef der US-Notenbank, derjenige, der den Käufern von Häuser empfahl, sich auf flexible Hypothekenzinsen einzulassen…genau zu der Zeit, als die Zinssätze nach oben gingen? Und war er nicht derjenige, der an allererster Stelle beim Entstehen des Immobilien-Ballons mithalf, indem er den Leitzins zwischen 2001-2003 zu stark absenkte und es mit der Ankurbelung der Wirtschaft übertrieb? Und dennoch besitzt er die Kühnheit zu verkünden, dass die sich Immobilienpreise in einer "Blase" befinden und es immer noch einen "zweistelligen" Wertverlust bei Immobilien geben könnte, bevor alles vorbei sei.

Ich habe eine Weile darüber nachgedacht und sie werden mir zustimmen, dass das Wort, das die Herrschaft Greenspans als Chef der US-Notenbank wohl am besten beschreibt, "Berg-und-Tal-Bahn" lautet. Das bezieht sich auf das Auf und Ab der Geldpolitik während seiner Amtszeit. So wie der langjährige Notenbankchef William McChesney Martin für seine "leaning into the wind"- Geldpolitik berühmt gewesen ist, so berüchtigt war Greenspan für sein Zuweitgehen an beiden Enden des Konjunkturzyklus.

Mit Greenspan am Steuer fühlte es sich oft so an, als ob man mit der Wirtschaft Berg-und-Tal-Bahn fahre. Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf die letzten 10 Jahre seines Vorsitzes. Zuerst kam der Anstieg der Aktienpreise auf schwindelerregende Höhen Mitte bis Ende der 1990er Jahre, befördert durch seine extrem laxe Politik des Geldangebots. Dies führte zur Internet-Aktienblase und fiel mit der Politik des starken Dollars des damaligen Finanzministers Robert Rubin zusammen. Dann trat der alte "Maestro" 1999 auf die Bremsen des Geldangebots, was dem Tech-Wrack und dem Internet-Aktiencrash als Katalysator diente, gefolgt von einem ernsten Bärenmarkt und einer Wirtschaftsrezession bis ins Jahr 2001.

Als er seinen Fehlgriff realisierte, sah Greenspan zu, dass die Wirtschaft in den Jahren 2001-2003 eine massive Liquiditätsspritze erhielt. Dies beendete die Rezession und hob den Aktienmarkt schließlich aus der Flaute. Wie es seine Art war, ging Greenspan aber zu weit und ließ die Zinssätze zu tief sinken, was die Spekulation im Immobilien- und Grundstücksektor anheizte. Der Rest ist jüngste Geschichte, die hier nicht noch einmal wiederholt zu werden braucht.

Ein Aspekt dieser Geschichte ist jedoch von den meisten Experten nicht deutlich hervorgehoben wurden. Während jeder schnell zu der Einschätzung gelangt, dass Greenspans Fehler darin lag, dass er eine zu schnelle Kreditausweitung in Folge der 2000-2001 Rezession zugelassen hatte, so wird jener fatale Missgriff kaum erwähnt, der den Kredit-Großbrand entfachte. Es war die rapide Umkehr seiner laxen Geldpolitik im Jahr 2004, die die Wirtschaft auf ihren Weg zum Hungertod brachte. Die Zinssatzerhöhungen, die auf diesem Weg schrittweise erfolgten, halfen das Verderben der Immobilienblase zu besiegeln. Wieder einmal richteten die Berg-und-Tal-Bahn-Allüren des Alan Greenspan den meisten Schaden an und die Wirtschaft bekommt immer noch die Nachwirkungen zu spüren.

In der schon zuvor erwähnten Ausgabe der Financial Times gibt es noch einen weiteren Artikel, der sich mit Greenspans Haltung gegenüber der Entscheidung der Notenbank befasst, die sich dafür aussprach, die Inflationsziele zu veröffentlichen. Er sagte: "Ich sehe einfach keinen Nutzen für eine solche Institution wie die Notenbank, die da sagt, wir streben die-oder-jene Strategie an." Das müssen sie sich erst einmal vorstellen - die Notenbank und eine Strategie verfolgen!






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