Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Spotmarkt, Contango und Backwardation

26.05.2008  |  Werner Hedrich
Fondsanleger auf dem Weg an die Warenterminbörsen. Wie können Privatinvestoren direkt in Öl, Gold oder Weizen investieren?

18 unterschiedliche Fonds mit direkten Rohstoff-Engagements werden mittlerweile in Deutschland angeboten. Die Fonds der Kategorie "Rohstoffe direkt" investieren in Derivate, die die Entwicklung verschiedener Rohstoffe wie Energie, Edelmetalle, Basismetalle und Agrarrohstoffe nachbilden. Sie können mittels Derivaten auch Leerverkäufe tätigen. Diese Fonds sind von Sektoraktienfonds abzugrenzen, die in Energieaktien wie Exxon oder Total investieren oder in Bergbaukonzerne we BHP Billiton oder CVRD anlegen (Kategorie Industriematerialien). Die Goldminenaktienfonds finden sich in der Kategorie "Sektor Edelmetalle" wieder (siehe hierzu rechte Seite).

Meist müssen sich Anleger bei diesen direkt an den Warenterminbörsen aktiven Fonds nochmals entscheiden, ob sie eine währungsgesicherte oder ungesicherte Anteilsklasse erwerben möchten. Eine Entscheidung, die nicht ganz unerheblich ist, zieht man den jüngsten Dollarverfall in Betracht. Die Future- und Optionskontrakte auf Öl, Gas, Gold oder Kupfer lauten auf US-Dollar.

Allerdings scheint der fallende US-Dollar auch ein Preistreiber an den Warenterminbörsen zu sein. Rohstoffproduzenten und -länder wollen für den Wertverfall des Greenbacks entschädigt werden, kaufen sie Vorleistungen und Maschinen für die Förderung auch im Euroraum oder Asien ein. Die Währungsfrage für direkte Rohstoff-Investments ist eine komplizierte, Anleger müssen sich damit näher beschäftigen und am besten eine Meinung zum Austauschverhältnis Euro-Dollar haben.

Insgesamt stehen mehr als 70 Anteilsklassen für Investments offen (Währungsabsicherung, thesaurierende und ausschüttende Tranchen). Kurzum: Privatanleger haben die Qual der Wahl. Wir stellen im Folgenden den ältesten in Rohstoff-Derivate investierenden Fonds, das vom Volumen her größte Investmentvehikel und den in den letzten zwölf Monaten am stärksten performenden Fonds vor.


Der Doyen: DWS Gold Plus

Dieser Fonds wurde vor 14 Jahren aufgelegt. Ziel ist es, besser als die Wertentwicklung des Goldes zu sein. Maßstab ist der in den Nachrichten oft zitierte Goldpreis pro Feinunze am Spotmarkt von aktuell rund 870 US-Dollar. Am Spotmarkt werden Preise für das Heute-und-Jetzt gehandelt, während an den Future- und Optionsmärkten Preise für Lieferungen in der Zukunft festgesetzt werden. Neben Gold legt Fondsmanager Pierre Martin noch in die Edelmetalle Silber, Platin und Palladium an.

Die Rendite des Fonds setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen: 40% der Anlagegelder sind direkt in physisches Gold investiert; die Barren liegen in der Tresoren der Bank of England. Der Rest des Edelmetallengagements wird mit Positionen über Derivate (Futures und Optionen) an den Warenterminmärkten eingegangen.

Die Herausforderung dabei ist, dass der Gold-Future sich in Contango befindet, was zu negativen Roll-Renditen von 8 bis 10% jährlich führt. Contango bedeutet, dass die Preise für in der Zukunft liegende Goldlieferungen höher liegen als die Preise für Lieferungen in zwei Monaten oder am Spotmarkt (Heute-und-Jetzt-Markt). Contango beschreibt die Preissituation bei Warentermingeschäften, bei der der aktuelle Martkpreis für Rohstoffe niedriger ist als der Terminpreis (Liefertermin in der Zukunft). Bildlich gesprochen sind die Äpfel am Baum teurer als die Äpfel auf dem Wochenmarkt. Die umgekehrte Formation auf der Future-Kurve nennt man Backwardation. Dann sind die Äpfel am Baum günstiger als auf dem Wochenmarkt.

Futures haben eine Endfälligkeit und spätestens an diesem Tag müssen Kontrakte in die darauf folgenden Kontrakte gerollt werden. Dabei entstehen wegen des Contango am Goldmarkt jährlich 8 bis 10% Verlust. Aufgabe des Fondsmanagers ist diese Verluste möglichst bei 8% zu halten.

Kompensiert werden diese Rollverluste einerseits vom Preisanstieg des Basiswertes Gold. Rückläufige Goldnotierungen (Basiswert des Futures) werden dagegen durch die Rollverluste verstärkt. Andererseits ist mindestens die Hälfte des Fondsvolumens in kurzfristige Euro- oder Dollaranleihen investiert. Die Anleihen dienen als Sicherheit (Collateral) für die Goldfutures. Diese Short Term Notes werfen Renditen in Höhe des 3-Monats-Euribor ab, was aktuell fast 5% bringt.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"