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Technische Silber-Trends (2)

02.06.2008  |  Adam Hamilton
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Als die Fed Mitte März 2008 die Leitzinsen um 75 Basispunkte senkte, stieg der US-Dollar-Index stark an, da die Zinssenkung für den Dollar nicht so bärisch war wie die erwarteten 100 Basispunkte. Viele Futures-Trader leben immer noch im alten Paradigma der Phase Eins, in der das Schicksal des Dollar der primäre Treiber für Gold war. Die mäßige Dollar-Rallye (die Realzinssätze waren immer noch deutlich negativ) nach der Zinssenkung führte zu aggressiven und übermäßigen Goldverkäufen.

Gold brach in denselben paar Tagen, in denen Silber um 16,9% einbrach, ebenfalls um 9,3% ein. Silber-Trader blicken bei ihren Entscheidungen unvermeidlich auf Gold und der scharfe Abverkauf von Gold machte sie verständlicherweise nervös. Der fallende Silberpreis schockierte infolge die Silberaktien-Trader. Die meisten dieser Aktien brachen viel stärker ein als dieser, für Silber noch relativ gemäßigte Crash vermuten ließe. Es waren drei hässliche Tage für alles, was mit Edelmetallen zu tun hat.

Obwohl das damals ein schmerzhaftes Ereignis war, kommt es auch hier auf die richtige Perspektive an. Am 20. März, 3 Tage nach der Zinssenkung durch die Fed, schloss Silber bei 16,71 $. War das ein schlechter Preis? Keinesfalls! Silber hat dieses Niveaus erst 30 Handelstage davor, Anfang Februar, zum ersten Mal erreicht. Ein Silberpreis von 16 $ und mehr ist über Jahrzehnte gesehen immer noch ein glänzendes Hoch! Silber handelte 2007 bei durchschnittlich 13,36 $, das heißt sein Crash-Tief von 16,71 $ liegt immer noch 25,1% über dem Durchschnitt von 2007. Ist es rational, sich über einen derartig großen Gewinn zu ärgern?

Im Dezember, als Silber immer noch zwischen 14 $ und 15 $ kämpfte, hätten Silber-Trader ein Preisniveau von 16 $ bis 17 $ stürmisch gefeiert. Diesmal war ihre Perspektive allerdings durch das Niveau von 20 $ bis 21 $ von Anfang März verzerrt. Silber wirkte zwar kurzfristig, über 1 Monat betrachtet, schwach, doch über 3 Monate betrachtet war es immer noch stark. Im weiteren Kontext dieses Bullenmarktes sollten die Silbertrader angesichts solch hoher Preise nach einem starken Einbruch vor Freude springen.

Eine verfälschte Perspektive führt zu schlechten Trading-Entscheidungen, da die Konzentration auf aktuelle Ereignisse und der Verlust des größeren Bildes extreme emotionale Schwankungen mit sich bringen. Sobald Sie einmal aufgrund ihrer eigenen Gier und Angst entscheiden, anstatt von den Emotionen Anderer zu profitieren, ist die Schlacht bereits verloren. Alle guten Trader bemühen sich, die richtige Perspektive zu behalten und die momentanen Ereignisse nicht zu hoch zu bewerten.

Ein weiterer Faktor, der psychologisch negativ auswirkt, ist das fehlende Wissen um den Modus Operandi von Silber. Silber ist seit Jahrzehnten, vielleicht schon seit Jahrhunderten, für seine extreme Volatilität bekannt. Trader, die in Silber investiert sind, sollten die Geschichte dieses Metalls ein bisschen studieren, um eine Idee davon zu bekommen, was sie erwarten müssen. Weder der starke Anstieg im Februar, noch der heftige Rückschlag im März waren für Silber außergewöhnlich. Beobachter von Silber wissen sehr gut, dass nach einem vertikalen Anstieg die Wahrscheinlichkeit für eine scharfe Korrektur sehr hoch ist.

Trader, die von Silber nichts anderes erwarten als sein übliches Verhalten, waren von der Volatilität rund um das Zwischenhoch von Anfang März sicherlich nicht überrascht. Der Einbruch von Silber endete wie gewohnt und es begann, einen neuen, hohen Konsolidierungs-Trendanal zu bilden. Nichts Außergewöhnliches.

Wie Sie oben sehen können tendiert diese neue Konsolidierung bisher seitwärts oder leicht nach unten. Dieser anfängliche Abwärtstrend ist kein Problem und in einer hohen Konsolidierung nicht unüblich, bis sicher der Trend wieder voll stabilisiert. Letztendlich wird sich Silber auf einem neuen Niveau stabilisieren und seitwärts tendieren, bis die Aufregung rund um dieses Metall wieder einsetzt.

Die absoluten Preisniveaus dieser Konsolidierung sind der entscheidende Punkt, um die heutigen technischen Silber-Trends zu verstehen. Seit seinem letzten Crash erholte sich Silber im Bereich von etwa 16 $ bis 18 $. Das ist angesichts seines bisherigen Bullenmarktes ein exzellentes Niveau, das aufgrund der bisherigen Erfahrungen in diesem Bullenmarkt auch nachhaltig erscheint. Wenn sich dieses Niveau tatsächlich halten sollte, hat diese junge Konsolidierung sehr bullische Vorzeichen für die Trader von sowohl Silber als auch Silberaktien.

Der nächste Chart fokussiert etwas breiter, um den Zusammenhang besser zu verstehen. Er zeigt die letzten paar Jahre des säkularen Silberbullenmarktes. Der letzte parabolische Anstieg und darauffolgende Crash spiegeln die Ereignisse von 2006 wider. Auch wenn die Untersuchung der Vergangenheit die Zukunft nicht voraussagen kann, so hilft sie uns sicherlich zu verstehen, wie Silber sich tendenziell verhält und ein entsprechendes Trading anhand dieser Tendenzen erhöht unsere Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich.

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Anfang 2006 begann Silber eine viel extremere Parabel als wir sie dieses Jahr erlebt haben. Silber schoss von August 2005 bis Mai 2006 um 124% nach oben! Das war eine wunderbare und hochprofitable Episode für Silber-Enthusiasten. Der Vergleich dieser Parabel und ihrer Nachwirkungen mit der Parabel von 2008 erzeugt ein sehr bullisches Bild von Silber. Beachten Sie, dass diese beiden Ereignisse auch im Chart sehr ähnlich aussehen.

Die Parabel von 2006 war in jeder Hinsicht größer und wilder als jene von 2008. Erstere stieg über 9 Monate um 124% an, Letztere um 80,5% in 7 Monaten. Im Frühjahr 2006 trieben die Trader den Silberpreis derart schnell nach oben, dass er bei seinen beiden Hochs das 1,704-fache und das 1,651-fache seiner 200-Tages-Linie erreichte. Diese glänzenden Werte für relatives Silber (rSilver - der Silberpreis dividiert durch seine 200-Tages-Linie) offenbaren die Euphorie rund um das Hoch vom Mai 2006.

Damals herrschte wirkliche Aufregung rund um Silber und Silberaktien. Wenn Sie auch damals Silber oder Silberaktien getradet haben, kennen Sie den Unterschied in der allgemeinen Marktstimmung zwischen damals und Mitte März 2008. Während die Trader im Mai 2006 wirklich euphorisch waren, hat die Aufregung im März 2008 gerade erst begonnen. Relatives Silber erreichte gerade einmal das 1,465-fache der 200-Tages-Linie.

Dies ist zwar ein hoher Wert, aber noch lange nicht euphorisch. Ich vermute, dass Silber in diesem Frühjahr die Phase der Euphorie erreicht hätte, doch leider hat der von der Fed ausgelöste Einbruch des Goldpreises den letzten Silber-Aufschwung kurzgeschlossen, bevor er sich voll entfalten konnte. Das ist sicherlich enttäuschend, aber so spielt das Leben. Exogene Ereignisse können, mit dem richtigen Timing, manchmal laufende Trends aus der Bahn werfen.





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