Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ein tobender Bulle(nmarkt)

25.06.2008  |  Redaktion
In einem Interview mit dem Daily Telegraph sagte George Soros, dass ein schwacher Dollar, das schrumpfende Angebot von den alternden Ölfeldern, die Subventionen für Brennstoffe von Seiten der Regierung und eine Rekordnachfrage aus Indien und China den parabelförmigen Anstieg der Energiepreise erklären könnte.

Gleichzeitig wies er aber auch darauf hin, dass der Rohölmarkt in auffälliger Weise durch Spekulationen aufgebläht sei. "Die Spekulationen haben einen immer stärkeren Einfluss auf die Preise, die eine parabelartige Form annehmen. Diese Form ist ein Charakteristikum von Blasen."

Doch Soros warnte, dass eine Ölblase nicht platzen würde, solange die Vereinigten Staaten und die britischen Ökonomien nicht in eine Rezession abrutschen, woraufhin die Ölpreise dann dramatisch einbrechen könnte: "Man darf auch damit rechnen, dass die Blase irgendwann eine Korrektur erfahren wird, dies ist jedoch nicht wahrscheinlich, ehe nicht eine Rezession auch wirklich die Nachfrage reduziert. Der Anstieg der Preise von Öl und Lebensmitteln wird dazu führen, dass die Rezession noch schwerer und wirkungsvoller ausfällt."

Es ist gefährlich, in einem wütenden Bullenmarkt nach der Spitze zu greifen, da Blasen sich weiter ausdehnen können, als sich irgendjemand vorher hätte ausmalen können. Am 20. Mai sagte T-Boone Pickens gegenüber dem Sender CNBC, dass er damit rechnen würde, dass der Ölpreis auch weiterhin steigen würde: "Ich gehe davon aus, dass er in diesem Jahr noch die 150 Dollar Marke erreicht haben wird", stellte er fest.

Am nächsten Tag forderte der bald abzusetzende israelische Premierminister Ehud Olmert eine Marineblockade des Iran durch die Vereinigten Staaten. Wenn es dazu kommt, dann könnte der Ölpreis bald die 200 Dollar pro Barrel erreichen.

Wer sorgt dafür, dass sich die Blase am weltweiten Ölmarkt ausdehnt? Die amerikanische Zentralbank ist der Hauptschuldige, weil sie den Leitzinssatz von 325 Basispunkten auf negative 2% - angepasst an die Inflation - gesenkt hat und die amerikanische Geldmenge M3 gegenüber dem Vorjahr um 16,5% erhöht hat.

Grund dafür war der verzweifelte Versuch, ein Abrutschen des untergehenden amerikanischen Bankensektors zu stoppen. Indem man die Zinssätze bis in den negativen Bereich hinein senkte, hoffte die Zentralbank, zu mehr Spekulation bei den Rohstoffen anzuregen. Indem sie den Dollar nach unten drückt, wollte sie die Preise für die auf den Dollar notierten Rohstoffe nach oben treiben - so auch die Preise von Rohöl und Gold.

Bislang haben die aggressiven Zinssenkungen der Zentralbank noch keine nennenswerte Zugkraft am S&P Bankenindex zur Folge gehabt. Dieser liegt auch weiterhin in der Nähe der Tiefstwerte aus dem Monat Mai darnieder und damit um 40% unter den Werten von vor einem Jahr. Damals hatten die Banken Hunderte von Milliarden an Verlusten aufgrund der giftig gewordenen minderwertigen amerikanischen Hypothekenschulden bekannt machen müssen.

Das einseitige Interesse der Zentralbank an einer Rettung des Bankensektors - ohne sich dabei um die inflationären Folgen des eigenen Tuns zu kümmern - hat dazu geführt, dass die "Hüter des Rohöls" aufgetaucht sind. Sie bestrafen die Zentralbanker mit deutlich höheren Ölpreisen, immer dann, wenn diese auf eine missbräuchliche Weise mit der Geldmenge umgehen.

In der Vergangenheit hat ein scharfer Konjunkturrückgang in der amerikanischen Wirtschaft - dem größten Ölschlucker der Welt - normalerweise regelmäßig dazu geführt, dass die Preise von Rohöl und anderen Rohstoffen nach unten gedrückt wurden. Aber die Zentralbank wurde vollständig überrascht, als sich die Ölpreise verdoppelten, und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die amerikanische Wirtschaft im ersten Quartal in eine Rezession abrutschte.

"Der aktuelle Ölpreis steht in keinerlei Bezug zu den Grundlagen des Marktes", erklärte der saudische Ölchef Ali al-Naimi am 5. März. "Er ist an eine gewaltige Spekulation auf die Rohölfutures gekoppelt. Es gibt sogar Spekulanten, die Futures kaufen und darauf spekulieren, dass der Ölpreis bis zum Jahr 2013 die 200 Dollar Marke erreicht haben wird", sagte er.

Am 28. April 2008 stellte der Chef der OPEC, Chakib Khelil fest, dass die Rohölpreise steigen; "obwohl das Angebot angemessen ist, denn der Markt wird vom Abrutschen des Dollars getrieben. Jedes Mal wenn der Dollar um eine Prozentpunkt fällt, steigt gleichzeitig der Preis eines Barrels Öl um 4% und umgekehrt. Wenn der Dollar sich also z.B. um 10% erholen würde, dann besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Ölpreise um 40% fallen werden", stellte er fest.

Doch eine so einfache Logik hat ihre Grenzen. China, Indien, Russland und der Nahe Osten verbrauchen heute zusammen mehr Rohöl als die Vereinigten Staaten. Sie verbrennen am Tag 20,7 Millionen Barrel, das ist ein Anstieg von 4% gegenüber dem Vorjahr, heißt es von der Internationalen Energieagentur.

Die Schwellenökonomien gleichen den Durchhang des Ölmarktes aus. Sie können eine Kontraktion der amerikanischen Nachfrage nach Öl um 1,3% auf 20,3 Millionen Barrel in diesem Jahr mehr als ausgleichen. Somit ist es durchaus möglich, dass eine milde Rezession in den westlichen Ökonomien und in Japan die weltweite Nachfrage nach Öl nicht schwächt.

Und die großen ölexportierenden Länder wie Russland, Mexiko und auch die OPEC selbst wachsen so schnell, dass der eigene Energiebedarf innerhalb der Landesgrenzen die Menge des Öls beschränken wird, die man ins Ausland verkaufen kann. Die landeseigene Nachfrage in Saudi Arabien, in Russland, in Norwegen, im Iran und in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist im vergangenen Jahr um 6% angestiegen.





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"