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Versteckte Nichterfüllung beim Silber?

18.06.2008  |  Theodore Butler
- Seite 3 -
Während es einfach ist, zu beweisen, dass es Leerverkäufe und auch nackte Leerverkäufe im SLV gibt, kann man die Mengen nicht so leicht festmachen. Ich bin überzeugt, dass viele dieser nackten Leerverkäufe in keinem Bericht auftauchen. Meinen derzeitig besten Schätzungen zufolge, müsste die Gesamtmenge der seit dem 15.April leerverkauften SLV-Anteile zwischen 2,5 Millionen bis 5 Millionen liegen. Das entspricht einer Silbermenge zwischen 25 Millionen und 50 Millionen Unzen. Um es ganz deutlich zu sagen: Ich glaube, dass die Käufer SLV-Anteile für mehr als 25 Millionen bis 50 Millionen Unzen Silber gekauft und bezahlt haben, welche jedoch nicht physisch im Trust hinterlegt sind. Kann ich das beweisen? Nein. Behaupte ich das aufgrund von vagen Vermutungen und ohne gründliche Betrachtung? Nein. Könnte die Menge der Anteile, die von den nackten Shorts am SLV leerverkauft wurden, unter meinen Schätzungen liegen? Ja. Könnte die Menge der Anteile, die von den nackten Shorts am SLV leerverkauft wurden, über meinen Schätzungen liegen? Ja.

Im Interesse einer vollständigen Aufklärung habe ich in dieser Angelegenheit schon versucht, mich an die betreffenden, höheren Stellen zu wenden. Vor einigen Wochen habe ich Barclays Global Investors (BGI) von meinen spezifischen Bedenken in Kenntnis gesetzt und sie in diesem Zusammenhang um eine interne Klärung gebeten. Da ich ihrerseits noch keine Anstrengungen in dieser Angelegenheit sehen konnte und auch meine Beschuldigungen nicht zurückgewiesen wurden, beschloss ich mit dieser Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu gehen. Zudem schrieb auch einer meiner Kollegen an Barclays. Im Verlauf ihres Austausches wurden die heute von mir beschriebenen Informationen entweder bestätigt oder zumindest nicht geleugnet.

Was hat das nun alles für den Silbermarkt im Allgemeinen und für die Investoren im SLV im Speziellen zu bedeuten? Für den Silbermarkt könnte nichts bullischer sein oder aber nichts beunruhigender. Wenn ich richtig liege, dann sind mit größter Wahrscheinlichkeit einer oder mehrere der Autorisierten Marktteilnehmer (Authorized Participants – APs) – vielleicht sogar Barclays selbst – Kandidaten für die großen nackten Shorts im SLV. Und man kann sich nur schwerlich vorstellen, dass diese nackten Leerverkäufer im SLV nicht dieselben sind, wie die großen konzentrierten Shorts an der COMEX.

So bullisch für Silber daran ist, dass es nur einen guten Grund für die nackten Leerverkäufe von SLV-Anteilen gibt: Weil das verfügbare Silber, dass man dazu hätte kaufen und in die Lager der Verwalter bringen müssen, nicht existiert. Anstatt draußen den Silberpreis offensiv in die Höhe zu treiben, ist es unendlich einfacher, die Anteile einfach nur leerzuverkaufen. Keiner würde dahinter kommen und es würde den Preis schön in den Schranken halten. Das bestätigt aber auch, dass physisches Silber möglicherweise nicht mehr in großhandelstypischen Mengen erhältlich ist. Das würde, mit anderen Worten, der Beweis für einen Knappheit im Silbergroßhandel sein, der mit einer Knappheit im Einzelhandel einhergeht.

Angenommen meine Zahlen sind korrekt, dann ist es beunruhigend, dass sich der gleiche Betrug und die gleiche Manipulation, wie sie schon mit den konzentriert leerverkauften Silber-Futures an der COMEX besteht, nun auch auf den SLV ausgeweitet hat. Und wenn dem so ist, dann vielleicht auch noch von denselben Akteuren. Denken Sie einmal darüber nach: Warum sollte irgendjemand, der bereitwillig Hunderte von Millionen Unzen bei den COMEX-Silber-Futures short verkauft hat, zögern, eine weiter zweistellige Millionenzahl an Unzen im SLV zu verkaufen, nur um den Schwindel am Laufen zu halten? Wer A sagt, muss auch B sagen. Vielleicht hat der Druck auf die konzentrierten Shorts an der COMEX die Manipulatoren dazu gebracht, am SLV leerzuverkaufen, um die Short-Position an der COMEX am Wachsen zu hindern?

Was aber am meisten von allem beunruhigt (abgesehen von der Manipulations-Connection), ist, dass es bei den Leerverkäufen der SLV-Anteile um etwas geht, dass man erst in Zukunft beim COMEX-Silber erwartet – Lieferverzug. Wenn im SLV umgerechnet 25 bis 50 Millionen Unzen Silber leerverkauft wurden (vielleicht weniger, vielleicht mehr), dann entspricht das 5000 bis 10.000 COMEX-Kontrakten. Wenn Käufer an der COMEX auf die Lieferung von 5000 bis 10.000 Kontrakten bestehen würden und die Verkäufer nicht im vorgegebenen Zeitraum liefern könnten, dann würde jeder wissen, dass es hier eine richtig große Nichterfüllung gegeben hat und das würde wiederum für den Silberpreis und den ETF die ernsthaftesten (die bullischsten) Auswirkungen haben, die es überhaupt geben kann.

Ich bitte Sie, nutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand. Falls Käufer, wie ich behaupte, 25 Millionen bis 50 Millionen Unzen Silber im SLV gekauft und bezahlt haben und die Verkäufer entgegen den Vereinbarungen kein Silber hinterlegt haben, sondern stattdessen nur Anteile leerverkauft haben, haben wir es dann nicht per se mit einer Nichterfüllung zu tun? Ist das nicht dasselbe, wenn der Lieferung von 10.000 Kontrakten an der COMEX nicht nachgekommen werden kann? Sollte es nur deshalb keine Nichterfüllung sein, weil keiner davon wusste, solange, bis es ihnen erklärt wurde?

Sollten sich meine Berechnungen am Ende auch als überzogen darstellen, was das nackte Leerverkaufen im SLV betrifft, so habe ich doch ein Szenario angesprochen, dass problemlos Realität werden kann und das, meines Wissens nach, noch nie zuvor öffentlich angesprochen wurde. Leerverkäufe (und nackte Leerverkäufe) dieser Anteile existieren und hinter diesen Anteilen gibt es kein Silber. Allermindestens sollte dies im Keim erstickt werden – von Barclays, der SEC, und jede Form von Leerverkäufen von SLV-Anteilen, ganz gleich welchen Typs, sollte strikt verboten werden. Die Short-Verkäufer sollten auch schön dort bleiben, wo sie ohnehin schon sind – an der COMEX und in der Derivate-Jauchengrube. Jeder Silberinvestor (und jeder Goldinvestor) sollte sich Gedanken über die Einzigartigkeit dieser ETFs machen - in Bezug auf die unmittelbare Nähe zum und die Umwandelbarkeit in Metall. Dies macht die ETFs zu einem potentiellen Werkzeug für Betrug, Manipulation und Vertragsverletzung.

Was können die SLV-Investoren nun dahingehend unternehmen? Einige Dinge gehen mir da durch den Kopf. Erstens, verkaufen Sie jetzt nicht empört und überhastet Ihre SLV-Anteile, um dann anschließend den Silbermarkt zu verlassen. Sie würden sich ins eigene Fleisch schneiden. Silber steht kurz davor zu explodieren, das ist meine Meinung. Wenn Sie nun Ihre Anteile liquidieren, bevor es dazu kommt, dann wäre das dumm und Sie würden den Tag verfluchen, an dem Sie sich dazu entschieden haben. Sie sollten jedoch auch nicht komplett passiv auf Ihren SLV-Anteilen sitzen blieben und vorgeben, dass diese Leerverkäufe unwichtig seien.

Wenn Sie können, dann wechseln Sie zum echten Silber, entweder in Ihrem eigenen, direkten Besitz oder vertrauen Sie die Lagerung Ihres Silbers einem professionellen Betreiber an. Ein Wechsel bedeutet einen Transfer von einer Anlage zu einer anderen. Treffen Sie die Vorkehrungen zum Kauf von echtem Silber, bevor Sie Ihre SLV-Anteile verkaufen. Versuchen Sie nicht, pfiffig zu sein und den richtigen Moment im Markt auszureizen. Und zum x-zigsten Mal: Zur professionellen Lagerung (von 1000 oz-Barren) gehören Zertifikate über Seriennummern, Gewichte und Prägestempel aller Barren, die nur ihnen gehören. Auch müssen Sie die Möglichkeit haben, sich die Barren auf Anfrage ausliefern zu lassen und lassen Sie die Barren nicht durch Ihren Händler, sondern separat durch jemanden anderen, von dem Sie diesen Barren nicht gekauft haben, einlagern. Bitte fragen Sie mich nicht nach diesem oder jenem Programm – stellen Sie nur sicher, dass die eben genannten Bedingungen erfüllt sind.





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