US-Fed blinzelt: Propaganda und Bluffs
14.07.2008 | Jim Willie CB
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Im Umkehrschluss steigt der EuroSogar die EZB ist der Verbreitung von fadenscheinigen Nachrichten schuldig. Es war alles nur Getöse! Vielleicht sollten sie ihre offiziellen Zinsleitsätze anheben, aber sie sind wegen der Talfahrten der Immobilienbranche aufgeschmissen, wegen der wirtschaftlichen Verlangsamung und ebenfalls wegen der Bankenkrisen. In den letzten Wochen haben sie ein tapferes Verhalten gezeigt, als die Deutschen trotzig behaupteten, sie würden vielleicht bald ihre offiziellen Zinsleitsätze anheben, was den US-Dollar weiter schwächt, damit sie die Wirtschaft in der gesamten Europäischen Union lenken und schützen können. Würden sie sich wirklich um die Inflation scheren, würden sie das jährliche Wachstum des Euros um 12% einfrieren.
Es ist alles nur Gerede, Spielerei in einem großen Kampf, die Bankenvormacht aus den Händen der korrupten Amerikaner zu reißen, die ohne jegliche Kontrolle weitermachen. Am Mittwoch war der Vorsitzende der EZB, Jean Claude Trichet, in Abwehrhaltung. Er lehnte die Vorstellung ab, die EZB würde vor Dezember die Zinsleitsätze dreimal anheben. Er versuchte dafür zu plädieren, die EZB würde eher vielleicht eine Anhebung anordnen. Die Leitsätze werden überhaupt nicht steigen. Sie werden damit klarkommen müssen, dass es einen immer größeren Konflikt in der Europäischen Währungsunion geben wird, wie es in den Hat Trick Letters der letzten Monate besprochen wurde. Die südlichen Länder sind durch die Immobilienkrisen geschwächt, durch Hypothekendesaster und damit verbundene enorme wirtschaftliche Abschwächung. Sie brauchen niedrigere Zinsleitsätze, aber die Deutschen, die die EZB anführen, weigern sich nachzugeben. Ein potentieller Zusammenbruch der Europäischen Währungsunion und des Euros zeichnet sich ab.
Die Euro-Währung ist in den letzten Wochen durch den Glauben an die Propaganda geschwächt worden, dass die US-Notenbank als nächstes ihre offiziellen kurzfristigen Zinssätze senken würde. Das hätte das Differenzial zwischen den offiziellen 4% der EZB-Leitzinsen und den offiziellen 2% der US-Notenbank ausgeglichen. Wie ich in meinem Artikel der letzten Woche sagte, wird keine der Zentralbanken in absehbarer Zeit ihre Zinsleitsätze anheben. Nicht, wenn wirtschaftliche Schwäche, Verletzbarkeit der Immobilienbranche und Bankenkrisen weiterhin verheerende Schäden anrichten. Am Mittwoch war der Euro im Handel extrem weit unten.
Als bekannt wurde, dass die US-Notenbank nichts unternehmen würde und sie bezüglich des US-Dollars das Bild der Hilflosigkeit als eingefleischte Politik zeichneten, schnellte der Euro nach oben. Er liegt nun um 150 Punkte höher. Die Stellungnahme von Goldman Sachs schraubte den Euro sogar noch höher und beleuchtete die US-Bankenschwäche noch einmal näher. Der gekünstelte Aufschwung des US-Dollars ist offiziell erledigt, gar gekocht, stecken Sie eine Gabel rein. Eine umfassendere Analyse erscheint in der Juliausgabe des Hat Trick Letters in einigen Wochen. Fürs Erste schauen Sie sich nur einmal die enormen Bewegungen des Euro an einem einzigen Tag an. Das Gegenteil geschah im US-Dollar DX Index, der um mehr als 50% vom Euro übertroffen wurde.
Der kurzzeitige Sprung der US-Schwatzanweisungen
In den vergangenen Wochen ist die Rendite der 2-Jahres-Schatzanweisung plötzlich gestiegen. Die Rentenhändler akzeptierten den Vorschlag einer eventuellen US-Notenbank Leitzinsverschärfung als Antwort auf eine schmerzliche Preisinflation. Sie übersahen die Immobilienkrise, die wirtschaftliche Abschwächung und die sich verschlechternden Bilanzen, allesamt Faktoren, die eine mögliche Senkung der offiziellen Leitsätze unmöglich machen. Sicher, die Deutschen und die Amerikaner hadern mit sich selbst und befinden sich in einem Konflikt. Alle haben Sprüche über die Preisinflation geklopft, stahlen sich gegenseitig den Mantel der Führung. Aber trotz all der Rhetorik und der Angeberei, die Fakten bleiben bestehen.
Die zwei Wirtschaftssysteme von Europa und den USA können sich keinesfalls eine Verschärfung der Leitzinsen leisten. Würde man höhere Leitzinsen anordnen, würde man beide Wirtschaften über die Klippe stürzen, geradewegs in einen Abwärtsstrudel. Die Akzeptanz einer Leitzinsanhebung zeigt Naivität erster Güte und rücksichtslose Dummheit noch dazu. In den Minuten nach der Ankündigung der US-Notenbank erholte sich das kurze Ende der US-Bonds. Die US-Schatzanleihen zeigen ganz deutlich die wirtschaftliche Abschwächung und die fortschreitende endlose Rezession. Die Lücke zwischen der 2-Jahres-Schatzanleihe und dem Ziel von 2% für Fed-Funds wurde verkleinert. Man sah ein, dass das Spiel vorbei ist.
Die US-Notenbank hat geblinzelt und die Gold Long-Positionen und Dollar Short-Positionen haben auf ihren Bluff erfolgreich reagiert. Unten sehen Sie den Anleihenkapital-Chart in Minutenticks. Die 2-Jahresschatzanleihe schwirrte oberhalb der 3%-Marke herum. Nach der Ankündigung fiel sie drastisch auf 2,8% und steht jetzt bei 2,7%. Die kurzfristigen US-Staatsgelder schreien schon wieder "Rezession". Übereinstimmend mit diesen lauten Schreien ist die damit verbundene schmerzliche Ahnung, dass die US-Notenbank fast sicher die offiziellen Sätze widerwillig senken wird. Geben Sie ihr ein paar Monate. Mit der nächsten Leitzinssenkung werden die gesamte Notenbank-Führung, die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank und alle Integrität des US-Dollars aus dem Fenster geworfen.