Die Risikoprämien der Banken explodieren
27.07.2008 | Robert Rethfeld
Der Eigenkapitalbedarf der Banken wächst, das Geld ist knapp. Wie eine Sirene umgarnen die Banker daher den deutschen Verbraucher, der den Verlockungen bei Tagesgeldzinsen von mehr als fünf Prozent kaum widerstehen kann. "Cash is king", lautet die Devise. Fünf Prozent klingen gut, sorgen aber in den Taschen des Verbrauchers bei einer offiziellen Inflationsrate von 3,3 Prozent lediglich für eine schmale positive Realverzinsung.
Wer hohe Zinsen zahlt, muss im Verleihgeschäft entsprechend reagieren. Wer heute eine Baufinanzierung durchführen möchte, muss bei einer Beleihungshöhe von 80% (entspricht 72% des Verkehrswertes) meist 5,5% oder mehr berappen (10 Jahre fest). Bei einer Rendite für 10jährige Bundesanleihen von 4,6% beträgt der Aufschlag für die Baufinanzierung derzeit etwa einen Prozentpunkt, was etwa 20 Prozent entspricht.
Ein Blick über den großen Teich zeigt, dass die Situation in den USA kritischer ist. Die Differenz zwischen dem Zinssatz für 10jährige US-Anleihen und einer 10jährigen Baufinanzierung beträgt mehr als 40 Prozent. In den USA ist der Aufschlag aktuell doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Risikoprämien werden großzügig kalkuliert, um die erwarteten Konkurse der Hausbauer abzufedern.
Der obige Chart zeigt den Verlauf des Risikoaufschlags in den USA seit 1971 im 30jährigen Bereich (Differenz entspricht in etwa derjenigen im 10jährigen Bereich). Erst zum vierten Mal seit 1971 wurde jüngst die 40-Prozent-Marke (rote Linie) übertroffen.
Eine steigende Risikoprämie zeigt sich auch in den US-Unternehmensanleihen. Die Differenz zwischen Unternehmensanleihen mittelprächtiger Bonität (BAA) und hervorragender Bonität (AAA) beträgt mittlerweile 25 Prozent. Sie befindet sich damit - prozentual gesehen - auf einem 50-Jahres-Hoch.
Fazit: Die Risikoprämien im US-Finanzsystem sind hoch wie selten zuvor, dies sind ja nur zwei Beispiele von vielen. In Europa ist - trotz aller Unkenrufe - der Finanzstress (noch) geringer als in den Vereinigten Staaten. Finanzstress ist per Definition ein deflatorisches Element der Wirtschaft, weil steigende Risikoprämien dafür sorgen, dass Geld teuer wird (="Cash is King"). Teures Geld hemmt eine Volkswirtschaft in ihrer Entwicklung. Wir gehen weiterhin davon aus, dass der schlimmste Teil der Wirtschaftskrise noch bevor steht. Verfolgen Sie unsere Markteinschätzung im Rahmen unserer handelstäglichen Frühausgabe.
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
P.S.: Wir schauen hinter die Märkte und betrachten diese mit exklusiven Charts! Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7.30 und 8.00 Uhr eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.
Wer hohe Zinsen zahlt, muss im Verleihgeschäft entsprechend reagieren. Wer heute eine Baufinanzierung durchführen möchte, muss bei einer Beleihungshöhe von 80% (entspricht 72% des Verkehrswertes) meist 5,5% oder mehr berappen (10 Jahre fest). Bei einer Rendite für 10jährige Bundesanleihen von 4,6% beträgt der Aufschlag für die Baufinanzierung derzeit etwa einen Prozentpunkt, was etwa 20 Prozent entspricht.
Ein Blick über den großen Teich zeigt, dass die Situation in den USA kritischer ist. Die Differenz zwischen dem Zinssatz für 10jährige US-Anleihen und einer 10jährigen Baufinanzierung beträgt mehr als 40 Prozent. In den USA ist der Aufschlag aktuell doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Risikoprämien werden großzügig kalkuliert, um die erwarteten Konkurse der Hausbauer abzufedern.
Der obige Chart zeigt den Verlauf des Risikoaufschlags in den USA seit 1971 im 30jährigen Bereich (Differenz entspricht in etwa derjenigen im 10jährigen Bereich). Erst zum vierten Mal seit 1971 wurde jüngst die 40-Prozent-Marke (rote Linie) übertroffen.
Eine steigende Risikoprämie zeigt sich auch in den US-Unternehmensanleihen. Die Differenz zwischen Unternehmensanleihen mittelprächtiger Bonität (BAA) und hervorragender Bonität (AAA) beträgt mittlerweile 25 Prozent. Sie befindet sich damit - prozentual gesehen - auf einem 50-Jahres-Hoch.
Fazit: Die Risikoprämien im US-Finanzsystem sind hoch wie selten zuvor, dies sind ja nur zwei Beispiele von vielen. In Europa ist - trotz aller Unkenrufe - der Finanzstress (noch) geringer als in den Vereinigten Staaten. Finanzstress ist per Definition ein deflatorisches Element der Wirtschaft, weil steigende Risikoprämien dafür sorgen, dass Geld teuer wird (="Cash is King"). Teures Geld hemmt eine Volkswirtschaft in ihrer Entwicklung. Wir gehen weiterhin davon aus, dass der schlimmste Teil der Wirtschaftskrise noch bevor steht. Verfolgen Sie unsere Markteinschätzung im Rahmen unserer handelstäglichen Frühausgabe.
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