Buy - and - Hold DAX?
15.11.1999 | Dipl.-Kfm. Robert Bock
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3.3. Details zum Shortfall-RiskUm das Shortfall-Risk, das Risiko einen nominellen Vermögensverlust in Abhängigkeit von der Anlagedauer noch einmal aufzugreifen, eine isolierte Darstellung in der folgenden Grafik:
Sie sehen in dunkelblau das theoretische und in orange das empirische Shortfallrisk, das recht deutlich, in Abhängigkeit von der Haltedauer, vom theoretisch zu erwaretenden Wert abweicht. Für den Elliott-Waver auffällig: Die Impulswellenstruktur dieses empirischen Shortfallrisk, das zu vertiefenden Überlegungen Anlaß gibt und die Idee einer zyklisch orientierten Haltedauerstrategie sympatisch macht. Sie sehen, daß das theoretische Verlustrisiko (nominell!) erst nach einer ununterbrochenen Anlagedauer von 26 Jahren auf Null sinkt!
3.4. Sind die DAX-Renditen normalverteilt?
Folgen die empirischen Renditen eines DAX-Investments einer Gauß´schen Normalverteilung, so wären die modelltheoretischen Erkenntnisse des CAPM, des Black-Scholes-Modell und anderer mit Nobelpreisen dekorierter Grundpfeiler der modernen Kapitalmarkttheorie und goldene Kälber der Investmentindustrie tatsächlich anwendbar, da die Modellprämissen der Realität entsprechen würden.
Schon der Blick auf die 2-Sigma-Bereiche und auf die Shortfall-Risk-Kurven läßt da Zweifel aufkommen, doch erst die folgende Grafik, die exemplarisch einen Vergleich der empirischen Renditen eines einjährigen Dax-Investments mit der Normalverteilungskurve darstellt, zeigt, daß diese zentrale Annahme irreal ist:
Die Grafik zeigt eine eindeutig rechtsschiefe empirische Verteilung der einjährigen Renditen. Auch ein Chi-Quadrat-Anpassungstest bestätigte die Nullhypothese, daß die Renditen eines beliebigen einjährigen DAX-Investments nicht als normalverteilt betrachtet werden können. Das gleiche Ergebnis ergab sich für längere Analysezeiträume und wurde auch durch R/S-Analysen bestätigt.
Fazit: Die DAX-Renditen sind nicht normalverteilt. Jegliche Portfolioallokation noch dem CAPM von Markowitz oder eine Anwendung anderer Modelle, die auf der Normalverteilung der Renditen basieren, ist schlichtweg und nachweislich mehr oder weniger gefährlicher Unfug!
4. Schluß
Wie die Analyse gezeigt hat, verbergen sich hinter den Aussagen vieler Börsenmedien, Banken und Investmenthäuser schlichtweg werbewirksame Halbwahrheiten, die Sie als Geldanleger sehr kritisch hinterfragen sollten. Langfristinvestoren wie Warren Buffet haben aus der Sicht der Statistik schlichtweg dahingehend Glück gehabt, ihre Strategie in einer für diese Strategie günstigen Börsenphase angewendet zu haben. Je nachdem, welche Börsenphasen man extrahieren würde, findet man Abschnitte, in denen der Buy-and-Hold-Stratege Teilnehmer eines Nullsummenspiels gewesen wäre oder sogar kräftig verloren hätte.
Sie sollten sich, so sie langfristig in deutsche Standardwerte investieren wollen, mit einer Mindestanlagedauer von 24 Jahren anfreunden, wenn Sie nominelle Verluste vermeiden wollen und realistischerweise die Plankalkulation ihrer Altersvorsorge mit einer jährlichen Rendite von ca. 5,4 bis 5,8% ansetzen und nicht mit den marktschreierischen 10 oder 12 %, die die Altersvorsorgeindustrie in Aussicht stellt. Unter diesen gesichtspunkten betrachtet sind Kapitallebensversicherunge, Bonds und offene Investmentfonds nicht so unattraktiv, wie derzeit dem unbedarften Anleger Glauben gemacht wird - nur die gebühren- und Speseneinnahmen der Banken würden nicht so hoch ausfallen.
© Robert Bock
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