Innovationen - die Triebkräfte der Wirtschaft
11.02.2005 | Robert Rethfeld
Unbestritten scheint, dass Innovationen die Triebkräfte der Wirtschaft sind. Dort, wo erfindungsreiche Kräfte walten, kommt der Prozess der schöpferischen Zerstörung in Gang. Dieser Begriff wurde von Joseph Schumpeter geprägt, der ihn wie folgt erläutert:
"Durch die Zerstörung von alten Strukturen werden die Produktionsfaktoren immer wieder neu geordnet. Die Zerstörung ist also notwendig, damit Neuordnung stattfinden kann. Auslöser für die schöpferische Zerstörung sind Innovationen, die von den Unternehmern vorangetrieben werden mit dem Ziel, sich auf dem Markt durchzusetzen."
Innovationen verteilen sich nicht gleichmäßig über die Jahre, sondern häufen sich zu bestimmten Zeiten. In anderen Perioden scheint die Innovationskraft erlahmt. Der Autor Gerhard Mensch hat im Jahr 1975 - das Jahr ist kein Zufall, Zyklen werden vornehmlich in Bärenmärkten diskutiert - in seinem Buch "Das technologische Patt" eine Tabelle veröffentlicht, in der er die Anzahl der Basisinnovationen zwischen 1740 und 1959 auflistet (neuere Daten liegen mir leider nicht vor).
Die Innovationskraft scheint demnach in vier Perioden besonders groß gewesen zu sein:
1760 - 1770: Textilrevolution; (z.B. mechanischer Webstuhl; erfunden 1764)
1830 - 1840: Eisenbahn- und industrielle Revolution
1870 - 1890: Phonograph, Telefon, Börsenticker, Auto
1920 - 1939: Radar, Tonfilm, Farbfilm, Fernsehen, FM-Radio, Jet-Antrieb
Diese "Innovationswellen" spiegeln sich grob im - den Lesern wohl hinlänglich bekannten - Kondratieff-Zyklus (siehe Definition von Ian Gordon) wider. Vergleicht man die obigen Angaben mit dem folgenden Kondratieff-Chart, so fällt auf, dass die Innovationskraft - wie allgemein angenommen - nicht im Kondratieff-Herbst, sondern erst mitten im Kondratieff-Winter ihren Höhepunkt erreicht.
Kondratieff-Zyklus
Innovationen geschehen nicht aus heiterem Himmel. Man benötigt viel Geld, um Ideen umzusetzen zu können. Würde es Ebay, Amazon, Google, United Internet, Freenet - um nur einige Namen zu nennen - geben, wenn nicht mittels Venture Kapital extrem viel Luft zum Atmen bereitgestellt worden wäre? Ist es nicht so, dass diese Jahrhundertblase viele Innovationen erst möglich gemacht hat?
Liquidität und Risikokapital zur fast beliebigen Verfügung wird nicht in der Baisse, sondern auf dem Höhepunkt eines Bullenmarktes generiert. Wäre UMTS jemals verwirklicht worden, wenn die Euphorie und das Betteln um Lizenzen nicht so überbordend groß gewesen wäre? Entstand nicht erst durch das viele Geldausgaben ein Zwang, das Produkt auch weiterzuentwickeln?
Unsere These lautet demnach: Die Hausse - und erst recht deren euphorischer Schlusspunkt - regt die Innovation dermaßen an, dass diese erst im Kondratieff-Winter ihren Höhepunkt erreicht. Überprüfen können wir diese These, wenn man dem Basisinnovationschart den Verlauf des - zurück gerechneten - Dow Jones Index hinzufügt.
Der Chart spiegelt unsere These im Groben wider. Besonders deutlich wird dies bei der Betrachtung der Börseneuphorie der 1920er Jahre, die den Innovationsprozess offensichtlich bis weit in die dreißiger Jahre hinein getragen hat.
Wenn dies so ist, dann werden wir auch in diesem Kondratieff-Winter die Früchte der Innovation genießen. Vieles wird erst jetzt so richtig nutzbar. Genauso, wie UFA- und Hollywood-Stars die Menschen in den 30er Jahren in die Kinos trieben, werden wir vor dem Internet sitzen und bei Ebay einkaufen, werden Videos durchs UMTS-Netz schicken und ansonsten bei "Bet und Win" der expandierenden Wettlaune frönen. Und irgendwann, wenn wir dessen ein wenig überdrüssig geworden sind, erhebt sich der Kondratieff-Frühling mit ganz zarten Pflänzchen der Innovation, die wir erst Jahre später als solche bemerken werden. Konrad Zuse erfand den Computer im Jahre 1938.
Eine ausführliche Zeitreihe der Erfindungen stellt Wikipedia zur Verfügung. Ein sehr lesenswerter Artikel von Mike Alexander zum Thema Innovationen und Märkte findet sich bei Safehaven.com
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
P.S.: Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7:30h und 8:00h eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.
"Durch die Zerstörung von alten Strukturen werden die Produktionsfaktoren immer wieder neu geordnet. Die Zerstörung ist also notwendig, damit Neuordnung stattfinden kann. Auslöser für die schöpferische Zerstörung sind Innovationen, die von den Unternehmern vorangetrieben werden mit dem Ziel, sich auf dem Markt durchzusetzen."
Innovationen verteilen sich nicht gleichmäßig über die Jahre, sondern häufen sich zu bestimmten Zeiten. In anderen Perioden scheint die Innovationskraft erlahmt. Der Autor Gerhard Mensch hat im Jahr 1975 - das Jahr ist kein Zufall, Zyklen werden vornehmlich in Bärenmärkten diskutiert - in seinem Buch "Das technologische Patt" eine Tabelle veröffentlicht, in der er die Anzahl der Basisinnovationen zwischen 1740 und 1959 auflistet (neuere Daten liegen mir leider nicht vor).
Die Innovationskraft scheint demnach in vier Perioden besonders groß gewesen zu sein:
1760 - 1770: Textilrevolution; (z.B. mechanischer Webstuhl; erfunden 1764)
1830 - 1840: Eisenbahn- und industrielle Revolution
1870 - 1890: Phonograph, Telefon, Börsenticker, Auto
1920 - 1939: Radar, Tonfilm, Farbfilm, Fernsehen, FM-Radio, Jet-Antrieb
Diese "Innovationswellen" spiegeln sich grob im - den Lesern wohl hinlänglich bekannten - Kondratieff-Zyklus (siehe Definition von Ian Gordon) wider. Vergleicht man die obigen Angaben mit dem folgenden Kondratieff-Chart, so fällt auf, dass die Innovationskraft - wie allgemein angenommen - nicht im Kondratieff-Herbst, sondern erst mitten im Kondratieff-Winter ihren Höhepunkt erreicht.
Kondratieff-Zyklus
Quelle: www.thelongwaveanalyst.ca
Innovationen geschehen nicht aus heiterem Himmel. Man benötigt viel Geld, um Ideen umzusetzen zu können. Würde es Ebay, Amazon, Google, United Internet, Freenet - um nur einige Namen zu nennen - geben, wenn nicht mittels Venture Kapital extrem viel Luft zum Atmen bereitgestellt worden wäre? Ist es nicht so, dass diese Jahrhundertblase viele Innovationen erst möglich gemacht hat?
Liquidität und Risikokapital zur fast beliebigen Verfügung wird nicht in der Baisse, sondern auf dem Höhepunkt eines Bullenmarktes generiert. Wäre UMTS jemals verwirklicht worden, wenn die Euphorie und das Betteln um Lizenzen nicht so überbordend groß gewesen wäre? Entstand nicht erst durch das viele Geldausgaben ein Zwang, das Produkt auch weiterzuentwickeln?
Unsere These lautet demnach: Die Hausse - und erst recht deren euphorischer Schlusspunkt - regt die Innovation dermaßen an, dass diese erst im Kondratieff-Winter ihren Höhepunkt erreicht. Überprüfen können wir diese These, wenn man dem Basisinnovationschart den Verlauf des - zurück gerechneten - Dow Jones Index hinzufügt.
Der Chart spiegelt unsere These im Groben wider. Besonders deutlich wird dies bei der Betrachtung der Börseneuphorie der 1920er Jahre, die den Innovationsprozess offensichtlich bis weit in die dreißiger Jahre hinein getragen hat.
Wenn dies so ist, dann werden wir auch in diesem Kondratieff-Winter die Früchte der Innovation genießen. Vieles wird erst jetzt so richtig nutzbar. Genauso, wie UFA- und Hollywood-Stars die Menschen in den 30er Jahren in die Kinos trieben, werden wir vor dem Internet sitzen und bei Ebay einkaufen, werden Videos durchs UMTS-Netz schicken und ansonsten bei "Bet und Win" der expandierenden Wettlaune frönen. Und irgendwann, wenn wir dessen ein wenig überdrüssig geworden sind, erhebt sich der Kondratieff-Frühling mit ganz zarten Pflänzchen der Innovation, die wir erst Jahre später als solche bemerken werden. Konrad Zuse erfand den Computer im Jahre 1938.
Eine ausführliche Zeitreihe der Erfindungen stellt Wikipedia zur Verfügung. Ein sehr lesenswerter Artikel von Mike Alexander zum Thema Innovationen und Märkte findet sich bei Safehaven.com
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
P.S.: Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7:30h und 8:00h eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.