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Sehr mäßig gute Nachrichten

20.08.2008  |  Dr. Marc Faber
Ich kann einige, wenn auch sehr bescheidene, Verbesserungen am amerikanischen Aktienmarkt erkennen. Zum einen scheint es so, als wären der Konjunkturrückgang und die Probleme in anderen Ökonomien wie z.B. im Vereinigten Königreich (hier warten wir nur noch darauf, dass die Katastrophe ausbricht), Italien, Spanien und Irland noch größer als in den Vereinigten Staaten.

Und weil viele der Aktienmärkte in den Schwellenländern schlechtere Leistungen gebracht haben, als der Aktienmarkt der Vereinigten Staaten, wird vermutlich etwas Geld aus diesen Ländern den Weg zurück in die Heimat finden. Kandidaten hierfür sind z.B. Indien und China, wo die Aktien bislang in diesem Jahr um 40% gefallen sind.

Wir sollten auch bedenken, dass, wie Joachim Fels feststellte, "in 50 der ungefähr 190 Länder der Welt, die Inflation heute zweistellige Werte erreicht hat. Fast alle davon sind Ökonomien der Schwellenländer." Meiner Meinung nach könnten einige der Schwellenländer - ganz entgegen den Erwartungen - stärker getroffen werden, als die Vereinigten Staaten. Die gute Nachricht hier ist also nur, dass die schlechten Nachrichten in anderen Ländern noch schlechter sind als in den Vereinigten Staaten. (Auch wenn es schwer fallen mag, das zu glauben.)

Die Medien und die Marktkommentatoren, die bis Ende Juni noch auf steigende Tendenz spekulierten, haben zuletzt bemerkt, dass wir uns in einem Bärenmarkt befinden. Sie kamen darauf, weil die großen Indizes gegenüber dem Gipfel um grob 20% gefallen sind.

Das ist eine beachtliche Leistung in den Annalen der Wirtschaftsprognosen und des Markttimings. Wie viele Aktien mussten erst um 50% bis 99% fallen, ehe die Medien und einige "Bullen", die weiterhin von einem unmittelbar bevorstehenden Aufschwung sprachen, der die Indizes in neue Höhen treiben würde, akzeptierten, dass wir uns in einem Bärenmarkt befinden?

Vergessen Sie nicht, dass die Medien und die meisten Berater, als die Aktienmarktindizes vor sieben Monaten neuen Höchstwerte verzeichneten, noch übertrieben optimistisch waren - auch wenn die Aktien sich schon auf einem Abwärtstrend befanden. Und die Stimmungsbarometer (Bären gegen Bullen) unter Privatinvestoren und Anlageberatern neigen sich heute deutlich in Richtung der Bärenseite.

Immer dann, wenn die Stimmung in der Vergangenheit so negativ war, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es zumindest kurzfristig eine Markterholung geben würde. Doch trotzdem möchte ich die Leser warnen, dass aufgrund der Tatsache, dass die Stimmung zwischen 2003 und 2007 während es Anstiegs des Aktienmarktes sehr lange extrem optimistisch blieb, es heute möglich ist, dass die Stimmung sehr lange sehr negativ bleiben wird, während der Aktienmarkt seinen Abwärtstrend fortsetzt.

Die dritte Verbesserung, die mir aufgefallen ist, ist, dass aus technischer Sicht, der Markt "um einiges" (wenn auch nicht extrem) überverkauft wird. Aber auch hier muss ich die Leser warnen, dass der Markt heute im Kontext eines Bullenmarktes überverkauft ist - und nicht im Kontext eines Bärenmarktes, während dessen dieser Zustand lange andauern könnte. Ich gehe davon aus, dass Ambac schon mit 70 Dollar überverkauft wurde, und wo steht die Aktie jetzt? Darüber hinaus können die Märkte schnell solche Zustände erreichen und diese Zustände dann ohne eine große Korrektur abarbeiten. Das will ich Ihnen erklären.

Im Sommer 1982 waren die amerikanischen Schatzanleihen extrem im Keller; Sie waren nicht höher als 1964 und effektiv seit dem Gipfel von 1966 um mehr als 70% gefallen. Der Dow erreichte am 9. August bei 769 die Talsohle und wenn ich mich recht entsinne, dann hat der Aktienmarkt am 18. August losgelegt. Bis zum 22. September hatte der Dow 951 Punkte erreicht (ein Plus von 20% gegenüber dem Tiefstwert im August).

Und die am stärksten überkauften Bedingungen, die ich bis dahin gesehen hatte, traten im August 1982 auf, und dann wieder am 22. September. Doch danach setzte der Markt seinen Anstieg fort: Über 1296 bis November 1983, auf 2746 bis zum Gipfel im August 1987, und dann weiter zu den jüngsten Höchstwerten von 14.198 am 12. Oktober 2007.

Ich will also betonen, dass solche überkauften und überverkauften Zustände immer im Kontext sowohl des primären Trends - hoch oder runter - und der Phase im Bullen- oder Bärenmarkt, in dem sie auftreten, betrachtet werden müssen.

Überkaufte Zustände am Anfang eines Aufwärtstrends und überverkaufte Zustände am Anfang eines Abwärtstrends sind aus langfristiger Perspektive bedeutungslos! Wenn wir uns wirklich in einem Bärenmarkt befinden, und davon gehe ich aus - und davon gehe ich schon seit Sommer 2007 aus, dann ist die aktuelle überverkaufte Position nur für eine sehr kurzfristigen Perspektive relevant.

Die vierte Verbesserung, die ich erkennen, ist, dass einige zuvor starke Aktien und Gruppen, wie z.B. US Steel, Cleveland-Cliffs, IBM und der Ölsektor, genauso wie die Nasdaq und einige ihrer besten Positionen wie z.B. Research in Motion, Apple etc. anfangen einzubrechen.

Denn der Einbruch der Marktführer ist eine wichtige Bedingung für einen echten Tiefpunkt. Aber auch hier müssen wir verstehen, dass es sehr viel länger dauern wird und das wesentlich niedrigere Preise notwendig sind, ehe die sehr starken Märkte und Sektoren (die meisten davon stehen in irgendeinem Bezug zu Energie und zu Materialien) die sich bislang dem Bärenmarkt der Finanzaktien widersetzen konnten, einen echten Tiefpunkt erreicht haben werden.

Weil ich sehr stark damit rechne, dass sich die Finanzkrise auch auf die wahre Wirtschaft ausbreiten wird, würde ich diese Sektoren und Aktien verkaufen, die bislang der Schwäche der Finanzaktien getrotzt haben. Ein weiterer möglicherweise guter Beitrag aus den Nachrichten ist, dass die aktuell expandierende Geldpolitik die stärkeren Unternehmen eines Industriesektors stärker werden lässt, als die schwächeren Wettbewerber. Das würde sich in stark voneinander abweichenden Leistungen der Aktien zeigen.

Die schwächeren Unternehmen könnten so sehr fallen, dass sie an einem bestimmten Punkt zu attraktiven Kandidaten für Fusionen und Übernahmen durch die finanziell besser gestellten Unternehmen werden. Zusammenschlüsse würden das Szenarium beschleunigen und zu stärkerer Preismacht (und Inflation) führen.




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