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Gold, Öl und Euro vor der Wende?

20.08.2008  |  Ronald Gehrt
- Seite 2 -
Denn wenn die Eindeckungen erst richtig losgehen, wechseln die Day-Trader mit die Fronten. Die gehen dann auch flugs Long. Am Spotmarkt hofft man, der Crash sei vorbei und all diejenigen, die sich bisher zurückgehalten haben, wollen gleichzeitig Gold kaufen ... aber die Kursmacher mit ihren Baisse-Positionen brauchen SHORT-Orders, die ihrem Wunsch nach Long-Käufen entgegenstehen, um ihre Shortpositionen schließen zu können. Aber wenn die Eindeckungen erst mal losgehen, will, wie beschrieben, kein Mensch mehr Short-Positionen eingehen. Dann kommt es zu einer so genannten "Short Squeeze" (to squeeze = ausquetschen): Wer irgendwie aus den Shortpositionen rauswill, muss jeden Kurs akzeptieren, wo noch Short-Orders dagegenhalten. Das führte am Aktienmarkt zu diesen wilden Rallyes nach starken Kurseinbrüchen ... und das wird es bei den Rohstoffen in Kürze auch ... es sei denn:


Die Psycho-Maschine läuft

Es sei denn, sie SORGEN dafür, dass genug Short-Orders im Markt sind, wenn sie eindecken wollen. Hinter diesen Milliardenpositionen steht ja nicht irgendwer, sonder große Investmenthäuser und Banken. Denken Sie an das Gebrüll von Öl 150, 200 und was weiß ich noch wo Ende Juni ... vor allem von Goldman Sachs, zufällig auch der größte Hedge Fund-Betreiber der Welt. Das lockte viele von denen, die immer und immer wieder - basierend auf Verstand und Logik - auf einen Kursrückgang im Öl gesetzt hatten, am Schluss entnervt auf die Long-Seite ... und brachte so genau die Gegenpositionen, die die Kursmacher benötigten, um aus IHREN Long-Positionen herauszukommen. Denn eines funktioniert immer wieder: Wenn die Anleger oft genug daneben liegen, hält sich ein Teil völlig raus ... und der andere wechselt dorthin, wo es am sichersten scheint: Zum Trend, zur Masse.

Diesmal wird das Spielchen genauso betrieben, und erneut mit Erfolg. Damals schien die sichere Seite Long zu heißen, heute gaukelt man den Akteuren vor, bei Short sei man genau richtig. Ohne Scham faseln die, welche das Öl vor anderthalb Monaten noch an Silvester bei 200 sahen, heute von 80 Dollar. Bei Gold wird von 700 gesprochen, bei Silber von 10 Dollar. Diese Kursziele werden immer so gesetzt, dass es sich für den, der ihnen auf den Leim geht, auch noch zu lohnen scheint, eine entsprechende Position einzugehen. Öl bei 80? Na, da kann ich doch noch Short gehen!

Aber das ist möglicherweise noch nicht genug, fürchte ich. Denn diesmal sind die Positionen noch riesiger als bei der Hausse zuvor. Schließlich können die Kursmacher die zuvor eingefahrenen Gewinne diesmal auch noch ins Rennen werfen. Also könnte ich mir vorstellen, dass auch noch ein zweites Mittel genutzt wird: Trendbrüche.

Erinnern wir uns dazu an den Mai, als die Aktienmärkte wichtige Widerstände und Trendlinien nach heftiger Rallye nach oben brachen, OBWOHL sich die Rahmenbedingungen immer weiter zuspitzten. Die so genannten Experten überschlugen sich mit Lobpreisungen ob der Wende, "Dax bei 8.000" wurde wieder aus dem Schrank geholt und alles war’s zufrieden. Vor allem die Hedge Funds, die auf Rallye gespielt hatten und so durch diese markanten Kaufsignale fröhlich und heil aus ihren Long-Positionen wieder heraus kamen. Weniger zufrieden waren die, die darauf hereingefallen waren und plötzlich sahen, dass die mitten in einer Bullenfalle getappt waren. Das könnte uns nun eventuell ebenfalls blühen.


Trendbrüche als gezieltes Ausstiegsmittel

Es ist noch völlig offen, ob das so auch hinhauen wird - aber ich vermute, dass es versucht wird. Sehen Sie sich mal die längerfristigen Charts auf Wochenbasis von Euro/Dollar, Öl und Gold an:

Alle drei liegen nahe an mittel- bis langfristigen Aufwärtstrendlinien, Öl sogar zusätzlich an seinem 200 Tage-Durchschnitt. Zugleich sprechen die Rahmenbedingungen nicht gerade für eine Trendumkehr bei Euro/Dollar und Gold. Bei Öl zwar schon, aber wenn die anderen Rohstoffe und Euro/Dollar erneut ansteigen würden, kann ich mir nicht vorstellen, dass Öl gegen diesen Sog fällt. UND auf Tagesbasis sind die markttechnischen Indikatoren bereits dermaßen überverkauft, dass man glatt die Ohren anlegt. Sogar im Wochenchart ist das Momentum bei allen drei schon deutlich zurückgekommen. Zeit also, ans sichern der Baisse-Gewinne zu denken.

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Mir fällt auf, dass außerhalb der üblichen, oben genannten Zeitpunkte nur geringer Abwärtsdruck aufkommt, meist steigen die Kurse sogar an. Dieses Phänomen beobachte ich bei Öl bereits seit einer Woche, Euro/Dollar und Gold folgten kurz darauf. Das erweckt bei mir den Eindruck, als würden die ersten schon heimlich, still und leise anfangen einzudecken. Zugleich wird in konzertierter Aktion zu den bestimmten Terminen wieder drauf gehauen, um zum britischen und zum US-Closing im Minus zu liegen und so das Momentum weiter schwungvoll nach unten weisen zu lassen (damit niemand auf dumme Gedanken kommt, vorzeitig einzudecken).




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