Euro-Comeback jetzt
13.09.2008 | Robert Rethfeld
Die Währungswelt gerät aus den Fugen. Der Rubel rutscht, als gäbe es kein Morgen. Das britische Pfund gibt innerhalb von sechs Wochen die Gewinne aus zwei Jahren gegenüber dem US-Dollar ab. Der Euro/Yen fällt innerhalb von vier Wochen um 11 Prozent, was in diesem Währungspaar eine große Bewegung darstellt.
Auslöser all dieser Bewegungen war eine scharfe Aufwärtsreaktion des US-Dollar-Index, welche die Rohstoffe in einen tiefen Abwärtssog geraten ließ. Die Frage stellt sich, ob der US-Dollar seinen strammen Ritt nach oben tatsächlich fortsetzen kann.
Abgebildet ist der Verlauf US-Dollar-Index seit 1986. Man erkennt, dass die 80-Punkte-Marke (rot) bis ins Jahr 2007 hinein als Langfristunterstützung nicht unterboten werden konnte. Der Bruch der Linie erfolgte fast genau vor einem Jahr (7. September 2007).
Heute befindet sich der US-Dollar-Index wieder an dieser Marke. Die Frage stellt sich, ob die 80-Punkte-Marke einfach so überwunden werden kann oder ob die Marke einen Widerstand darstellt, an dem der US-Dollar zunächst abprallen wird.
Zur Beantwortung dieser Frage sollten wir uns zwei weitere Charts ansehen. Der erste Chart zeigt die Leitzinsveränderungen in Europa und den USA seit 1960.
Auch wenn die Parallelität offensichtlich ist, so kann man als Erfahrungswert feststellen, dass die Leitzinsveränderungen von den USA ausgehen. In Europa erfolgt die Umsetzung mit einiger Verzögerung. Die Lokomotive im positiven wie im negativen Sinn waren in der Vergangenheit die USA. Und so dürfte es auch jetzt wieder sein. Während die USA den Leitzins seit 2007 von 5 auf 2 Prozent gesenkt haben, gibt es in Europa noch keinen Ansatz für eine Zinssenkung. Historisch betrachtet müssten die Europäer aber folgen. Und damit müsste sich die Zinsspanne zwischen Euroland und den USA verkleinern, was die relative Attraktivität des US-Dollars gegenüber dem Euro erhöhen würde.
Diese Überlegungen beflügelten den Anstieg des US-Dollars und - damit einhergehend - die seit Juli an den Währungs- und Rohstoffmärkten anhaltenden Turbulenzen. Wenn der Anstieg des US-Dollar eine Wette auf die Verringerung des Spreads zwischen den Euro-land- und US-Leitzinsen war, muss sich dieser Spread dann nicht auch manifestieren, wenn die Rallye nachhaltig sein soll? Eine Zinssenkung in Euroland und eine Zinserhö-hung in den USA war noch bis vor kurzem das favorisierte Szenario. Mittlerweile zeigen die Fed Funds Futures an, dass in den USA das Thema Leitzinssenkung wieder auf den Tisch kommt. Sollte Europa den Leitzins da belassen, wo er jetzt ist, während die US-Amerikaner ihren Leitzins nochmals senken würden, würde sich das Zinsverhältnis zu Gunsten des Euro verändern. Dies hätte zur Folge, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro Probleme bekommen würde, seine Aufwärtsbewegung beizubehalten.
Dies umso mehr, als dass der US-Dollar-Index saisonal betrachtet gerade in Wahljahren um diese Zeit ein Hoch auszubilden pflegt (siehe Pfeil nächster Chart).
Fazit: Charttechnisch befindet sich der US-Dollar-Index an einem ganz wichtigen Wider-stand. Saisonal pflegt der US-Dollar-Index in Wahljahren um diese Zeit nachzulassen und psychologisch ergibt sich in der Einschätzung der Zinsrelationen zwischen Europa und USA gerade eine wichtige Veränderung, die zugunsten des Euro - und damit auch der Rohstoffe - wirken dürfte. In unseren Tagesausgaben gehen wir auf diese Dynamiken intensiver ein.
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
P.S.: Wir schauen hinter die Märkte und betrachten diese mit exklusiven Charts! Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7.30 und 8.00 Uhr eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.
Auslöser all dieser Bewegungen war eine scharfe Aufwärtsreaktion des US-Dollar-Index, welche die Rohstoffe in einen tiefen Abwärtssog geraten ließ. Die Frage stellt sich, ob der US-Dollar seinen strammen Ritt nach oben tatsächlich fortsetzen kann.
Abgebildet ist der Verlauf US-Dollar-Index seit 1986. Man erkennt, dass die 80-Punkte-Marke (rot) bis ins Jahr 2007 hinein als Langfristunterstützung nicht unterboten werden konnte. Der Bruch der Linie erfolgte fast genau vor einem Jahr (7. September 2007).
Heute befindet sich der US-Dollar-Index wieder an dieser Marke. Die Frage stellt sich, ob die 80-Punkte-Marke einfach so überwunden werden kann oder ob die Marke einen Widerstand darstellt, an dem der US-Dollar zunächst abprallen wird.
Zur Beantwortung dieser Frage sollten wir uns zwei weitere Charts ansehen. Der erste Chart zeigt die Leitzinsveränderungen in Europa und den USA seit 1960.
Auch wenn die Parallelität offensichtlich ist, so kann man als Erfahrungswert feststellen, dass die Leitzinsveränderungen von den USA ausgehen. In Europa erfolgt die Umsetzung mit einiger Verzögerung. Die Lokomotive im positiven wie im negativen Sinn waren in der Vergangenheit die USA. Und so dürfte es auch jetzt wieder sein. Während die USA den Leitzins seit 2007 von 5 auf 2 Prozent gesenkt haben, gibt es in Europa noch keinen Ansatz für eine Zinssenkung. Historisch betrachtet müssten die Europäer aber folgen. Und damit müsste sich die Zinsspanne zwischen Euroland und den USA verkleinern, was die relative Attraktivität des US-Dollars gegenüber dem Euro erhöhen würde.
Diese Überlegungen beflügelten den Anstieg des US-Dollars und - damit einhergehend - die seit Juli an den Währungs- und Rohstoffmärkten anhaltenden Turbulenzen. Wenn der Anstieg des US-Dollar eine Wette auf die Verringerung des Spreads zwischen den Euro-land- und US-Leitzinsen war, muss sich dieser Spread dann nicht auch manifestieren, wenn die Rallye nachhaltig sein soll? Eine Zinssenkung in Euroland und eine Zinserhö-hung in den USA war noch bis vor kurzem das favorisierte Szenario. Mittlerweile zeigen die Fed Funds Futures an, dass in den USA das Thema Leitzinssenkung wieder auf den Tisch kommt. Sollte Europa den Leitzins da belassen, wo er jetzt ist, während die US-Amerikaner ihren Leitzins nochmals senken würden, würde sich das Zinsverhältnis zu Gunsten des Euro verändern. Dies hätte zur Folge, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro Probleme bekommen würde, seine Aufwärtsbewegung beizubehalten.
Dies umso mehr, als dass der US-Dollar-Index saisonal betrachtet gerade in Wahljahren um diese Zeit ein Hoch auszubilden pflegt (siehe Pfeil nächster Chart).
Fazit: Charttechnisch befindet sich der US-Dollar-Index an einem ganz wichtigen Wider-stand. Saisonal pflegt der US-Dollar-Index in Wahljahren um diese Zeit nachzulassen und psychologisch ergibt sich in der Einschätzung der Zinsrelationen zwischen Europa und USA gerade eine wichtige Veränderung, die zugunsten des Euro - und damit auch der Rohstoffe - wirken dürfte. In unseren Tagesausgaben gehen wir auf diese Dynamiken intensiver ein.
© Robert Rethfeld
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P.S.: Wir schauen hinter die Märkte und betrachten diese mit exklusiven Charts! Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7.30 und 8.00 Uhr eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.