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Teil 4: Gold vs Öl: Wer hat Angst vorm (schwarzen) Gold?

11.07.2003  |  Stephan Bogner
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Zu berücksichtigen bleibt nur noch, dass mittels der Effektivität von Schulden, es nicht irgendwann einen Zeitpunkt gibt, bei dem eine Grenze (oder eine "Geschwindigkeitsbegrenzung" oder gar eine "Höchstgeschwindigkeit") erreicht ist, bei der einfach nichts mehr vom Schuldner zu holen ist, nein, denn durch Aufnahme eines Kredits hat sich der Schuldner dazu verpflichtet, in Zukunft den Gegenwert zu besorgen. Dieser ist am einfachsten durch harte Arbeit zu erlangen (noch einfacher: Kriminalität). Nach Adam Riese müsste das jetzt heissen, dass wenn wir davon ausgehen, dass der Staat auch Schuldner sein kann, aber im Gegensatz zu anderen nicht "Insolvenz" beantragen kann bzw. braucht, und immer mehr Schulden macht, es letztendlich sein eigenes Volk sein wird, welches die Schulden zurückbezahlen muss. Dafür werden wir und unsere Kinder (wenn Sie zu den 90% der Menschen zählen, die verschuldet sind bzw. sein werden, weil der Wettbewerb um die letzten 5% des Weltvermögens immer schärfer wird) aber ganz schön hart (und lange) arbeiten müssen.

Ein Umfallen (oder Umkippen von Seiten der 90% der Menschen) der "zu hohen" Schuldenpyramide (John Exter sah diese "Pyramide" auf den Kopf stehend, mit abgeflachter, goldener (!) Spitze auf dem Boden und nach oben offen) bleibt wünschenswerter, als sie Tag ein Tag aus kontiniuerlich höher und höher zu bauen, bis sie in den Himmel ragt wie einst der "Turm zu Babel", um letzten Endes nur über unseren Köpfen einzustürzen. Die Zeit während diese Pyramide am Boden liegt, sollte dazu genutzt werden, weltweit Kraft und Mut zu sammeln (und nicht nur immer jammern und Schuldige suchen und vergessen bzw. verdrängen, sondern zum ersten Mal in der Geschichte nachhaltige Intelligenz beweisen, indem von der Geschichte gelernt wird), die riesige Pyramide wieder richtigrum aufzustellen. Dann steht sie nicht mehr wankelnd auf ihrer kleinen Spitze, sondern standfest auf ihrer großen Hauptfläche. Da diese Fläche dank der jahrelang wuchernden Schuldenexplosion mittlerweile so viel größer als das ganze Gold der kleinen Spitze geworden ist, wären die Exzesse der Misswirtschaft seit dem I. Weltkrieg am schmerzfreiesten durch eine "Ruck-Zuck-Inflation" zu bereinigen, so dass die Pyramide wieder eine angemessene, "natürliche" Grösse annehmen kann um von dort aus "natürlich" wachsen zu können. Dies kann nur dadurch geschehen, wenn alle Schulden dieser Welt mit dem vorhandenen Gold bewertet werden und Gold die Pyramide mit seinem schweren Gewicht an den Boden der Realität kettet (wegen "potentiell-politischen Höhenflügen"). Wie eng der Goldmarkt im Vergleich zu den aufgeblähten Mengen des umlaufenden Papiergeldes ist, demonstriert das folgende, einfache Rechenexempel: Würden laut Professor Bocker (ISM Dortmund) die Staatsschulden der USA monetarisiert und auf Gold gestellt, ergäbe sich ein Unzenpreis von rund 22.000 USD. Würden sämtliche Papierwährungen der Welt durch Gold zu 100% gedeckt, errechnete sich sogar ein Preis von etwa 150.000 USD pro Unze.

Ludwig von Mises, Ökonom der "Österreichischen Schule", äußerte sich 1949 zum klassischen Goldstandard so:

"Der Goldstandard war der Weltstandard im Zeitalter des Kapitalismus, des steigenden Wohlstandes, der Freiheit und Demokratie ... es war ein internationaler Standard, wie ihn der internationale Handel und die Kapitalmärkte der Welt brauchten ... er trug westliche Industrialisierung, Kapital und Zivilisation in die hintersten und verlassensten Ecken dieser Welt, dabei unerhörte Reichtümer schaffend ... Der begleitete den nie dagewesenen Fortschritt des westlichen Liberalismus, um alle Staaten zu einer Einheit von freien Nationen zu schmieden, welche friedlich zusammenarbeiteten ... Der Goldstandard ist bestimmt nicht perfekt. In menschlichen Angelegenheiten gibt es sowieso nichts Perfektes ... aber niemand ist in der Lage, etwas Befriedigenderes zu finden als den Goldstandard." (15)

Ferdinand Lips macht auf die "Natürlichkeit" des Goldstandards in seinem lesenswerten Artikel "Goldgedeckte Währungen" aufmerksam: Bis 1900 waren um die 50 Länder dem Goldstandard beigetreten, darunter alle führenden Industrieländer. Entscheidend ist für Lips die Tatsache, dass der klassische Goldstandard von keiner internationalen Konferenz oder Institution geplant oder von einem "Genie" erfunden wurde. Der Goldstandard kam von alleine, auf natürliche Weise, basierend auf die Erfahrungen und Lehren der Geschichte.(16)

Bis zum 15. August 1971 hat es keine Zeit gegeben, in der überhaupt keine Währung an Gold gebunden war. In der Geschichte gab es zwar ständig alle möglichen Formen von Geldentwertungen, aber die Menschen konnten alternativ so gut wie immer auf andere Währungen mit Goldbindung ausweichen. Seit 1971 jedoch sind alle Fluchtwege versperrt, weil es keine goldgedeckten Währungen mehr gibt. Diese Tatsache macht eine Goldanlage hoch interessant. Für diejenigen die sich nicht rechtzeitig engagierten gilt dann:

"Bildung ist das was übrig bleibt, wenn der letzte Dollar weg ist." (17)

Dieses neue, weltweit ungedeckte Papiergeldsystem ist noch sehr jung und ist danach bestrebt gen Himmel zu wachsen. Es basiert auf dem Versprechen, dass die Schulden, auf die es gegründet ist, eines Tages eingelöst und beglichen werden. Fast alles Papiergeld wurde in der Geschichte bisher immer so lange gegen Gold abgewertet, bis es schließlich ganz oder nahezu wertlos war. Deshalb ist es für die Reservebanken so wichtig, dieses Signal zu unterdrücken, damit das per Notenpresse beliebig ausweitbare Fiat-Money-System ("Falschgeldsystem" nach Meinung konservativer Währungsexperten) weiter funktioniert. Wenn man über den Wert und Preis des Goldes spricht, muss man sich immer vor Augen halten, dass Gold ein politisches Metall der Regierungen ist und sein Preis im wahrsten Sinne des Wortes "regiert" wird, und zwar aus genau dem Grund, den Alan Greenspan in seinem Aufsatz "Gold und wirtschaftliche Freiheit" beschreibt. Greenspan ist der momentan einflussreichste Geldpolitiker der Welt. Er bestimmt weitgehend ob die US-Wirtschaft, und somit die auch die restliche industrialisierte Welt, gesund wachsen kann.

"Eine geradezu hysterische Feindschaft gegen den Goldstandard verbindet Staatsinterventionisten aller Art. Sie spüren offenbar klarer und sensibler als viele Befürworter der freien Marktwirtschaft, daß Gold und wirtschaftliche Freiheit untrennbar sind, daß der Goldstandard ein Instrument freier Marktwirtschaft ist und sich beide wechselseitig bedingen."(18)

Lips stellt nun folgende Behauptung auf:

"Wäre der Goldstandard beibehalten worden und hätten sich die kriegführenden Nationen an die Regeln des Goldstandards gehalten, hätte der Erste Weltkrieg nicht länger als sechs Monate gedauert. Wegen der Automatik und den damaligen `Regeln des guten Benehmens´ wäre eine Finanzierung des Krieges auf Pump à la Keynes nicht möglich gewesen. Bald nach Beginn des Ersten Weltkrieges kam aber der Moment, wo die Welt zum Geldbetrug überging. Politischer Druck, den Krieg mit Anleihen zu finanzieren, machte eine gesunde Währungspolitik unmöglich und führte zum Ruin der Währungen. Und zu einem Krieg, der schliesslich 4 Jahre dauerte. Alles fiel in Schutt und Asche, und eine Generation von jungen, hoffnungsvollen Menschen blieb auf den Schlachtfeldern liegen."(19)

Dass wir uns heutzutage weit von einer erneuten Währungsdeckung durch Gold entfernt haben, proklamierte Präsident Bush in einer Rede am 7. August 2002:

"Wir wissen nicht, wie viele Kriege es braucht, um den Frieden in der Heimat zu sichern."(20)

Lips stellt zu Recht die Frage, wie es den USA möglich war und ist, solche Kriege zu finanzieren:

"Theoretisch können sie also gar keine Kriege mehr führen, das heisst, unter der Disziplin des Goldstandards wäre dies nicht möglich. Wegen der Defizite des amerikanischen Staates haben sie gar kein Geld dazu, um es für einen unproduktiven, zerstörerischen Krieg auszugeben. Ihre Auslandschuld ist enorm. Im Gegensatz zu den 1930er Jahren, als die USA noch ein Gläubigerland waren, sind sie heute ein Schuldnerland. Gar nicht zu sprechen von der katastrophalen Handelsbilanz, deren Defizit im Jahr jetzt ungefähr bei 450 Milliarden Dollar liegt. Trotzdem führen sie Krieg und bezahlen einfach mit ihrem Papiergeld ohne Deckung, sozusagen mit Falschgeld." (21)

Dieses "Falschgeld" drucken die Amerikaner selbst. Seit 1971 wird es von jedermann akzeptiert. Seit 1971, zum ersten Mal in der Geschichte, lebt die ganze Welt mit einem Papiergeldsystem ohne Deckung. Jetzt kann bereits feststellen: Basierte die Welt auf einem Goldstandard, könnte Amerika keine Kriege führen. Warum? Weil sie dann mit Gold bezahlen müssten. Gold fungiert demnach als "Bremse".

Lips beantwortet die Frage, wer nun letzten Endes diese Kriege finanziert kurz und prägnant mit: "Wir alle ... über die Weltinflation"(22) und vergleicht den seit 1971 herrschenden Teufelskreis des Geldsystems und das Dilemma der Regierungen wie folgt: "Die Papier- oder Falschgeldkrankheit ist ... wie die Drogensucht.Es braucht immer mehr von der Droge, und am Ende kommt der Zusammenbruch."(23)

Gold erscheint kaum noch vereinbar mit unserem derzeitigen Geldsystem. Der Aufbau dieses Systems war, wie die Wirtschaftsgeschichte ausführlich demonstriert, nur durch einen zunehmenden Abbau der Rolle des Goldes als Geld möglich. Wollen wir hoffen, dass John M. Keynes während seiner Beteiligung am Konstruieren dieses Wirtschaftssystems sich mit seiner häufig zitierten Aussage "Langfristig sind wir alle tot" nicht auf die langfristigen Folgen dieses neuen Währungssystems bezog. Leonard Rean hat folgende Lösung parat:

"Wir müssen lediglich unsere Köpfe aus dem Sand nehmen und klar erkennen, dass Intervention nicht nur versagt hat, das versprochene "Etwas-für-Nichts" zu besorgen, sondern zu verschiedensten, ungewünschten Konseuqenzen geführt hat. In der Tat, viele beginnen zu realisieren, dass wir uns in Richtung Desaster bewegen, obwohl wir schon seit Jahrzehnten einen falschen Kurs eingeschlagen haben."(24)

Die Weltwirtschaft konnte in den 90ern einen bemerkenswerten Boom erleben, der seit 2001 erstmals aufgehalten worden ist. Der Konsumrausch der privaten Haushalte hat in Verbindung mit dem starken US-Dollar zu einem Importboom geführt. Allein durch das Defizit in der Leistungsbilanz wächst die Auslandsverschuldung der USA jährlich um mehr als 4% des BSP. Der Boom an den Aktien- und Konsummärkten beruhte u.a. auf der überreichlichen Liquiditätsversorge der amerikanischen Wirtschaft durch das Federal Reserve System. Gerade als ab 1998 eine allmähliche Straffung der geldpolitischen Zügel angezeigt gewesen wäre, drehte Fed-Chairman Alan Greenspan angesichts der Krisen in den Emerging-Markets (insb. Asien) und der Pleite des Hedge-Fonds LTCM (Long Term Capital Management) im Herbst 1998 die Geldhähne noch einmal voll auf.

Die Folge der laufenden Geldinjektionen war die Fortsetzung der Hyperinflation auf dem Aktienmarkt (Asset Inflation) mit jährlichen Preissteigerungsraten von durchschnittlich 20%. Die Kapitalmarktpreise konnten bei diesen extremen Steigerungsraten ihre Lenkungsfunktion nicht mehr erfüllen. So kam es zu Überinvestitionen in den Boomsektoren. Bemerkenswert brisant stellt sich in diesem Zusammenhang das Schuldenproblem in den USA dar. Zwar durfte der neu gewählte Präsident dank der boomenden Konjunktur und hohen Steuereinnahmen im Jahr 2001 einen öffentlichen Budgetüberschuss von rund 2% des BSP verteilen. Doch während der Staat spart, geben die Privaten mehr aus, als sie verdienen. Die Sparquote der privaten US-Haushalte ist auf ein Rekordtief von zuletzt -0,8% gesunken, ein für entwickelte Volkswirtschaften einmaliger Vorgang. Um das gegenwärtige Konsumtempo halten zu können, müssen die Amerikaner zunehmend auf Kredite zurückgreifen. Die ausstehenden Konsumentenkredite erreichten mit knapp 15% des BSP eine Größenordnung wie zuletzt vor dem Aktiencrash im Jahre 1987.

Gold wird generell als Instrument gegen Inflation und als Schutz vor politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen gesehen, mit einem werterhaltenem Charakter wie die Währungsgeschichte des Goldes proklamiert. Die Weltwirtschaft und -Politik erscheinen seit dem Einbrechen der Kapitalmärkte nicht mehr so stabil wie sie noch vor drei Jahren hochgejubelt wurden. Krisen aller Art überschatten die Welt und sind mittlerweile für viele zum Alltag geworden. Der aktuelle Kampf gegen den Terror und extremistischen Moslems könnte erst begonnen haben und noch verschärft zunehmen. Politiker aller Staaten kämpfen für eine Harmonisierung der Spannungen zwischen Indien und Pakistan, Israel und Palästina, Nord- und Südkorea um nur drei geo-politische Spannungen angesprochen zu haben. Südost-Asien, Japan, Russland, Argentinien und Brasilien scheinen die ersten Opfer der sich anbahnenden Weltwirtschaftskrise geworden zu sein. Die Arbeitslosenzahl nimmt in Deutschland und auch in anderen industrialisierten Ländern historische Höchststände an. Unternehmen zeigen zunehmend Rentabilitätsprobleme. Banken fürchten um ihre Liquidität. Die Gesamtverschuldung von Staat, Unternehmen und Haushalten hat Ausmaße erreicht, die nicht mehr bezahlbar erscheinen (werden). Die Konsumenten-Nachfrage ist weltweit eingebrochen. Der US-Dollar zeigt nicht nur wegen des langjährigen Handelsbilanzdefizits eine fundamentale Überbewertung an. Obwohl die Inflation augenscheinlich erfolgreich bekämpft worden ist, zeigt sie durch die starke Kreditexpansion der 90er Jahre zunehmend Potentiale. Weiter dürfte ein steigender Ölpreis zusätzlicher Grund für eine ansteigende Inflation sein, könnte aber auch die Folge sein, wie Lips angesprochen hat.

In den breiten Publikumszeitungen und -Magazinen verstummen die Meinungen über einen baldigen Aufschwung mehr und mehr, obwohl die aktuelle Rallye an den Börsen bei vielen ein zaghaftes Hoffen auslöst. Nach Aufarbeitung, Aufschlüsselung und Veröffentlichungen der Werke "Elliott-Waves" von Robert R. Prechter Jr. und dem deutschen Wellen-Papst Jürgen Küssner, zeigen sich in der heutigen Weltwirtschaft wieder zunehmende Tendenzen, dass eine Wirtschaftsstagnation die Kontrolle übernehmen könnte, zum Selbstläufer wird und fiskalpolitische Eingriffe und Aufschwungshoffnungen ohne nachhaltigen positiven Einfluss auf die Abwärtsspirale wirken würden. Das letzte Mal, als die Kontrolle verloren ging, war Mitte der 1970er Jahre, als die Inflation und die Zinsen auf 18% stiegen und Gold um 850% zulegte. Eine Bankenkrise wie in Japan würde alle Hoffnungen auf einen baldigen Stimmungswechsel bis auf weiteres begraben. Sollte die amerikanische Wirtschaft in eine ähnlich tiefe Depression wie in den 1930ern fallen, würde dies heutzutage im Gegensatz zu damals die gesamte Weltwirtschaft mit in den "Abwärts-Sog" ziehen.




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