Haste mal ne Milliarde, ey?
18.09.2008 | Ronald Gehrt
Es ist einem schon unangenehm, nicht wahr? Sie lungern an den Straßenecken herum, diese Typen mit fein frisiertem Haar und teuren Krawatten, und hauen unbescholtene Regierungen um ein paar Milliarden an. Nur für nen kleinen Bailout, ey ...
Aber als US-Regierung hat man einfach ein gutes Herz. Das kann der Rest der Welt doch bestätigen, gell. Daher gibt man gerne und selbstlos. Die 75 Milliarden für die American International Group (AIG), die man für zwei Jahre zur Verfügung stellt, sind für die Notleidenden fast gratis. Was sind schon 11,5% Zinsen? Ein Schnäppchen, oder nicht? Bei jedem Hinterhof-Wucherer würde die AIG mehr bezahlen!
Und das Geld ist gut angelegt. Davon abgesehen, dass nun 80% des Versicherungskonzerns unter Regierungsaufsicht gestellt sind, d.h. wie bei Freddie Mac und Fannie Mae nun endlich mal Leute ans Ruder kommen, die Ahnung haben (höhö), hieß es heute Nacht bezüglich der American International Group so nebenbei: ‚Die Interessen des amerikanischen Steuerzahlers sind durch die Konditionen des Kredites geschützt.’ Jau, das werden die Steuerzahler auch denken. Zumal es ja sowieso keine Steuergelder sind, die hier eingesetzt werden. Die sind nämlich alle.
Im Monty Python-Stil auf den Spuren Japans
Wie kann man eigentlich davon faseln, irgendwelche Staatsgelder zur Verfügung zu stellen, wenn man das größte Loch aller Zeiten in den Staatssäckel gepfuscht hat? Und wie kann man sich dann wie Finanzminister Paulson, Ex-Goldman Sachs-Chef, ohne rot zu werden zu Wochenbeginn hinstellen und der Welt mitteilen: ‚Der amerikanische Bürger soll wissen, dass er seinem Finanzsystem voll und ganz vertrauen kann’? Was ist das - ein Mel Brooks oder ein Monty Python-Movie?
Was auch gefällt und gerne genommen wird, sind die beinharten Eisenbeißer der US-Notenbank Fed. Entgegen dem Gewinsel der Marktteilnehmer sind sie der Fels in der Brandung. Zinssenkung? Is nich! Könnte ja jeder kommen. Zugegeben ... genutzt hätte es sowieso nichts. Und psychologisch sind - eigene Schätzung - 98% aller kleinen und großen Investoren weltweit soweit von dem "alles ist gut"-Geplapper der letzten zwölf Monate kuriert, dass man eine erneute Zinssenkung bestenfalls als Zeichen größter Not wahrgenommen hätte. Dumm nur: KEINE Zinssenkung wird auch nicht besser honoriert.
Aber vielleicht wollten die Notenbanker sich auch noch den nötigen Spielraum nach unten lassen, haha. Nun ja, zwei Prozent Leitzins sind besser als die Nullkommanix in Japan nach dem Zusammenbruch 1990. Als die Japaner danach - eigentlich bis heute - trotz Geld umsonst nie wieder so richtig auf die Beine kamen. Aber irgendwie ist es völlig egal, ob der Leitzins zwei oder nahezu null Prozent beträgt. Der Weg der Japaner wird erneut beschritten. Weil die USA sich gegen alle Logik, gegen alle Vernunft und gegen alle Erfahrungen früherer Generationen auf den Weg der Unverwundbarkeit und des ewigen Wachstums begeben wollten und dabei dummerweise voll auf die Nase gefallen sind (symbolisch natürlich, da die USA als Staatsgebiet ja keine Nase haben).
Der Greenback gesucht - trotz Massenproduktion?
Das führt mich nun zur neuen Karriere des US-Dollars, von Freunden und Kennern Greenback genannt. Oder Altpapier, es kommt darauf an, wen Sie fragen. Er steigt. Und angeblich sei das gut so. Ich frage mich, für wen, in welcher Hinsicht ... und wer kauft denn jetzt Greenbacks?
Grundsätzlich ist ja der Kurs dadurch gesteuert, ob jemand Dollars braucht oder nicht. Rein also durch Angebot und Nachfrage. Spekulation? Gibt’s nicht, genauso wenig wie bei Öl oder Gold, gell! Das hatte schließlich der Herr Paulson mal bestätigt (bevor die Aufsichtsbehörden das Gegenteil feststellten).
Nicht gemeint sind dabei aber Dollars, die es noch gar nicht gibt. Sprich die unzähligen Milliarden, die die US-Regierung im Verein mit der Notenbank an Krediten aufnimmt, um sie in Rüstung und notleidende Banken zu investieren (wobei, das muss man verstehen, dann am Bürger ein wenig gespart werden muss) oder als Milliarden-Kapitalspritzen in den Orbit pustet, um die Kreditmärkte am Leben zu erhalten. Dieses Geld gab es ja vorher nicht. Es entsteht, indem man z.B. 1 Billiarde Dollar, die man nicht hat, aber ausgibt, einfach 1,5 Billiarden macht und sie ausgibt. Man muss sie ja nicht einmal drucken (kostet eh Geld), man kann sie einfach entstehen lassen. Es werde, sagt die US-Regierung. Und es wird.
Gemein formuliert muss man also feststellen, dass wir eine Dollarschwemme haben. Im klassischen Sinne müsste man davon ausgehen, dass ein Gut, das sich derart vermehrt, sprich inflationiert, im Wert sinkt. Im Sinne der Jagd müsste man den Greenback wegen zu stark wachsender Population zum Abschuss freigeben. Aber die Trendwende nach oben - sprich Schonzeit - ausrufen, wie es manche Auguren tun? Wie soll denn das mit den Fakten zusammen gehen?
Ganz einfach: gar nicht. Je mehr der Dollar zu etwas wird, das man in Milliardenhöhe mal eben verbal entstehen lassen kann (wenn man zufällig US-Regierung ist, wir natürlich leider nicht), desto geringer wird letztlich sein Wert. Und hinzu kommen zwei weitere Aspekte, die die Position des Dollars im Verhältnis zu anderen Währungen bestimmen: Zinsdifferenz und Vertrauen.
Aber als US-Regierung hat man einfach ein gutes Herz. Das kann der Rest der Welt doch bestätigen, gell. Daher gibt man gerne und selbstlos. Die 75 Milliarden für die American International Group (AIG), die man für zwei Jahre zur Verfügung stellt, sind für die Notleidenden fast gratis. Was sind schon 11,5% Zinsen? Ein Schnäppchen, oder nicht? Bei jedem Hinterhof-Wucherer würde die AIG mehr bezahlen!
Und das Geld ist gut angelegt. Davon abgesehen, dass nun 80% des Versicherungskonzerns unter Regierungsaufsicht gestellt sind, d.h. wie bei Freddie Mac und Fannie Mae nun endlich mal Leute ans Ruder kommen, die Ahnung haben (höhö), hieß es heute Nacht bezüglich der American International Group so nebenbei: ‚Die Interessen des amerikanischen Steuerzahlers sind durch die Konditionen des Kredites geschützt.’ Jau, das werden die Steuerzahler auch denken. Zumal es ja sowieso keine Steuergelder sind, die hier eingesetzt werden. Die sind nämlich alle.
Im Monty Python-Stil auf den Spuren Japans
Wie kann man eigentlich davon faseln, irgendwelche Staatsgelder zur Verfügung zu stellen, wenn man das größte Loch aller Zeiten in den Staatssäckel gepfuscht hat? Und wie kann man sich dann wie Finanzminister Paulson, Ex-Goldman Sachs-Chef, ohne rot zu werden zu Wochenbeginn hinstellen und der Welt mitteilen: ‚Der amerikanische Bürger soll wissen, dass er seinem Finanzsystem voll und ganz vertrauen kann’? Was ist das - ein Mel Brooks oder ein Monty Python-Movie?
Was auch gefällt und gerne genommen wird, sind die beinharten Eisenbeißer der US-Notenbank Fed. Entgegen dem Gewinsel der Marktteilnehmer sind sie der Fels in der Brandung. Zinssenkung? Is nich! Könnte ja jeder kommen. Zugegeben ... genutzt hätte es sowieso nichts. Und psychologisch sind - eigene Schätzung - 98% aller kleinen und großen Investoren weltweit soweit von dem "alles ist gut"-Geplapper der letzten zwölf Monate kuriert, dass man eine erneute Zinssenkung bestenfalls als Zeichen größter Not wahrgenommen hätte. Dumm nur: KEINE Zinssenkung wird auch nicht besser honoriert.
Aber vielleicht wollten die Notenbanker sich auch noch den nötigen Spielraum nach unten lassen, haha. Nun ja, zwei Prozent Leitzins sind besser als die Nullkommanix in Japan nach dem Zusammenbruch 1990. Als die Japaner danach - eigentlich bis heute - trotz Geld umsonst nie wieder so richtig auf die Beine kamen. Aber irgendwie ist es völlig egal, ob der Leitzins zwei oder nahezu null Prozent beträgt. Der Weg der Japaner wird erneut beschritten. Weil die USA sich gegen alle Logik, gegen alle Vernunft und gegen alle Erfahrungen früherer Generationen auf den Weg der Unverwundbarkeit und des ewigen Wachstums begeben wollten und dabei dummerweise voll auf die Nase gefallen sind (symbolisch natürlich, da die USA als Staatsgebiet ja keine Nase haben).
Der Greenback gesucht - trotz Massenproduktion?
Das führt mich nun zur neuen Karriere des US-Dollars, von Freunden und Kennern Greenback genannt. Oder Altpapier, es kommt darauf an, wen Sie fragen. Er steigt. Und angeblich sei das gut so. Ich frage mich, für wen, in welcher Hinsicht ... und wer kauft denn jetzt Greenbacks?
Grundsätzlich ist ja der Kurs dadurch gesteuert, ob jemand Dollars braucht oder nicht. Rein also durch Angebot und Nachfrage. Spekulation? Gibt’s nicht, genauso wenig wie bei Öl oder Gold, gell! Das hatte schließlich der Herr Paulson mal bestätigt (bevor die Aufsichtsbehörden das Gegenteil feststellten).
Nicht gemeint sind dabei aber Dollars, die es noch gar nicht gibt. Sprich die unzähligen Milliarden, die die US-Regierung im Verein mit der Notenbank an Krediten aufnimmt, um sie in Rüstung und notleidende Banken zu investieren (wobei, das muss man verstehen, dann am Bürger ein wenig gespart werden muss) oder als Milliarden-Kapitalspritzen in den Orbit pustet, um die Kreditmärkte am Leben zu erhalten. Dieses Geld gab es ja vorher nicht. Es entsteht, indem man z.B. 1 Billiarde Dollar, die man nicht hat, aber ausgibt, einfach 1,5 Billiarden macht und sie ausgibt. Man muss sie ja nicht einmal drucken (kostet eh Geld), man kann sie einfach entstehen lassen. Es werde, sagt die US-Regierung. Und es wird.
Gemein formuliert muss man also feststellen, dass wir eine Dollarschwemme haben. Im klassischen Sinne müsste man davon ausgehen, dass ein Gut, das sich derart vermehrt, sprich inflationiert, im Wert sinkt. Im Sinne der Jagd müsste man den Greenback wegen zu stark wachsender Population zum Abschuss freigeben. Aber die Trendwende nach oben - sprich Schonzeit - ausrufen, wie es manche Auguren tun? Wie soll denn das mit den Fakten zusammen gehen?
Ganz einfach: gar nicht. Je mehr der Dollar zu etwas wird, das man in Milliardenhöhe mal eben verbal entstehen lassen kann (wenn man zufällig US-Regierung ist, wir natürlich leider nicht), desto geringer wird letztlich sein Wert. Und hinzu kommen zwei weitere Aspekte, die die Position des Dollars im Verhältnis zu anderen Währungen bestimmen: Zinsdifferenz und Vertrauen.