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Altes aus neuen Tüten?

01.10.2008  |  Theodore Butler
Man kann es sich kaum vorstellen, aber es hat Zeiten gegeben, in denen ich Probleme hatte, noch ein frisches Thema zu finden, über das sich beim Silber schreiben ließ. In letzter Zeit hatte man eher die Auswahl aus verschiedenen Themen. Diese Woche fiel die Wahl nicht schwer. Neben dem anhaltenden Strudel der großen Finanzkrise stand ein Thema ganz oben an.

Am Donnerstag, dem 25. September, brachte das Wall Street Journal einen Artikel, in dem angekündigt wurde, dass die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) neue Ermittlungen eingeleitet hat, die den Vorwürfen von Manipulation in Silbermarkt nachgehen sollen. http://online.wsj.com/article/SB122231175151874367.html

Darüberhinaus schickte Kommissar Bart Chilton am selben Tag an all jene, die ihm zuvor geschrieben hatten, per E-Mail eine Kopie des Artikels, zusammen mit seinen Kommentaren, die die Ermittlungen bestätigen. Im Artikel selbst - wie auch in Chiltons E-Mail - wurde gesondert darauf hingewiesen, dass die Ermittlungen im Silbersektor von den Behörden der Vollzugsabteilung durchgeführt werden und nicht von den Behörden der Marktaufsicht, die zuvor den Silbermarkt untersucht hatten. Ganz einfach ausgedrückt, handelt es sich beim Vollzug um den Muskel.

Ob ein kompletter Markt - wie Silber (oder Gold) - manipuliert ist oder nicht, ist von allergrößter Bedeutung. Es gibt in der Tat nichts, was mehr von Bedeutung sein könnte. Marktmanipulation ist Rechtsbruch und ein ernstzunehmendes Verbrechen. Marktmanipulation schadet auf lange Sicht jedem.

Da Marktmanipulation bei der CFTC allerhöchste Priorität hat, ist jede Nachricht, dass man dort vielleicht Ermittlungen gegen Manipulation in irgendeinem Rohstoffsektor eingeleitet hat, ein große Neuigkeit. So groß, dass solche Untersuchungen, wenn sie der Feststellung von Tatbeständen dienen, eigentlich fast immer streng vertraulich sind. Normalerweise geschieht das, um den Markt nicht zu stören. Die Tatsache, dass sich die CFTC dazu entschieden hat, diese Silberermittlungen offen anzukündigen, ist fast einmalig.

Ungewöhnlich an den Untersuchungen im Silbermarkt ist auch, dass die Anschuldigungen bezüglich einer Marktmanipulation in vollem Gange sind. Soweit ich mich erinnern kann, wurden alle vergangenen Untersuchungen erst angekündigt, nachdem die Manipulation an sich schon längst stattgefunden hatte. Es ist nicht nur ungewöhnlich, dass die CFTC (oder jede andere Regierungsbehörde) die Durchführung einer gravierenden, aktiven Ermittlung öffentlich verkündet; es ist mir aber gänzlich unbekannt, dass Ermittlungen bekanntgegeben werden, bei denen es um potentiell bestehende und stattfindende Verbrechen geht. Wenn eine Behörde Verdacht hegt, dass gerade ein Verbrechen begangen wird, so würde sie zuerst das vermeintliche Verbrechen unterbinden und dann die Untersuchungen zu Ende bringen. Glaubt die Behörde nicht, es gäbe hier ausreichend Hinweise auf aktives, verbrecherisches Geschehen, warum sollte sie dann die Aufnahme von Ermittlungen verkünden?

Und daher herrscht auch übereinstimmend die Auffassung (auch ich gehöre dazu), dass von diesen Ermittlungen im Silbersektor nichts anderes zu erwarten ist als Schönfärberei. Ich weiß, dass Silber manipuliert wird, und ich bin glücklich, dass die CFTC hier ermittelt. Aber ich kann das Gefühl nicht loswerden, dass ihre Objektivität fragwürdig ist, da sie seit über 20 Jahren unerbittlich abstreiten, dass manipuliert wird. Wie könnten sie faire Ermittlungen durchführen, ohne von ihren vergangenen Ergebnissen beeinflusst zu sein? Ich war schon an diesem Punkt und dann immer wieder, aber ich lasse mich nicht noch ein weiteres Mal zum Narren halten.


Erklärungen, und keine Ermittlungen

Warum die CFTC eine Manipulation im Silbersektor untersucht, erscheint mir schon fast rätselhaft. Ich habe ganz sicher keine Ermittlungen gefordert. Ich habe sie gebeten, die Angaben in ihrem Bank Participation Report von August zu erklären, wie sie in meinem Artikel Der rauchende Colt zu finden sind. Dieser Bericht ist unmittelbar verantwortlich für die Untersuchungen. Dieser Bericht ist zentral für die ganze Angelegenheit. Aber es gibt einen Unterschied zwischen erklären und ermitteln.

Als ich die Angaben vor etwas mehr als einem Monat zum ersten Mal in diesem Bericht entdeckte, konnte ich meinen eigenen Augen nicht trauen. Ich hatte die Angaben der vorhergehenden Bank Participation Reports schon seit Jahren genau gelesen, aber nur, weil ich eben ein Silber-Daten-Junkie bin. Normalerweise ist dies ein nichtiger Bericht. Die ganzen Jahre über, in denen ich diese Angaben analysiere, schien es mir schon wie Zeitverschwendung. Es war ein ungeläufiger Bericht und ich habe noch von keinem gehört, der auf ihn verwiesen hat. Aber die Angaben im Bericht vom August waren so beunruhigend, dass ich - um ganz sicher zu gehen, dass nicht meine Fantasie mit mir durchging - zwei vertraute Partner, Izzy Friedman und Carl Loeb, bat, sich diesen Bericht einmal anzusehen, ohne dass ich vorher irgendwelche Bemerkungen zu seiner Bedeutung machte. Ich wollte deren unverblümte Meinung.

Als sie mir bestätigten, dass dies der allerdeutlichste Fall von Manipulation überhaupt sei, stand ich vor einem neuen Dilemma. Ich war geneigt zu glauben, dass dieser Bericht fehlerhaft sei. Ich ging davon aus, dass die CFTC die Angaben zurückziehen würde. Ich dachte also daran, wie peinlich es sein müsste, wenn man öffentlich etwas Großes anzettelt, das vielleicht auch nur Schreibfehler gewesen sein könnte. Aber je mehr ich diese Angaben mit den Daten des wöchentlich erscheinenden Commitment of Traders Report (COT) abglich, konnte ich sehen, dass ich richtig lag. Und die CFTC hätte sich ganz klar bis jetzt gemeldet, wären die Angaben nicht korrekt gewesen.

Die Angaben sind klar: Eine oder zwei Banken haben innerhalb eines Monats Leerverkäufe getätigt, die umgerechnet 140 Millionen Unzen Silber entsprechen. Das sind mehr als 20% der jährlichen Produktion aller Bergbaugesellschaften der Welt. Weniger als drei US-Banken verkauften gleichzeitig ganze 10% der jährlichen Produktion aller Goldbergbaugesellschaften der Welt. Der Silberpreis und der Goldpreis kollabierten daraufhin in einem historischen Ausmaß. Dieselben Banken haben die Sell-Offs als Gelegenheit genutzt, mit gigantischen Gewinnen so viele Short-Positionen wie möglich zurückzukaufen. Das sind die Fakten.





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