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Wie Kreditkrisen beginnen und enden

24.10.2008  |  Clif Droke
Vom Standpunkt der Investorenstimmung aus betrachtet hat die Kreditkrise ihren maximalen Sättigungspunkt erreicht. Jedes TV-Programm und jeder politische Kommentar, jede Zeitung und jede Stadtzeitschrift schreibt darüber. Sie wird wahrhaftig als Apokalypse beschrieben, die sich nicht aufhalten lässt. Die Überschrift des letzten Titelbildes der Times lautete: "Die Neuen Harten Zeiten". Darunter findet man eine Fotographie, auf der Menschen zu sehen sind, die während der Großen Depression vor einer Suppenküche Schlange stehen.

Ob das letzte Titelbild der Times einen wichtigen Wendepunkt am Aktienmarkt markiert - so wie die berühmt berüchtigte Business Week-Titelseite "Tod der Wertpapiere" von 1979 - bleibt noch abzuwarten. Zumindest zeigt sich hieran sehr deutlich die bärische Stimmung, die so typisch für große Markttiefs ist.

Die Kunst des Überlebens ist ein anderes Thema, das in den letzten Monaten recht populär wurde. Vor nicht allzu langer Zeit lag der Fokus der amerikanischen Mainstream-Medien und der Popkultur auf persönlichem Wachstum und Wohlstand. Seitdem die Kreditkrise die Bühne betreten hat, verdrängte das Überleben den Wohlstand.

Millionen Amerikaner haben Angst vor den wirtschaftlichen Konsequenzen der Kreditkrise und davor, was dies für ihre Existenzgrundlagen bedeuten könnte. Sie kaufen Überlebensrationen in solchen Mengen, wie es sie seit den Monaten vor dem Jahrtausendwechsel nicht mehr gegeben hat. Das Thema eines im November im Magazin Details erschienen Artikels widmet sich dem wachsenden Trend zum Horten von Überlebensrationen, der bei den Vorstädtern um die 30 Einzug gehalten hat. Diese gut betuchten Mitglieder der Arbeitsgesellschaft sorgen sich um einen potentiellen Zusammenbruch, und viele von ihnen nehmen Entbehrungen auf sich, um darauf vorbereitet zu sein.

Im Artikel wird Jim Rawles vom SurvivalBlog.com zitiert. Er meint, dass die Beschäftigung mit Überlebenstraining und -strategien derzeit so stark im Kommen ist wie seit den 70er Jahren nicht mehr. Angeheizt, so sagt er, wird dies durch die offensichtlichen Krisen wie der Immobiliencrash, die absackende Wirtschaft, drohende Umweltkatastrophen, Spitzenpreise für Öl, die Hurrikans sowie das extreme Wetter der letzten Zeit. Vieles, was unter diesen "Allzeit-Bereiten" als Überlebenspaket angepriesen wird, ist allerdings nichts weiter als ein paar Flaschen Wasser, einige vakuumverpackte Kekse, Briekäse und ein paar Kartons Champagner. Was das allgemeine Stimmungsbild betrifft, so sind die Folgen dieser neuen Hinwendung zum persönlichen Überleben aus non-konformistischer Sicht nicht zu verleugnen.

Diese Vorstädter sind nicht die einzigen, die es zurzeit mit der Angst zu tun bekommen. Laut der Financial Times entsagen die Hedgefonds seit Kurzem komplizierten, ausgeklügelten Modellen und geben der gefühlten Sicherheit den Vorrang; sie haben 100 Milliarden $ in ertragsschwache Geldmarktfonds bewegt. Laut einem vor Kurzem erschienen FT-Artikel schätzt die Citigroup, dass die Hedgefonds jetzt 600 Milliarden $ in Cash geparkt haben, wovon 100 Milliarden $ in Geldmarktfonds gehalten werden. Erinnern Sie sich noch an die alten Tage, als es als Zeichen starker Angst unter den Investoren galt, wenn sich die Öffentlichkeit verstärkt ins Geld flüchtete? Heutzutage sind es die ehemals furchtlosen Hedgefonds, die ihre Vermögen in Geld parken. Oh, wie stark die Mächtigen nur gefallen sind.

Andere Hinweise, dass die aktuelle Panik vor ihrem Ende steht, kann man bei den jüngsten Schlagzeilen finden, welche die Flucht ins Gold zur Risikoabsicherung während einer Krise thematisieren. Wie die FT in einem Artikel vom 1. Oktober verlauten ließ, hat die Nachfrage nach Gold stratosphärische Dimensionen angenommen. Ein Mitglied der London Bullion Market Association sagte: "Es gibt einen enormen Andrang bei der Investitionsnachfrage [nach Gold]. In meiner 33-jährigen Karriere habe ich noch nie einen solchen Markt gesehen. Die Goldraffinerien kommen bei der Produktion von Goldbarren nicht hinterher."

Nicht ganz so weit von zu Hause entfernt zeigt sich bei der US-Prägeanstalt, dass die Verkäufe der populären Unzenmünze, American Buffalo, zeitweilig ausgesetzt werden mussten, nachdem die Vorräte komplett aufgebraucht wurden. Die FT berichtete: "Es kommt zur Knappheit von Goldmünzen, da Investoren ihr Geld bei goldgedeckten Exchange Traded Funds (ETFs) anlegen und so eine Rekordmenge von 1.054 Tonnen Gold angehäuft haben. Diese zählen damit zu den größten Ansammlungen von Gold, neben den Zentralbanken der USA, Deutschlands, des Internationalen Währungsfonds, Italiens, Frankreichs und der Schweiz."

Will man ein Paniktief einige Tage im Voraus bestimmen, dann sollte man dem "Smart Money"-Indikator besondere Aufmerksamkeit schenken, da er sich über die letzten Jahre als sehr verlässlich herausgestellt hat. Das Open Interest-Verhältnis des OEX Put/ Call zeigte am Freitag die beeindruckendsten Ergebnisse des gesamten Jahres. Dieser Indikator, der die überwiegend bullische oder bärische Stimmung unter den "Smart Money"-Optionshändlern messen soll, hat solche Stände erreicht, die man normalerweise mit einem zwischenzeitlichen großen Markttief in Verbindung bringt. Das letzte Mal, dass der Indikator vergleichbare Werte aufwies, war der 18. Januar - nur ein Tag vor dem internen Tief des S&P, das (auf Tagesschlussbasis) für die nächsten 5 Monate hielt.

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Die Baby Boomer und die Kreditkrise

Wenden wir uns jetzt aber der eigentlichen Finanzkrise zu, und speziell den Fragen, wer und was sie auslöste und warum.

Könnte die Kreditkrise Teil eines Plans sein, der Amerikas produktiven Output angesichts der anstehenden Pensionierungsswelle bei den Baby Boomer verlängern und/ oder erhöhen soll? Einige Beobachter stellen sich diese Frage und ich weiß, dass mehr als nur einige meiner Freunde und Kollegen darüber spekulieren. Da es einen demographischen Bruch in den USA gibt - er bewirkt, dass innerhalb nur weniger Jahre, die Zahl der Pensionierungen die Zahl der arbeitenden Bevölkerung drastisch übersteigen wird - kann man sich die Frage stellen, wie dieses Defizit in den Sozialkassen wettgemacht werden kann. Jetzt kommt die Kreditkrise ins Spiel…

Im Artikel der Associated Press zu den Folgen der Krise für die Rentenpläne der Baby Boomer wurde, mit Bezug auf einen Bericht des US-Kongresses, angemerkt, dass die amerikanischen Rentenpläne in den letzten 15 Monaten ganze 2 Billionen $ an Wert verloren haben. Die AP berichtet: "Mehr als die Hälfte der Befragten gaben im Rahmen einer von 27. - 30. September von der Associated Press und GFK durchgeführten Untersuchung an, dass sie befürchten, in Zukunft länger arbeiten zu müssen, da der Wert ihrer Rentenersparnisse gesunken sei."

Die AP schrieb, dass die öffentlichen und privaten Rentenfonds und die privaten Rentenkonten der Angestellten - so wie die 401(k)s - seit Mitte 2007 insgesamt ca. 20% verloren haben. Viele Amerikaner werden daher gezwungen sein, ihre Pensionierung aufzuschieben.

Die AP berichtet auch von einer neuen Studie der AARP (Vereinigung Amerikanischer Rentner - American Association of Retired Persons). Sie kam zu dem Ergebnis, dass aufgrund des wirtschaftlichen Abschwungs einer von fünf Arbeitern im Alter von 45 oder älter kein Geld mehr in Rentenpläne wie 401 (k), IRA oder andere Rentenprogramme innerhalb des letzten Jahres einzahlte - und fast einer von fünf hat die Anzahl der Arbeitsstunden erhöht.





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