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Todestanz des US-Dollars

27.10.2008  |  Jim Willie CB
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Sein größtes Eingeständnis ist aber dieses: Er bekennt sich zu Fehlern bei der Einschätzung des Strukturmodells und einer etwaigen kritischen Funktion im globalen Bankensektor. Wow! Das ist ein großes Eingeständnis - die globale Bankenstruktur nicht richtig eingeschätzt zu haben. Er gibt zu, dass sein Modell zur preislichen Risikobestimmung Perioden finanzieller Schieflagen nicht mit einkalkulierte. Mensch, Alan! Aber war es nicht gerade dafür gedacht? Ein ganzes Jahrzehnt lang brüstete er sich damit, wie doch die Risikoverlagerung via Kreditderivate ein Zeichen von Vollkommenheit sei, und dass sie wirtschaftliche Expansion ermöglicht. Ich denke allerdings, dass diese Mittel der Risikoverlagerung zur Expansion einer Bubble beitrugen, die, als sie platzte, dem gesamten US-Bankensystem und dann der US-Wirtschaft ein Ende setzte. Er brüstete sich, dass die Kreditderivate der Risikoverteilung dienen, aber tatsächlich hat dies zu Zerstörungen auf weiter, systemischer Ebene geführt. Erinnern Sie sich an die vielen Behauptungen Bernankes dahingehend, dass der Einbruch der Hypothekenbonds unter Kontrolle gebracht werde. Der ehemalige Professor an der Princeton University war nicht gut im Studium des Bankensektors und der Wirtschaft. In Gegensatz zu mir ist er stark belastet von den Einschränkungen seiner fachlichen Wirtschaftskenntnisse. Mathematik und Statistik sind pure Wissenschaften und ihre Anwendung gleicht einer Kunst.


Keine Lösungen für die Wirtschaft durch Bailouts

Fast alle Bailouts der USA sind bisher nichts anderes gewesen als Zahlungen an tote Finanzfirmen. Ihre Aktionäre, ihre Besitzer von Bonds und ihr Anlagenfundament haben eine Reparatur bekommen, sie sind jedoch nicht wiederhergestellt. Zu denken, dies nutze dem Kreditprozess, ist verrückt. Es erleichtert den korrupten Bankenmanagern nur den Rentenabend in der Karibik. Der Fluss der staatlichen Kapitals wird seinen Weg nicht zu den Menschen finden, oder zumindest nur ein Penny pro Dollar. Die "Top-Dow-Lösung" ist zum Scheitern verurteilt, weil Korruption, Bond-Betrug, Bilanzbetrug, Hütchenspielertricks mit Finanzinstrumenten und andere ausgesuchte, illegale Prozeduren dem Problem zugrunde liegen - und alles fand oben in der Struktur statt, von der es jetzt, so der Plan, nach unten durchrieseln soll. Einen Strom nach unten zu erwarten ist Idiotie. Und nun ist es auch so, dass die Mittel und Wege, mit denen das kriminelle Verhalten auf oberster Ebene unterstützt wird, weit gefächert und verbreitet sind - mit vielen verschieden Verzweigungen. Nicht weniger als fünf von JPMorgan Chase geschaffenen Vehikeln für besondere Zwecke wurden am Mittwoch bekannt gegeben. Die Zahl der Kreditvergabeeinrichtungen der US-Notenbank - alle für große Banken und nicht für die Menschen der Main Street bestimmt - ist derart explodiert, dass David Rosenberg von Merill Lynch gleich das YAP, ein weiteres Programm, zuschnitt. Proliferation könnte schließlich das sein, was die Architekten des Finanzstaatsstreichs im Sinne führen. Verwirrung ist der beste Freund solcher Architekten, so wie auch die Wahrheit der Feind des Krieges ist.

Die Menschen erhalten 1 $ für jede 500 $, die sie der Wall-Street-Elite für den Rückkaufbetrug zugestanden haben. Das Fußvolk geht durch eine Drehtür von Kreditrückzahlungen, wobei meistens die Kredite nicht ausgeglichen werden können, was am Ende, vielleicht innerhalb eines Jahres, zur sicheren Zwangsversteigerung führt. Dieser Nonsens, von wegen "Kapitaldurchfluss nach unten", hat sich durchgesetzt, auch wenn es dafür noch kein erfolgreiches Beispiel in der Vergangenheit gegeben hat.

Der Mangel an Transparenz ist eine Tragödie. Der Kongress fordert keine stärkere Transparenz und wird so auch keine bekommen. Die Auflösung von Lehman Brother wurde in absoluter Dunkelheit durchgeführt. Die Hinweise, die ich bekommen habe, deuten darauf hin, dass JPMorgan den toten Lehman-Kadaver als privates Arsenal benutzt, um Hedgefonds zu attackieren. Einige dieser Fonds haben ihre Anlagen eingefroren, während ihre Positionen unter Beschuss liegen. Was passiert, ist kriminell und stellt den Höhepunkt dieser Amtsperiode dar, die von der Wall Street übernommen wurde. Man hat sich beschwert, dass die Dokumente des Finanzministeriums aussehen wie vom CIA herausgegebene Dokumente, was gerade zurzeit wenig dienlich ist, um Vertrauen herzustellen. Ein offizielles Dekret nach dem anderen unterminiert das Vertrauen der Investoren, das letzte waren die Restriktionen bezüglich der Leerverkäufe auf Finanzinstitutionen, wobei Goldman Sachs diesen Bestimmungen nicht unterlag. Das ist ein selektiver Bailout für die Wall Street, ein Prozess, der von der Wall Street selbst gelenkt wird und im Verlaufe dessen Finanzverbrechen geschehen, die eigentlich eine tausendseitige Anklageschrift verdienten.


Verteilungskanäle unterbrochen

Große Unterbrechungen sind im Verteilungssystem zu beobachten. Aktivkredite werden routinemäßig von jenen Exportnationen nicht mehr gewährt, die den US-Quellen misstrauen. Es wird von einem Einbruch des Lieferverkehrs zu westlichen US-Häfen von 10% - 20% berichtet. Schiffe liegen in asiatischen Häfen leer, einige sind sogar beladen, werden aber abgehalten von ihren Reisen zu US-amerikanischen und europäischen Häfen. Selbst einige Hersteller von Frachtcontainern sind schwer davon betroffen, da die Kredite auch ihre Produktionsprojekte unterbrechen. Indische Produzenten fordern oft 100% Vorkasse gegenüber den Einzelhändlern an der Ostküste - was wiederum zeigt, wie stark das Misstrauen ist. Fast die gesamte Aufmerksamkeit galt den Banken, Kreditmärkten und Aktienmärkten. Die US-Wirtschaft bewegt sich von einer Rezession hin zu etwas anderem, als es das Wort Depression beschreiben würde. Die aktuellen Unterbrechungen sollten in Wirklichkeit eher als Auflösungsprozesse betrachtet werden. Kurzfristige Kreditvergabe müsste schon bald die Verteilungskanäle Straße und Schiene im Innenland stark in Mitleidenschaft ziehen - sehr ähnlich dem Chaos, das dem Überseehandel durch die Aktivkredite entstanden ist.

Die nächste große Thema, das sich losreißt, sind Kreditkarten. Die Bank of America hat Pläne angekündigt (die jedoch noch nicht voll umgesetzt sind), die Zahl der Kreditkarten zurückzufahren, um das Kreditscoring bei der FICO (vergleichbar mit der deutschen SCHUFA, Anm. der Red.) zu reduzieren. Die unteren 60% der Träger von Kreditscorings werden bald überhaupt keine Kreditkarte mehr haben. Ein Freund erzählte mir, dass er einmal 10 Kreditkarten besaß. Vor Kurzem blieben nur noch vier übrig, der Rest wurde nicht verlängert, nur wenige davon wurden nicht genutzt. Andere Freunde sagten mir, dass ihre Kreditgrenzen zusammengestrichen wurden. Veränderungen stehen an. Das nächste große Thema, das unterwegs ist: Ausfälle bei gewerblichen Hypotheken. Keine Atempause, keine Erholung oder Galgenfrist für die US-Banker. Veränderungen stehen an. Dies wird zwangsläufig zu Ausfällen in jeder erdenklichen finanziellen Ecke führen.


Schande unter den Bankern

Das System bricht zusammen. Genau dann, wenn sich die Hinweise auf den Herzinfarkt eigentlich verbessern, wenn auch nur leicht, wird die US-Wirtschaft von der Klippe stürzen, da beispiellose Zersetzung im Gang ist. Einige Verbesserungen der Situation konnte man bei der kurzfristigen LIBOR Rate sehen, bei den Geldmarktfonds, den TED-Spreads und den Hypotheken-Bond-Spreads sehen. Aber die Banker und die Zweigunternehmen im Finanzgeschäft sind mit dem Stigma der Unehrenhaftigkeit und Nichteinlösung behaftet.

Die folgende Nachricht kam gestern auf meinen Schreibtisch. Sie betrifft General Electric. Dabei ging es um Nichteinhaltung von Aktivkrediten. Die US-Banken misstrauen sich nicht nur untereinander, sie engagieren sich auch in kriminellen Aktivitäten wie Vertragsbetrug. Nur groß genug muss man sein und ausreichend Beziehungen zu den Machtzentren haben - dann ist es erlaubt. An dieser Stelle heißt es wieder: Keine Lösungen, nur Vermehrung des Chaos.


© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com



Der Artikel wurde am 25.10.08 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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