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Goldmarkt: Starke Unterstützung im Bereich von 700 $ sollte halten

27.10.2008  |  Clive Maund
Die Bewegung beim Gold am Donnerstag und besonders am Freitag war bullisch, wie sie halt nach einem fast vertikalen Fall von fast 200 $ in nur zwei Wochen sein kann. Im Artikel ("At what point does gold become a full blown bearmarket?"), der für Abonnenten am 23.10. veröffentlicht wurde, habe ich deutlich gemacht, dass die starke Unterstützung im Bereich von 700 $ halten müsse, ansonsten würde sich Gold zu Kupfer, Silber und vielen anderen Rohstoffen gesellen, die sich in einem Bärenmarkt befinden - zumindest, was den Papierpreis angeht.

Gleich nachdem dieser Artikel veröffentlicht wurde, fiel Gold weiter und testete diese Unterstützung - aber Dienstag wie Donnerstag wollte es einfach nicht unter die 700 $ gehen - und am Freitag zeigte sich im Chart eine bullische Kerze - ein langes Doji, auch bekannt als der "Rikscha-Mann". Diese Art von Kerzen zeigt sich bei wilder Unentschlossenheit, und wenn diese nach einem heftigen Einbruch auftreten, bedeutet es, dass die Bären die Kontrolle verlieren.

Das Erscheinen dieses Kerzentyps im Chart für US-Staatsanleihen mit langer Laufzeit gab uns Mitte September die Möglichkeit, eine heftige Umkehr zu prognostizieren, die zwei Tage später einsetzte. Auch wenn wir noch weitere Tage wie letzten Freitag sehen könnten, so lässt sich festhalten, dass das Erscheinen dieses Doji im Gold-Chart - gerade nach einem besonders brutalen Fall - ein Hinweis darauf ist, dass eine Umkehr möglicherweise nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Die kurzfristigen Oszillatoren dienen mit Sicherheit als Unterstützung einer baldigen Umkehr, da der RSI- und der MACD-Indikator im 6-Monate-Chart zeigt, dass Gold schwer überverkauft ist und sogar nahezu kritisch überverkauft ist.

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Es stimmt, dass unser langfristiger Gold-Chart, der den Bullenmarkt in seiner Gesamtheit abbildet, definitiv Verschlechterungen zeigt - der Goldpreis hat sich unter seine langfristigen Durchschnitte zurückgezogen, die jetzt überrollen. Wir können jedoch sehen, dass Gold jetzt in eine starke Unterstützungszone zurückgefallen ist, von der aus es die Möglichkeit hat, sofort zu einer Erholung überzugehen, wenn die entgegenwirkenden Faktoren nachlassen. Und wenn wir in diesen Chart schauen, so ist es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass die Verzerrungen ihren Ursprung in der außergewöhnlichen Stärke des Dollars haben.

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Die beste Möglichkeit, die Folgen des raketenartig ansteigenden Dollars zu bereinigen, liegt in der Gegenüberstellung Gold/Euro - schauen wir, was sich da zeigt. Wie wir sehen können, macht Gold einen recht gesunden Eindruck im Gold-Chart und es ist zurück im Kauf-Gebiet, nachdem es auf die wichtige, im Chart gezeigte Trendlinienunterstützung zurückgefallen ist. Auf dem Euro-Chart ist der langfristige Aufwärtstrend von Gold intakt und die gleitenden Durchschnitte sind immer noch am Steigen.

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Einer der größten Vorteile, die die Vereinigten Staaten im Vergleich zur Europäischen Union gerade genießen, ist die Tatsache, dass die USA ein Land sind, während die EU ein Zusammenschluss von Ländern ist, der von maroden Gremien geleitet wird und in der Folge stark ineffizient arbeitet. Die Herangehensweise der Politiker, die die einzelnen EU-Länder vertreten, entspricht dem kompletten Gegenteil jenen Geistes, der durch John F. Kennedys inspirierende, wenn auch gewissermaßen idealistische Aussage "Think not what your country can do for you, but what you can do for your country" zum Ausdruck gebracht wurde.

Die Einstellung jener kann mit den folgenden Worten zusammengefasst werden: "Denk nicht an das, was die EU für dich leisten kann, sondern daran, wie viel die EU für dein Staatssäckl tut." Das ist auch ein ganz wichtiger Grund, warum die aus dem Rohstoff- und Aktiensektor krachende Lawine nach der Zwangsliquidierung entweder US-Dollars oder US-Schatzanleihen mit baldigem Ablaufdatum überschüttete - baldiges Ablaufdatum deshalb, weil wenn die USA komplett zu Boden geht, dann wird dies wahrscheinlich nicht innerhalb von drei Monaten passieren.

Um Schatzanleihen zu kaufen, brauchen Sie Dollars, daher auch der riesige Anstieg des Dollars. Der Dollar hat natürlich keine innere Stärke, ganz im Gegenteil - schaut man auf die andauernde Explosion des Geldangebots, um die verschiedenen Bailouts, einschließlich des Paulson-Quarks, zu finanzieren.

Das heißt dann auch: Sobald die blinden Panikverkäufe von Rohstoffen und Aktien zu Ende gehen, die Fondmanager und Investoren allgemein wieder zu diesen Märkte streben, hört die Musik auch plötzlich für den Dollar auf zu spielen. Man kann davon ausgehen, dass er gewaltig umdreht. An diesem Punkt wird Gold wieder in die Höhe schnellen, und auch das verstörte Silber wird sich wahrscheinlich wieder erholen.

Händler sollten sich darauf vorbereiten. Erstaunlicherweise wurde dieser Dollarhöhenflug, den wir in dieser Art jetzt erleben, in Artikeln von George Paulos, Sol Palha und Rick Ackerman schon fünf Jahre zuvor prognostiziert. Sie gingen davon aus, dass der Dollar unter solchen Umständen steigen würde aber anschließend genauso schnell kollabieren - oder sogar noch schneller.

Gerade jetzt - man braucht Sie wahrscheinlich gar nicht daran zu erinnern - ist der Dollar am Aufstreben. Er wollte nicht so richtig mit dem "Distribution Dome" und auch nicht mit dem Kanal, den wir im letzten Update ausgemacht hatten - stattdessen durchbrach er diese und stieg vertikal an, so dass er jetzt kritisch überkauft ist und ebenfalls eine große Lücke zwischen den Durchschnitten aufgemacht hat.

Das deutet zumindest auf eine Konsolidierung hin, bevor weitere Gewinne anstehen könnten, und auch auf mehr Reaktionen, die möglicherweise kurzfristig sind - dies scheint aufgrund der kecken Freitagsbewegung von Gold wahrscheinlich. Das Scheitern der unteren Kanallinie, die jetzt weit unter dem Index liegt, würde als Hinweis darauf gewertet, dass der Höhenflug vorbei ist und dies würde das Risiko eines Einbruchs mit sich bringen - einhergehend mit starken Aufwärtsbewegungen beim Gold und Silber.

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Die "Weltende-Seher" sind in letzter Zeit auf Tour gewesen und haben physisches Gold und Silber, vor allem Münzen, gekauft. Vielerorts ist das Angebot erschöpft und die Aufschläge werden in die Höhe getrieben. Und genau das ist es, was den anhalten Preisverfall an den Papiermärkten so überaus eigenartig macht. Überall wird Manipulation gerufen, aber es könnte auch einfach so sein, dass die massive, unüberlegte Gold-Zwangsliquidierung durch Fonds die physischen Käufe bei weiten übertrifft, auch wenn die Aufnahme des erhältlichen physischen Angebots ganz klar einen bullischen Einfluss hat.

Ein nicht geringer Teil der physischen Käufe wurde aufgrund von Angst vor einem kompletten Niedergang des Bankensystems gemacht, und dem wir sind auch wirklich nah gekommen. Wie niedrig auch Ihre Meinung von Banken sein mag, es ist klar, dass das Scheitern des Bankensystems undenkbar ist, da dies auch den Niedergang der Zivilisation bedeuten würde.

Deswegen unternehmen Regierungen der ganzen Welt auch Schritte, durch die Kapitalgarantien für Banken gegeben werden, um Anstürme auf Banken zu verhindern - wenn nötig werden auch Banken verstaatlicht. Ob dies nun die Fäulnis aufhalten kann, bleibt noch abzuwarten, da man noch mit dem Derivatechaos zu kämpfen haben wird, welches ihre Pläne doch noch zunichte machen könnte.

Unter den Gerüchten und Geschichten, die Ende letzter Woche auftauchten, gab es auch die Information über einen außermarktlichen, physischen Goldkauf in Höhe von mehreren Millionen $ in Toronto, bei dem der Käufer 1075 $ pro Unze zahlte. Die Echtheit der Angaben kann nicht bestätigt werden, aber sollte es wahr sein, dann ist das ganz klar ein positives Zeichen für den Goldmarkt.

Eine andere Information betrifft General Motors - eine amerikanische Ikone. Sie soll dabei sein, ihren Bankrott anzumelden. Falls es wahr wäre, so würde das vielleicht die entgegengesetzten Auswirkungen haben, als man annehmen würde. Man könnte ja davon ausgehen, dass die psychologischen Folgen dazu führten, dass der Aktienmarkt steil abtaucht. Aber möglicherweise sind diese Folgen schon zum größten Teil einkalkuliert, so dass die Folge eine Erleichterung darüber wäre, dass sie endlich "dran glauben müssen" - was ganz wahrscheinlich nicht von den Arbeitern an den Fließbändern geteilt wird.


© Clive Maund
www.clivemaund.com



Der Artikel wurde am 26.10.08 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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