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COT: Dem Smart Money auf der Spur

21.08.2003  |  Dr. Reinhard Bauernfeind
- Seite 2 -
COT am Beispiel des S&P 500 Future

In Abb. 2 soll dieser Sachverhalt anhand der Netto-Positionen der drei Händlergruppen für den S&P 500 Future graphisch veranschaulicht werden (Netto-Position der Non-Commercials; Commercials; Small Traders). Im Chart ist deutlich zu sehen, daß die Commercials ab Mitte Mai 2000 ihre Netto-Short-Positionen drastisch ausgebaut haben; zeitweise waren sie mit mehr als 100.000 Kontrakten Netto-Short. Seit dem 28.3.2003 sind die Commercials - das erste Mal seit knapp drei Jahren - wieder Netto- Long gegangen, was also im Moment für weiter anziehende Kurse spricht. Im Chart ebenfalls zu sehen ist die Tatsache, daß die kleinen Händler während der Baisse ebenfalls zeitweise mit mehr als 100.000 Kontrakten Netto-Long gegangen waren und hierbei wohl sehr viel Geld verloren haben dürften.

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Analyse und Interpretation der COT-Daten

Daß sich die Commercials vor großen Wendepunkten des Marktes richtig positionieren, ist eigentlich eine logische Folge ihrer berufsmäßigen Vertrautheit mit den fundamentalen Gegebenheiten und Möglichkeiten ihres Geschäfts. So verfügen sie zumeist auch über das notwendige Wissen und die Netzwerke, um ihr Geschäft erfolgreich betreiben zu können. Vielfach sind auch die großen Handelshäuser die einzige Informationsquelle über Angebots- und Nachfrage-Statistiken, die die Öffentlichkeit erreichen. Und man darf sich hier sicher sein, daß die großen Handelshäuser auf diese Informationen bereits reagiert haben, bevor diese die Öffentlichkeit erreichen.


Keine einfache Interpretation

Bei der Analyse und Interpretation der unterschiedlichen Netto-Positionen ist zudem noch zu beachten, daß die Bedeutung und Aussagekraft der jeweiligen Netto-Größen von Markt zu Markt variiert. Bei einer genaueren Analyse der COT-Daten zeigt sich zudem, daß vor allem die relativen (und nicht die absoluten) Netto-Positionierungen im Vergleich zu historischen Maximaloder Minimalgrößen entscheidend sind. Im Silbermarkt beispielsweise waren die Commercials bislang noch nie Netto-Long gewesen. Dennoch fallen bei der relativen Betrachtung ihrer Netto-Positionierung signifikante Niveaus ins Auge, an deren plötzlichen Ab- oder Aufbau sich gleichzeitig auch wichtige Wendepunkte des Marktes erkennen lassen.


COT beim Silber

Jeder Futures-Markt wird so durch ein spezielles Zusammenspiel der drei Händlergruppen bestimmt. Im Silbermarkt sind die Commercials vorwiegend Silberproduzenten, die sich durch den Verkauf von Futures (Short-Selling) gegen einen Preisverfall absichern. Aus dem obigen Chart wird ersichtlich, daß man bei Silber immer dann gute Kaufkurse hatte, wenn die Commercials "relativ" wenig Short-Positionen hatten; und umgekehrt gute Verkaufskurse, wenn sie begannen, ihre hohen Short-Positionen abzubauen.

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Mehrere Denkansätze

Andere Veröffentlichungen empfehlen dagegen, lieber den Non-Commercials in ihren Positionierungen zu folgen, da sie ja richtig liegen bzw. gelegen haben müssen, um überhaupt so große Händler werden zu können. Ob dies nicht eher einem geschickten Marketing zu verdanken ist und dieser (schlechte) Rat eine bewußte Irreführung ist, mag dahingestellt bleiben. Auch der andere Rat, den "Small Traders" nicht zu folgen und das genaue Gegenteil derer zu tun, führt in die Irre, gibt es doch auch unter den "Small Traders" kleine Commercials, die der Reportpflicht nicht unterliegen, aber dennoch über Insider- oder besonderes Geschäftswissen verfügen. Mit anderen Worten, auch dies wäre im allgemeinen keine erfolgreiche Strategie, auch wenn dies in einzelnen Märkten (vielleicht zufällig) funktionieren könnte.


Schwierige Interpretation

Ebenso problematisch ist es, aus den einfachen Netto-Positionierungen bereits auf eine zukünftige Marktrichtung schließen zu wollen, auch wenn dies vielleicht einmal (zufällig? - siehe Abb. 2) funktionieren könnte. Darüber hinaus kann auch der Vorlauf der Indikation (Auf- oder Abbau von Positionen) über mehrere Wochen hin variieren. All dies zusammengenommen, mag es die Schwierigkeit mit der Interpretation dieser Daten, die viele Trader haben, ansatzweise erklären. COT-Daten zu analysieren ist demnach eine komplexe und mehrdimensionale Angelegenheit.


Der COT-Index

Eine Kunst der COT-Daten Interpretation liegt folglich darin, zu erkennen, wann man von "relativ kleinen" (Kauf) oder "relativ großen" (Verkaufs-) Netto-Positionen in einem Markt sprechen kann. Zu diesem Zweck hat der US-Analyst Steve Briese einen Oszillator, den COT-Index, entwickelt, der genau dies aussagen soll. Ausgehend von den Netto-Positionen der Commercials vergleicht er deren aktuelle Positionierung mit ihren historischen Höchst- und Tiefstständen über NN-Wochen. Die Formel für den COT-Index lautet wie folgt (Technisch versierte Leser wird diese Formel sicherlich an den "Stochastics"-Indikator erinnern):

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COMnet: Netto-Position der Commercials
LLV: Tiefster Wert der Netto-Position der Commercials
HHV: Höchster Wert der Netto-Position der Commercials
NN: Anzahl der historischen Vergleichsperioden (lookback)


Der COT-Index, der zwischen 0 (bearish) und 1 (bullish) oszilliert, gibt so die relative Stimmung unter den Commercials unter Berücksichtigung historisher Nettogrößen wieder. Eine Untersuchung von Steve Briese - vermutlich dem versiertesten Kenner und Analysten der COT-Reports (www.bullishreview.com) über die Verläßlichkeit der Kauf- und Verkaufssignale aufgrund der Positionierung der Commercials in 36 Märkten zwischen 1983 und 1989 ergab damals eine Trefferquote von 67%.




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