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COT: Dem Smart Money auf der Spur

21.08.2003  |  Dr. Reinhard Bauernfeind
- Seite 3 -
Erfolgreiches Handelssystem

Auch in den Finanzmärkten zeigen die Commercials (institutionelle Händler wie Banken oder Fonds) - ähnlich wie ihre Kollegen im Agrar- und Rohstoffsektor - die Fähigkeit, sich bei wichtigen Trendwenden des Marktes richtig zu positionieren. Im folgenden Chart (Abb. 4) sieht man den S&P500 seit 1999 und darüber die Netto-Position der Commercials, den COT-Index der Commercials auf einer 10-Wochen-Basis mit den Kauf- (0.8) und Verkaufsgrenzen (0.2). Gleichzeitig mit dem S&P wurde unten die für dieses Handelssystem errechnete Kapitalkurve als blaue Balken abgetragen (in Punkten gerechnet, ohne Gebühren und Slippage, Enter und Exit jeweils zum Eröffnungskurs am Montag). Eine ansteigende Kapitalkurve (wie in unserem Fall) verdeutlicht, daß es sich beim diesem Handelssystem um ein langfristig erfolgreiches handelt.


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Der Vorteil des COT-Index liegt nicht nur darin, Extrempositionen (über 0.8 bullish oder unter 0.2 bearish) sichtbar zu machen, sondern darüber hinaus gleichzeitig auch auf einzelne Märkte zu zeigen, in denen vermutlich eine größere Marktbewegung (Potential!) bevorsteht. Da jeder Markt aus einer speziellen Interaktion zwischen den drei unterschiedlichen Händlergruppen bestimmt wird, deren Einfluß und Perspektive sich darüber hinaus im Laufe der Zeit auch verändern können, kann der COTIndex helfen, die Extrema - die auf Trendwenden schließen lassen - sichtbar zu machen, auch wenn Märkte nicht alle über einen Kamm geschert werden sollten.


Grundmuster der Akkumulation/Distribution

Insgesamt betrachtet hat sich folgendes Grundmuster als hilfreiche Analyse- und Beurteilungsgrundlage des Kauf-/Verkaufs-Zyklus herauskristallisiert (vgl. Murray A. Ruggiero: Seeking a commitment, in: Futures (April 2002), S. 56-59):

  • 1. In einer Seitwärtsphase des Marktes akkumulieren die Commercials so lange, bis sie - vor einem Kursausbruch - ein extremes Niveau der relativen "Bullishness"/"Bearishness" erreicht haben. An den großen Wendepunkten des Marktes sind sie zumeist richtig positioniert.

  • 2. Nach einem Kursausbruch oder einer Trendwende werden die Extrempositionierungen der Commercials wieder zurückgefahren, und die Large Trader, zumeist trendfolgende institutionelle Händler, springen nun auf den Zug auf. An dieser Stelle des Kauf-/Verkaufs-Zyklus liegen die Commercials auch mal "falsch", da ja jemand den Large Traders ihre Positionen ermöglichen muß. Dieser paradoxe Umstand, daß auch die Commercials jetzt hinsichtlich der weiteren Kursentwicklung falsch liegen (können), verwirrt viele Analysten und führt leicht zu Fehlinterpretationen, wie zB daß man sich bei der Interpretation der COT-Reports weniger auf die Commercials als vielmehr auf die Large Trader verlassen sollte.

  • 3. Wenn dann die kleinen Händler auch noch auf den fahrenden Zug springen wollen, ist die Bewegung häufig (fast) schon wieder vorbei, vor allem dann, wenn die Commercials mittlerweile eine gegensätzliche Extrempositionierung eingenommen haben.


Deutung der jüngsten Signale

Nachdem der COT-Index (auf 10-Wochen-Basis, sh. Abb. 4) Mitte Juni zum ersten Mal seit dem Kaufsignal Ende März wieder ein Verkaufssignal generiert hat (sh. S&P 500-Chart), wurde dies am 20. Juni, also bereits nach einer Woche, wieder revidiert. Bei der reinen Betrachtung der Commercials ergibt sich demnach wieder ein Kaufmodus, wobei auch dies schnell wieder revidiert werden könnte. Obendrein sollte man die jüngste Entwicklung bei den Small Traders nicht unberücksichtigt lassen (Abb. 2, schwarze Linie). Diese bauen ihre Netto-Long-Position gerade deutlich aus. Da diese Händlergruppe aber in der Tendenz einen Contra-Indikator darstellt, muß das Gesamtbild etwas differenziert gedeutet werden. Mit dieser Konstellation wäre am ehesten folgende S&P-Entwicklung "verträglich": Der Aktienmarkt vollzieht in den kommenden Wochen eine Abwärtskorrektur, während der die Small Trader ihre Netto-Long-Position verringern bzw. vielleicht sogar in eine Netto-Short-Position verwandeln. Die mittelfristige Tendenz dürften aber die Commercials angeben und letztere scheinen sich für einen längeren Aufwärtstrend positioniert zu haben.


Fazit

Wenn sich ein Ungleichgewicht in der Angebots- und Nachfrage-Relation (Ausdruck zukünftiger Erwartungen) entwickelt (Brutto und/oder Netto-Positionen erreichen Extremwerte), werden sich früher oder später die Preise dahingehend anpassen müssen. Der Vorteil der COT-Daten liegt nun darin, diese Unausgeglichenheiten in der Angebots- und Nachfrage-Relation sichtbar zu machen. Die COT-Reports weisen so auf besondere Handelsaktivitäten hin, bevor sich die Preise angepaßt haben, darin liegt ihr strategisches Informationspotential: a) zu sehen, in welchen Märkten sich etwas tut (Potential), und b) gleichzeitig anhand der Positionierung der einzelnen Gruppen die zukünftige Richtung der Preisbewegung aus vorangegangenen Mustern zu erschließen (leading indicator). Die aktuellen COT-Charts können beispielsweise unter www.sharelynx.net abgefragt werden.


© Dr. Reinhard Bauernfeind

Quelle: aus Quelle: "Smart Investor", Ausgabe 7/2003



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