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Depression für 2009?

06.12.2008  |  Clif Droke
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Im Jahr 1894 erreichte dieser epische Zyklus seine letzte Talsohle. Wie waren die wirtschaftlichen Bedingungen dieses schicksalsträchtigen Jahres? Vor dem Hintergrund der Panik im Jahr 1893 folgt hier, was ein zeitgenössischer Zeitungschronist zu den Vorkommnissen schrieb. "Niemals zuvor hat es ein solch plötzliches und erschütterndes Ende der industriellen Aktivitäten gegeben. Sehr zahlreich und nahezu überall schlossen Verarbeitungsanlagen, Fabriken, Minen […] Hunderttausende von Arbeiter wurden ganz plötzlich entlassen." Wie H.W. Brands in seinem Buch "The Money Man" schreibt, fürchten viele allgemeine Unruhen und sogar Bürgerkrieg. "In keinem zivilisierten Land dieses Jahrhunderts, das nicht gerade die Qualen von Krieg und offener Aufruhr und Empörung litt, war die Gesellschaft so aufgelöst, wie in den Vereinigten Staaten während des ersten Hälfte des Jahres 1894.", schrieb ein Redakteur, den Brands zitierte. "Noch nie galt ein Menschenleben so billig. Nie zuvor erschien die verfassungsmäßige Autorität so inkompetent, dem Recht Geltung zu verschaffen."

Der aktuelle 120-Jahre-Zyklus wird nicht vor dem Jahr 2014 die Talsohle erreichen. Könnten wie kurz vor dem Einsetzen einer Depression stehen, vergleichbar mit jener, die die USA in den 1890er Jahren erfasste? Wird das heutige moderne Amerika erneut eine gewaltige Verschlechterung der Situation in den zivilrechtlichen Institutionen und des Verhaltens der Staatbürger erleben? Müssen wir uns schon sehr bald auf Aufstände, Revolutionen und Maschinestürmer gefasst machen?

"Coin" ist vielleicht das, was wir an dieser Stelle dringend brauchen, um die drängenden wirtschaftlichen Fragen jener Zeit in den Blick zu bekommen. Nein, ich meine damit nicht eine neue monetäre Einheit, sondern eher eine Person. Damals 1893 trat dieser unbekannte Finanzmann zum ersten Mal in Chicago auf und eroberte die Windy City im Sturm. Coin war ein kleiner, jungenhaft aussehender Mann mit großem Wissen in Finanzdingen und Geldpolitik. Coin gründete am 7. Mai 1894 eine Wirtschaftsschule am Chicago Art Institute, deren Besuch für jeden kostenlos war. Die Schule zielte besonders auf die jungen Männer der Stadt ab, die sich für die wirtschaftlichen Belange der Nation interessierten und die sie eines Tages selbst in die Hände nehmen sollten.

Coins erstaunliche Kenntnisse in Fragen der Geldpolitik wurden schon bald zum Stadtgespräch; schnell hatte er eine Anhängerschaft, da er es regelmäßig schaffte, die Aula seiner "Schule" bis zum Rand voll zu besetzen, mit den führenden Geldmännern der Stadt sowie den Bürgern von Chicago. All diese waren gekommen, um Coins ätherische Weisheiten zu Fragen der Geldpolitik zu hören. Einige der älteren Männer im Publikum waren Gegner seiner geldpolitischen Ansichten und warteten während seiner Vorträge auf ihre Gelegenheit, den kleinen Financier aus dem Konzept zu bringen und bloß zu stellen. Aber Coin beantwortete jede ihrer Fragen und Einwürfe mit tadellosem Auftreten und Gelassenheit, er brachte seine Kritiker zum Schweigen und stellte alle Lästerer bloß.

Coin war gerade damit beschäftigt, in seiner Schule eine populäre geldpolitische Position einzuführen, die zur damaligen Zeit unter Vermögenden ein wichtiger Streitpunkt war - nämlich der Bimetall-Standard. Silber wurde im Jahr 1873 als gesetzliches Zahlungsmittel abgeschafft (Coin nannte es das "Verbrechen von 73") und der Goldstandard stand jetzt an erster Stelle. Coin schob die Deflation der 1880er und 90er, wie auch die Depression Anfang der 1890er, auf das eingeschränkte Geldangebot, das durch die Abschaffung des Silberstandards ausgelöst wurde. In vielerlei Hinsicht waren Coins Zeiten den unseren gar nicht so unähnlich.

"Gebt den Menschen das richtige Geld zurück, jenes, das sie eigentlich schätzen", donnerte Coin von seinem Podest. "Gebt uns zwei Arme mit denen wir Geschäfte abwickeln können! Silber, der rechte Arm und Gold, der linke Arm! Silber, das Geld des Volkes und Gold, das Geld der Reichen. Beendet den legalen Raub, wobei das Eigentum der Schuldner in den Besitz der Gläubiger übergeht!" Coin glaubte, die Wiedereinführung des Silbers würde die vergangene Blüte der Wirtschaft zurückbringen, da Preise wie auch Löhne ansteigen würden.

"Bürger! Die Integrität der Regierung wurde verletzt. Ein Finanztrust kontrolliert euer Geld und damit werdet ihr auch eures Eigentums beraubt. Vampire saugen das Blut des Kommerzes […]. Unterdrückung versucht dieses gerechte Land zu versklaven. Ihr Name ist Gier. […] Dieser Kampf gilt der Menschheit - unseren Häusern, unseren Herden, er gilt der Reinheit und Integrität unserer Regierung."

Mit jedem Satz aus dem Mund des jungen Financiers, jubelte das Publikum enthusiastisch. Coins geldpolitsiche Position, Silber wieder freizusetzen, war das Herzstück des tiefen Glaubens, dass die Demonetisierung von Silber eine der großen Einschränkungen des nationalen Geldangebots ausmachte - und somit zu einem Rückgang des produktiven Outputs führte. Während seiner Vorträge an der Wirtschaftsschule untermauerte Coin seine Vorschläge und dichtete seine Forderungen mit unzähligen Statistiken und eiserner Logik ab. Unter seinen Schülern waren die bekanntesten Finanzmänner jener Tage, zu denen auch Wirtschaftsprofessoren, Wall-Street-Vorstände, Banker und Kongressabgeordnete zählten. Alle Befürworter eines eingeschränkten Geldangebots, versuchten Coins Argumenten den Wind aus den Segeln zu nehmen, aber jeder einzelne wurde im Gegenzug von dem kleinen, fähigen Finanzier niedergemacht.






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