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Depression für 2009?

06.12.2008  |  Clif Droke
- Seite 3 -
Als es um die wichtigste wirtschaftliche Fragestellung jener Tage ging, meinte Coin in Bezug auf die deflationäre Depression der 1890er: "Während dieser Jahre, sanken alle Güter und Dinge im Wert verglichen mit Gold [dem Geldstandard dieser Zeit]. Sie verfielen mit schmerzlicher Stetigkeit. Unter diesen Bedingungen wurden neue Schulden aufgenommen, um die alten zu bezahlen und die Menge neuer Schulden wuchs schnell an. Diejenigen, die nichts mehr mit ihren Geschäften erreichen konnten, beliehen ihr Eigentum, um neue Unternehmungen zu beginnen, und um die Lebenskosten zu bestreiten. Alte Schulden wurden zurückgezahlt. Die Preise fielen weiter und es wurde weiter Kredit genommen, bis zum Frühling 1893, als die [Schulden] enorme Ausmaße angenommen hatten."

Coin verkündet, "Die Geschichte der Nationen zeigt: Wenn die Schulden eines Landes zwei Drittel des Wertes aller in diesem Land existierenden Sachwerte und Anlagen übersteigen, dann setzt der Zerfall ein: Streiks, Aufstände, Revolutionen, Übergangsregierungen - so wie es zurzeit bei unseren Nachbarn in Südamerika der Fall ist.

"Ah!", mögen Sie jetzt sagen, "Nicht jeder hier ist verschuldet; die Hälfte der Menschen vielleicht, aber sollen sie doch ihr Geschäft auflösen und wieder von vorne anfangen, dann wird alles in Ordnung gehen." Aber jeder, außer den Geldgebern, ist verschuldet. Eure Stadt ist mit 20 Millionen verschuldet, und ein Teil davon geht auch auf euch. Euer Land ist verschuldet. Euer Staat ist verschuldet. Die gesamte Regierung ist verschuldet. Und Ihr zahlt euren Teil der Zinsen auf all das; und die 8% in dieser Stadt, die bei den Steuerschätzungen erhoben werden, sind der Beweis dafür, dass Ihr alle verschuldet seid. Diejenigen, die auch noch persönlich verschuldet sind, werden umso früher Bankrott gehen."

Die Vorträge, die Coin an seiner Wirtschaftsschule hielt, waren ein voller Erfolg und sein Eintreten für einen monetären Stimulus zur Bekämpfung der Depression der 1890er brachte ihm "den größten Beifallsturm, den es je in der Stadt Chicago gegeben hat oder geben wird". Wir erfahren darüberhinaus, dass das Publikum fest mit weiteren Zugaben des brillanten Financiers rechnete.

Eine Zugabe war jedoch nicht sehr wahrscheinlich und hat auch seit dem ersten Auftritt nie wieder stattgefunden. Coin war in Wirklichkeit ein fiktionales Wesen des Erzählers William H. Harvey, eines unermüdlichen Verfechters des Silberstandards und einmaligen Präsidentschaftskandidaten. Das Buch wurde in Dialogform geschrieben, als wäre Coin eine reale Person und mit sehr vielen Karikaturen versehen, die seine Ansichten deutlich machten. "Coin"s Financial School" war Anfang bis Mitte der 1890er Jahre ein Bestseller und dient heute als ein Beispiel für Deflationsliteratur jener Zeit, als der letzte 120-Jahre-Zyklus seine Talsohle erreichte.

"Coin" Harveys Lösung zur Beendung der Depression der 1890er war die Wiedereinführung des abgeschafften Silberstandards, was im 19. Jahrhundert ein Argument für die Erhöhung des Geldangebots gewesen ist. Die Senkung des Geldangebots, so Coin, hatte einen großen Anteil an der Entstehung der Deflation jener Tage. Und so ist es auch heutzutage, wenn Jahre sinkenden Geldangebots - eine echter Aderlass für die Vitalität der Wirtschaft - Bedingungen geschaffen haben, die sehr wohl in einer Depression enden könnten, wenn ihnen nicht richtig begegnet wird.

Um auf unser Ausgangsthema einer Prognose der wirtschaftlichen Entwicklungen zurückzukommen: Besteht im Jahr 2009 die Aussicht auf ein gewisses Maß an Erholung und Stabilität? Oder ist es beschlossene Sache, dass sich die Geschäftstätigkeit weiter verschlechtern wird, bis zu dem Punkt, an dem eine allgemeine Depression hereinbricht - eine Depression, die vergleichbar wäre mit jener der 1890er Jahre? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns erneut den Kress-Zyklen zuwenden.

Die Aufstellung der jährlichen Kress-Zyklen für 2008 zeigte, dass der 6-Jahre-Zyklus im Oktober seine Talsohle erreicht hat. Es war nicht allein der Kress-Zyklus, der zum Chaos dieses Jahres beigetragen hat; natürlich kamen hier verschiedene Faktoren zusammen, zu denen auch die Kreditklemme zählt (eine Folge eingeschränkten Geldangebots), beispiellose Angst und Panik unter den Anlegern sowie die damit einhergehenden Liquidierungen durch Hedgefonds und Investmentfonds. Der 6-Jahre-Zyklus drückte in diesem Jahr stark auf die Finanzmärkte - bis es zur Bodenbildung im Oktober kam. (Es steht allerdings noch eine Kress-Talsohle aus, die bis Ende des Jahres überwunden werden muss, aber darüber mehr in der nächsten Fortsetzung.) Wenn wir mit dem Wochenzyklus im Dezember erst einmal die kompletten Böden der Zyklen durchhaben, dann wird der Markt etwas "Rückenwind" bekommen, anstatt heftige "Gegenwinde". 2009 wird sich der 6-Jahre-Zyklus in der aufsteigenden Phase befinden, der 10-Jahre-Zyklus wird seinen Höhepunkt erreichen und die Wochenzyklen werden kein negativer Faktor sein.

Die abschließende "Hard-Down-Phase" des 120-Jahre-Zyklus wird erst nach 2010 einsetzen. Das müsste uns mindestens zwei Jahre für Vorbereitungen geben, bevor wir es mit den strengen Gegenwinden dieses Zyklus zu tun bekommen. Die zyklischen Winde werden 2009 nicht so streng wie im Jahr 2008 ausfallen und das müsste auch eine Menge Druck von den Aktien nehmen, wodurch sich auch in der Wirtschaft entscheidende Entspannungen einstellen können. Wenn der 6-Jahre- und der 10-Jahre-Zyklus aufstreben, so wissen wir aus der Geschichte, dass diese Aufstellung wohlwollend für die Wirtschaft ist, wenn sich das Geldangebot ausweitet. Wenn die Bailout-Anstrengungen der letzten Monate im Jahre 2009 endgültig durchschlagen, so müsste das bedeuten, dass die USA der Depression im nächsten Jahr entgeht.


© Clif Droke
www.clifdroke.com

Der Artikel wurde am 01.12.08 auf www.clifdroke.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.







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