Mehr zur Gold-Backwardation
17.12.2008 | James Turk
Die letzten Wochen über konnte man im Internet eine Menge Artikel über Backwardation lesen - also über einen Zustand im Rohstoffsektor, bei dem der sofortige Lieferpreis eines Rohstoffes höher liegt, als der zukünftige Lieferpreis. Wie im Internet üblich sind die meisten Dinge, die da geschrieben werden, nützlich - manches ist allerdings absoluter Schrott - man braucht Zeit, um hier zu trennen und die Filetstücke herauszusuchen. Im Folgenden werden Quellen und Gedanken angeführt, in der Hoffnung, dass sich die Verwirrung beim Thema Backwardation ein wenig legen kann. Zudem soll ein aktueller Einblick in den Goldmarkt gegeben werden.
Backwardation ist gar kein so großes Ding bei den meisten Rohstoffen - beim Gold ist es allerdings ein Riesending. Seit den 1970er Jahren beschäftige ich mich mit dem Goldmarkt. Ich erinnere mich, dass es in dieser Zeit nur dreimal eine Gold-Backwardation gegenüber dem US-Dollar gab. Zum Glück können wir die exakten Zeitpunkte und Zahlen präzise bestimmen. Die London Bullion Market Association stellt nämlich regelmäßig die "GoFo"-Sätze (Gold Forward) ins Netz; siehe folgende Webseiten:
www.lbma.org.uk/?area=stats&page=gofo/2008gofo
www.lbma.org.uk/stats/goldfwds
Am 29. November 1995 trat sie zum ersten Mal auf. Die Backwardation dauerte einen Tag und war möglicherweise die Folge von Hedge-Rückkäufen die Barrick Gold damals gerade beendet hatte (einer wurde von ihnen kurz darauf bestätigt).
Die nächste Backwardation dauerte 2 Tage - vom 29.-30. September 1999. Sie trat ein, nachdem verschiedene Zentralbanken die Teilnahme am Washington-Goldabkommen verkündeten. Diese Vereinbarung brach einen verrückten Ansturm auf physisches Gold los, das der Deckung von Short-Positionen diente - kurz vor dem steilen Preisanstieg, der durch diese Nachricht ausgelöst wurde.
Und letzten Monat geschah es zum dritten Mal. Sie dauerte drei Geschäftstage lang an - 20., 21. und 24. November. Es gab allerdings keinen offensichtlichen Auslöser, der diese letzte Backwardation auf den Weg brachte, im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden. Aber möglicherweise spiegelt dies die außergewöhnliche hohe Nachfrage nach physischem Metall wieder.
Die oben gemachten Beobachtungen geben uns mit Recht Grund zur Annahme, dass es im Goldmarkt selten zu Backwardation-Situationen kommt. Hier herrscht fast immer Kontango vor - eine Situation, bei der der heutige Lieferpreis niedriger liegt als der zukünftige Lieferpreis. Deswegen kann man auch sagen, dass sich Gold sehr stark von anderen Rohstoffen unterscheidet - denn alle anderen befinden sich immer wieder einmal in einer Backwardation. Warum ist Gold hier anders?
Gold ist Geld. Die Zweckmäßigkeit von Gold leitet sich also mit anderen Worten nicht von seinem Verbrauchswert ab, sondern von seiner Kumulation. Im Gegensatz zu allen anderen Rohstoffen wird Gold nicht endgültig für bestimmte Anwendungen verbraucht. Gold wird, ganz im Gegensatz dazu, gehortet - ich sage auch gerne, Gold wird gespart, da es Geld ist.
Gold unterscheidet sich also stark von allen anderen Rohstoffen, weil es davon riesige oberirdische Lagerbestände gibt, die potentiell in den Markt zurückkommen können - im Austausch gegen Nationalwährungen - wenn der Preis stimmt. Diese Goldbestände setzten sich im Prinzip aus allen, im Laufe der Zeit abgebauten und geförderten Goldmengen zusammen. Bei allen anderen Rohstoffen existieren, im Vergleich zu den Verbrauchsmengen, nur sehr geringe oberirdische Bestände - das hat die Folge, dass es bei diesen anderen Rohstoffen zu Knappheiten kommen kann und kommt.
Vor dem Hintergrund dieser Knappheiten ist es schwierig, wenn nicht unmöglich, diesen Backwardations bei den jeweiligen Rohstoffen durch Arbitrage beizukommen. Gäbe es riesige oberirdische Lagerbestände, dann könnte jemand seine Bestände heute verkaufen und sie zu einem zukünftigen Zeitpunkt wieder billiger zurückkaufen - also Gewinn mit dieser Preisdifferenz machen.
Die riesigen oberirdischen Bestände unterscheiden Gold dahingehend von anderen Rohstoffen. Backwardation setzt beim Gold praktisch nicht ein, weil es immer Leute gibt, die zu einem profitablen Verkauf bereit sind. Sie verkaufen dann einen Teil ihrer gehorteten Bestände am Kassamarkt und kaufen sie zu einem zukünftigen Zeitpunkt billiger zurück. Nur in diesen drei seltenen Fällen ist es anders gewesen.
Die ersten beiden Male kam der Markt für physisches Gold kurzzeitig zum Erliegen. Die Gründe für die dritte Backwardation sind bis jetzt nicht sicher geklärt, dennoch ist es wichtig, die dafür in Frage kommenden Ursachen in Betracht zu ziehen.
Die Nachfrage nach physischem Gold ist in der letzten Zeit aus verschiedenen Gründen hoch gewesen. Aber die beiden wichtigsten Gründe sind wohl die relativ niedrigen Zinssätze für den US-Dollar gewesen und das wachsende Adressenausfallrisiko. Diese Faktoren machen physisches Gold zu einer immer attraktiver werdenden Investition, gerade im Vergleich zum US-Dollar und zu nationalen Währungen im Allgemeinen. Daher ist es gut möglich, dass die November-Backwardation der Vorläufer eines fundamentalen Wandels im Goldmarkt war. Wie würde dieser Wandel dann aussehen? Hier brauchen wir gar nicht zu spekulieren, weil nur zwei Antworten möglich sind.
Die erste ist, dass sich Gold in einer Backwardation befand, weil keiner, der Gold besaß, bereit gewesen ist, seinen Anteil zum damaligen Preis zu verkaufen. Ich habe diese Möglichkeit in meinem Artikel von 17. August beschrieben. Damals schrieb ich:
Backwardation ist gar kein so großes Ding bei den meisten Rohstoffen - beim Gold ist es allerdings ein Riesending. Seit den 1970er Jahren beschäftige ich mich mit dem Goldmarkt. Ich erinnere mich, dass es in dieser Zeit nur dreimal eine Gold-Backwardation gegenüber dem US-Dollar gab. Zum Glück können wir die exakten Zeitpunkte und Zahlen präzise bestimmen. Die London Bullion Market Association stellt nämlich regelmäßig die "GoFo"-Sätze (Gold Forward) ins Netz; siehe folgende Webseiten:
www.lbma.org.uk/?area=stats&page=gofo/2008gofo
www.lbma.org.uk/stats/goldfwds
Am 29. November 1995 trat sie zum ersten Mal auf. Die Backwardation dauerte einen Tag und war möglicherweise die Folge von Hedge-Rückkäufen die Barrick Gold damals gerade beendet hatte (einer wurde von ihnen kurz darauf bestätigt).
Die nächste Backwardation dauerte 2 Tage - vom 29.-30. September 1999. Sie trat ein, nachdem verschiedene Zentralbanken die Teilnahme am Washington-Goldabkommen verkündeten. Diese Vereinbarung brach einen verrückten Ansturm auf physisches Gold los, das der Deckung von Short-Positionen diente - kurz vor dem steilen Preisanstieg, der durch diese Nachricht ausgelöst wurde.
Und letzten Monat geschah es zum dritten Mal. Sie dauerte drei Geschäftstage lang an - 20., 21. und 24. November. Es gab allerdings keinen offensichtlichen Auslöser, der diese letzte Backwardation auf den Weg brachte, im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden. Aber möglicherweise spiegelt dies die außergewöhnliche hohe Nachfrage nach physischem Metall wieder.
Die oben gemachten Beobachtungen geben uns mit Recht Grund zur Annahme, dass es im Goldmarkt selten zu Backwardation-Situationen kommt. Hier herrscht fast immer Kontango vor - eine Situation, bei der der heutige Lieferpreis niedriger liegt als der zukünftige Lieferpreis. Deswegen kann man auch sagen, dass sich Gold sehr stark von anderen Rohstoffen unterscheidet - denn alle anderen befinden sich immer wieder einmal in einer Backwardation. Warum ist Gold hier anders?
Gold ist Geld. Die Zweckmäßigkeit von Gold leitet sich also mit anderen Worten nicht von seinem Verbrauchswert ab, sondern von seiner Kumulation. Im Gegensatz zu allen anderen Rohstoffen wird Gold nicht endgültig für bestimmte Anwendungen verbraucht. Gold wird, ganz im Gegensatz dazu, gehortet - ich sage auch gerne, Gold wird gespart, da es Geld ist.
Gold unterscheidet sich also stark von allen anderen Rohstoffen, weil es davon riesige oberirdische Lagerbestände gibt, die potentiell in den Markt zurückkommen können - im Austausch gegen Nationalwährungen - wenn der Preis stimmt. Diese Goldbestände setzten sich im Prinzip aus allen, im Laufe der Zeit abgebauten und geförderten Goldmengen zusammen. Bei allen anderen Rohstoffen existieren, im Vergleich zu den Verbrauchsmengen, nur sehr geringe oberirdische Bestände - das hat die Folge, dass es bei diesen anderen Rohstoffen zu Knappheiten kommen kann und kommt.
Vor dem Hintergrund dieser Knappheiten ist es schwierig, wenn nicht unmöglich, diesen Backwardations bei den jeweiligen Rohstoffen durch Arbitrage beizukommen. Gäbe es riesige oberirdische Lagerbestände, dann könnte jemand seine Bestände heute verkaufen und sie zu einem zukünftigen Zeitpunkt wieder billiger zurückkaufen - also Gewinn mit dieser Preisdifferenz machen.
Die riesigen oberirdischen Bestände unterscheiden Gold dahingehend von anderen Rohstoffen. Backwardation setzt beim Gold praktisch nicht ein, weil es immer Leute gibt, die zu einem profitablen Verkauf bereit sind. Sie verkaufen dann einen Teil ihrer gehorteten Bestände am Kassamarkt und kaufen sie zu einem zukünftigen Zeitpunkt billiger zurück. Nur in diesen drei seltenen Fällen ist es anders gewesen.
Die ersten beiden Male kam der Markt für physisches Gold kurzzeitig zum Erliegen. Die Gründe für die dritte Backwardation sind bis jetzt nicht sicher geklärt, dennoch ist es wichtig, die dafür in Frage kommenden Ursachen in Betracht zu ziehen.
Die Nachfrage nach physischem Gold ist in der letzten Zeit aus verschiedenen Gründen hoch gewesen. Aber die beiden wichtigsten Gründe sind wohl die relativ niedrigen Zinssätze für den US-Dollar gewesen und das wachsende Adressenausfallrisiko. Diese Faktoren machen physisches Gold zu einer immer attraktiver werdenden Investition, gerade im Vergleich zum US-Dollar und zu nationalen Währungen im Allgemeinen. Daher ist es gut möglich, dass die November-Backwardation der Vorläufer eines fundamentalen Wandels im Goldmarkt war. Wie würde dieser Wandel dann aussehen? Hier brauchen wir gar nicht zu spekulieren, weil nur zwei Antworten möglich sind.
Die erste ist, dass sich Gold in einer Backwardation befand, weil keiner, der Gold besaß, bereit gewesen ist, seinen Anteil zum damaligen Preis zu verkaufen. Ich habe diese Möglichkeit in meinem Artikel von 17. August beschrieben. Damals schrieb ich: