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Verschlechterungen im Gold-COT

14.01.2009  |  Theodore Butler
Die meisten Faktoren, die Gold (und Silber) zu beeinflussen scheinen, machen einen durchaus günstigen Eindruck, gerade die physische Investitionsnachfrage. Dennoch ist es zu einer merklichen Verschlechterung bei einem zuvor wichtigen und positiven Preisfaktor gekommen - bei der Marktstruktur des COMEX-Marktes für Gold-Futures, wie sie sich im Commitment of Traders Report (COT) niederschlägt. Ich mache hier überhaupt keine kurzfristigen Prognosen, ich analysiere nur die Angaben.

In den letzten ein und zwei Monaten hat es bei den COMEX-Gold-Futures bedeutende Käufe der Specs und Verkäufe der Händler gegeben. Seit dem COT vom 11. November wurden von Spekulanten und Händlern insgesamt 80.000 Goldkontrakte gekauft und verkauft (8 Millionen Unzen), einhergehend damit, stieg der Goldpreis um 180 $. Und 55.000 Kontrakte (5,5 Millionen Unzen) sind insgesamt seit dem COT vom 9. Dezember hinzugekommen. Um diese Zahlen ins Verhältnis zu stellen: Die öffentlichen ETFs der Welt, die möglicherweise führende, langfristige Investitionskraft beim Gold, legten 8 Millionen Unzen in den vergangenen 12 Monaten zu. Die ETFs stehen für physische Käufe, während die COMEX-Gold-Futures für den Papierhandel stehen; die so umfangreichen spekulativen Käufe von Papierkontrakten waren während der letzten zwei Monate die Haupttriebkräfte der steigenden Goldpreise.

Wenn die Spekulanten erst einmal mit ihren Käufen durch sind, dann werden, wie die Vergangenheit gezeigt hat, die Commercials die Preise drücken und die Spekulanten ab einem bestimmten Punkt zur Liquidation ihrer Positionen bringen. Das ist der Dreh- und Angelpunkt der Manipulation. Die wichtigste Frage ist: Werden die Spekulanten ausgenommen? (oder andersherum: Werden die Händler jetzt zum ersten Mal überrannt?) Ich weiß nicht, wann wir an diesem Punkt sind (oder ob es dazu kommt). Ich will hier gar nicht ausweichend antworten. Es hat Zeiten gegeben, da war die Marktstruktur wie im aktuellen Gold-COT und es kam zu großen Sell-Offs, so wie beim jüngsten Hoch im Sept./Okt. 2008, von dem Gold um mehr als 200 $ fiel. Es gab wiederum andere Zeiten, da genau das Gegenteil passierte, so wie im September 2007, als Gold - trotzdem die COT-Angaben schlechter waren als jetzt - zu einer sechs Monate andauernden Erholung aufbrach, bei der es um 300 $ stieg, bevor es schließlich wieder alle gemachten Gewinne abgeben musste.

Skeptiker werden jetzt wohl einwenden, dass derartig variierende Ergebnisse die Schlüsse, die man aus dem COT ziehen kann, außer Kraft setzen. Sie mögen vielleicht insofern recht haben, dass sich damit keine präzisen Vorhersagen für die Zukunft machen lassen. Ich denke, dass der wahre Wert der COTs darin liegt, dass sie erklären, warum es zu drastischen Preisbewegungen gekommen ist, und sie belegen Manipulationen. In dieser Hinsicht ist das Verhalten der Händler aufschlussreich. Wenn sie eine große Short-Position aufbauen, dann kaufen sie ihre Short-Positionen nie zurück. Ihre Gruppenaktivität ist so orchestriert und abgesprochen, dass ihr Auftreten nicht mit dem Verhalten in freien Märkten in Verbindung gebracht werden kann. Auch wenn die Preise steigen, halten sie ihre Positionen weiter, ganz gleich wie hoch die Preise gehen. Sie sitzen es aus, bis sie die Preise nach unten manipulieren können. Dann kaufen sie zurück, zu niedrigeren Preisen und mit Gewinn. Das können sie nur machen, weil sie den Markt komplett kontrollieren und dominieren.

Die COT-Struktur beim Silber hat sich bei weitem nicht so stark verschlechtert wie die des Goldes. Und trotzdem sind die Preisbewegungen beim Silber nicht so kräftig gewesen wie beim Gold. Das ist eine der widernatürlichen Anomalien bei den COTs - nämlich: Je besser die Preisbewegung, desto schlimmer die Struktur. Normalerweise - und in Anbetracht der relativen Größe der einzelnen Märkte - ist der COMEX-Goldmarkt ungefähr dreimal so groß wie der Silbermarkt, was die Kontrakte des Open Interest und auch die gesamten Veränderungen in der COT-Kategorie der Commercials betrifft. In den vergangenen ein, zwei Monaten beliefen sich die Veränderungen der Positionen der Commercial im COT insgesamt auf ein Zehntel der Veränderung, die es beim Gold gegeben hat - und nicht auf ein Drittel, was normal wäre. Es wurden insgesamt "nur" 8.000 zusätzliche Silberkontrakte leerverkauft, wohingegen die Commercials beim Gold in den letzten zwei Monaten 80.000 Kontrakte leerverkauften. Einfach ausgedrückt, bedeutet das, dass es beim Silber weniger spekulative Long-Kontrakte zu liquidieren gibt, als dies beim Gold der Fall ist.

Außerdem, wie sich im gerade veröffentlichten Bank Participation Report für Januar zeigt, haben eine oder zwei US-Banken ihre Netto-Short-Position beim Gold derart erhöht, dass sie auf die extremen Stände kommen, wie sie im Bericht von August dokumentiert sind: ca. 80.000 Kontrakte (8 Millionen Unzen) oder 10% der weltweiten Bergbauproduktion. Man muss ja gar nicht so weit schauen, um die Manipulatoren beim Gold und beim Silber zu finden.

Zuviel ist zuviel.





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