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Unfinished Business

05.02.2009  |  Theodore Butler
Vor fast acht Monaten schrieb ich den Artikel "Eine versteckte Nichterfüllung beim Silber?"

Es war ein detaillierter Artikel zu einem komplexen Thema. Es ging um die nicht berichteten Leerverkäufe von Anteilen am großen Silber-Exchange-Traded-Fund (ETF), der von Barclays unter dem Symbol SLV betrieben wird. Ich werde hier nicht jeden einzelnen Punkt des Artikels wiederholen, ich empfehle Ihnen daher sehr, das Original zu lesen oder erneut zu lesen, weil dieses Problem wieder aktuell geworden ist. Am dieser Stelle möchte ich dennoch kurz meine ursprünglichen Ergebnisse zusammenfassen.

Der Leerverkauf von SLV-Anteilen (wie auch von Anteilen anderer Metall-ETFs, z.B. GLD und IAU) ist Betrug und gleichzusetzen mit der Nichtbeachtung und Verletzung der im Prospekt festgeschriebenen Grundsätze, die besagen, dass ganz bestimmte Metallmengen für jeden herausgegebenen Anteil hinterlegt sein müssen (minus Ausgaben). Jeder Leerverkauf umgeht diese zwingende Metallklausel und führt in gewissem Umfang dazu, dass die Anteile nicht durch Metall gedeckt sind. Ich habe auch geschrieben, dass Leerverkäufe bis zu einem gewissen Grad (für sehr kurze Zeit und nur in begrenzten Mengen) tolerierbar sind - aufgrund logistischer Schwierigkeiten, die bis zur Einlagerung des Metalls beim Verwalter auftreten können. Ausgedehnte Verzögerungen bei der Einlagerung großer Metallmengen, für die zuvor Anteile leerverkauft wurden, sind jedoch Betrug und de facto eine Nichterfüllung.

Ich komme auf dieses Thema zurück, weil meine Nachforschungen ergeben haben, dass das Problem wieder aufgetaucht ist. In meinem ursprünglichen Artikel schätzte ich, dass es zu jener Zeit im SLV Ausstände von 25 Millionen bis 50 Millionen Unzen gegeben hat. Im Zentrum meiner Nachforschungen standen die Veränderungen des Handelsvolumens für SLV-Anteile, die der allgemeinen Preisentwicklung gegenübergestellt wurden. Meine aktuellen Nachforschungen lassen darauf schließen, dass im SLV jetzt noch 15 Millionen bis 20 Millionen Unzen fehlen. Wurden diese Metallmengen nicht eingelagert, haben die Verkäufer also die Lieferbedingungen, wie sie im Prospekt festgesetzt sind, verletzt und SLV-Anteile leerverkauft. Sie haben also auch alle Anteilseigner am SLV betrogen.

Diese Entwicklung jüngeren Datums haben mich dazu gebracht, meinen ursprünglichen Artikel und meine ursprünglichen Ergebnisse erneut durchzugehen. Um ganz offen zu sein: Ich habe den ursprünglichen Artikel gewissermaßen vergessen, weil seitdem wichtigere Entwicklungen anstanden. Zum Beispiel enthüllte der Participation Report von August, dass eine oder zwei US-Banken eine konzentrierte Silber-Short-Position von vergleichsweise 25% der jährlichen Weltbergbauproduktion hielten. In der Folge kam es dann zum historischen Preiseinbruch, gefolgt von der Untersuchung der CFTC. Diese Untersuchung ist dahingehend sehr ungewöhnlich, da es sich hierbei um die dritte Untersuchung im Silbersektor innerhalb von fünf Jahren handelt - etwas, dass es bei noch keinem anderen Rohstoff gegeben hat. Die wahre Ironie ist jedoch, dass die Kommission nicht einmal aufgefordert wurde, Untersuchungen einzuleiten - sie wurde schlicht und einfach gebeten, zu erklären, wie eine solch beispiellos konzentrierte Short-Position bestehen kann und gleichzeitig nicht manipulativ ist.

Ich glaube, grundsätzlich geht es um die Frage, wie genau, oder wie plausibel, die von mir beanstandeten Mengen sind, die über SLV-Anteile leerverkauft wurden - und das in beiden Fällen: damals wie heute. Auch wenn man jetzt noch nicht sagen kann, ob sich meine derzeitigen Spekulationen hinsichtlich der 15 Millionen bis 20 Millionen Anteile/ Unzen bestätigen werden, so ist doch jetzt genügend Zeit vergangen, um meine Vermutungen von damals rückblickend zu bewerten. Damals im Juni vermutete ich, dass es, aufgrund von Leerverkäufen, im SLV Ausstände in Höhe von 25 Millionen bis 50 Millionen Unzen gab. Ich gebe hier die Fakten wieder und lasse Sie entscheiden.

Im Juni hielt der SLV 195 Millionen Unzen. Innerhalb der nächsten drei Monate wurden über 27 Millionen Unzen Silber im ETF eingelagert, im Rahmen der von mir vermuteten Ausstände. Wichtig hierbei ist: Diese Zuwächse fanden inmitten des bisher schwersten Silber-Sell-Offs statt, wobei die Preise um nicht weniger als 40% einbrachen. Überall wurde von großen Liquidierungen durch Rohstofffonds und überhaupt von Liquidierungen im gesamten Rohstoffsektor berichtet. Zuvor konnte man Zuflüsse in den SLV generell nur bei steigenden Preisen beobachten, was dem normalen Investorenverhalten entsprach. Vor dem Hintergrund einer so düsteren Preisentwicklung müssen die starken Metallzuflüsse demnach als ungewöhnlich betrachtet werden. Selbst der große Gold-ETF, GLD, war Ende September vorübergehend von einschneidenden Liquidierungen im Bereich von 10% betroffen. Für den SLV gab es jedoch keine derartigen Berichte über Liquidierungen.

Meine Schlussfolgerung ist einfach: Die Leerverkäufer von SLV-Anteilen haben die Gelegenheit eines brutalen Sell-Offs im gesamten Rohstoffsektor genutzt, um Silber zur Einlagerung in den ETF zu kaufen, womit die Anteile gedeckt wurden, die sie Monate zuvor verkauft hatten. Rechnen Sie noch dazu, was es an direkten Liquidierungen bei den SLV-Anteilen gegeben hat und wir kommen möglicherweise in den Bereich der von mir angegebenen Obergrenze von 50 Millionen Unzen.

Auch wenn ich damals im Juni mit meinen Behauptungen bezüglich der Menge der leerverkauften SLV-Anteile sowie des folglich fehlenden Metalls (was dann Betrug und de facto Ausfall wäre) haargenau richtig gelegen haben sollte, so heißt das natürlich noch nicht, dass ich dieses Mal richtig liege. Es würde allerdings auch nicht bedeuten, dass ich falsch liege. Das Wichtigste an der Sache ist jedoch: Falls ich nur annähernd richtig liege, würde das nur zeigen, dass der Silbermarkt unter höchster Anspannung steht.





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