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Edelmetalle: Goldpreis als Versicherungsprämie

27.02.2009  |  Eugen Weinberg
Gold hat sich im Gegensatz zu anderen Rohstoffen in der gegenwärtigen Krise gut gehalten. Bereits im Vorjahr gehörte Gold zu den wenigen Rohstoffe, die das Jahr im Plus geschlossen haben. Zuletzt markierte der Goldpreis in Euro und vielen anderen Währungen gerechnet sogar Rekordhochs. Doch was treibt jetzt den Goldpreis? Als Hauptgrund für den jüngsten Preisanstieg sehen wir die enorme Investmentnachfrage nach Gold. Und die Begründung für diesen Nachfrageanstieg liegt vor allem in der Qualität von Gold als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten.

Gold wird normalerweise als Inflationsschutz oder als Absicherung gegen die Schwäche des US-Dollar angesehen. Doch der Preisanstieg der letzten Monate lässt sich mit diesen beiden Faktoren nicht mehr erklären. Denn der US-Dollar zeigt aktuell gegenüber den meisten anderen Währungen signifikante Stärke, was normalerweise schlecht für Gold ist (Grafik 1). Die mittelfristigen Inflationserwartungen sind zuletzt zwar etwas gestiegen; sie sind aber immer noch sehr moderat, denn an den Märkten ist die Angst vor einer möglichen Deflation noch nicht gewichen. Warum zieht der Goldpreis dennoch so stark an?

Eine Erklärung scheint die physische Nachfrage nach Goldmünzen und -barren zu sein, die in den letzten Monaten regelrecht explodiert ist. Viele Münzhändler berichten von dramatischen Engpässen. Sogar die Münzanstalten sprechen von einer beispiellosen Nachfrage und nehmen teilweise keine Bestellungen mehr an.

Dies kann aber das Ausmaß des Preisanstiegs nicht erklären, weil die physische Nachfrage nach Münzen und Barren in den letzten Jahren lediglich gut 11% der Gesamtnachfrage ausmachte.

Auf der anderen Seite ist die Industrie und dabei insbesondere der Elektronikbereich für mehr als 13% der Nachfrage verantwortlich und die Nachfrage aus diesem Sektor sollte in diesem Jahr konjunkturbedingt zurückgehen. Auch die Schmuckindustrie, die mit knapp 70% der Gesamtnachfrage das mit Abstand wichtigste Segment ist, wird in diesem Jahr weniger nachfragen. Schmuckhändler weltweit berichten aktuell sogar von einem durch die Finanzkrise bedingten Zusammenbruch der Nachfrage. So sind in Indien, das allein fast ein Viertel der Weltschmucknachfrage stellt, die Goldimporte im Januar auf 1,2 Tonnen implodiert. Im Februar hat Indien laut Bombay Bullion Association sogar noch gar kein Gold eingeführt. Noch vor zwei Jahren lagen die Monatsimporte Indiens bei über 60 Tonnen. Auch von der Produktionsseite gibt es erstmals Entwarnung. Die Befürchtungen, dass die Minenproduktion in diesem Jahr genauso wie im Vorjahr signifikant zurückgeht, dürften sich nun nicht mehr bewahrheiten.

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Die Goldpreise notieren in den meisten Währungen nahe den Rekordhochs (Grafik 2), was die Goldminenproduktion attraktiv macht. Denn die Kosten fallen in US-Dollar gerechnet massiv, weil sie meistens in lokaler Währung anfallen, und diese gegenüber dem US-Dollar aktuell sehr schwach sind. Die fallenden Energiekosten tragen zusätzlich zur Entlastung bei. Die Goldminenproduktion dürfte also eher ausgeweitet werden, und die Industrie- und die Schmucknachfrage werden gleichzeitig fallen. Und dennoch steigt der Goldpreis.


“Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit“

Die Erklärung für den scheinbaren Widerspruch liegt in der aktuell extrem starken Nachfrage nach Gold als “sicheren Hafen“. Viele Finanzmarktteilnehmer sind durch die aktuellen Ereignisse zu Recht verunsichert und besorgt um das Ausmaß der Finanzkrise, die Gesundheit des globalen Finanzsystems und mögliche Systemrisiken. In dieser Situation steigt die Nachfrage nach liquiden Anlagen, die als sicherer Hafen gelten und zum Kapitalschutz genutzt werden.

Vor allem die Nachfrage nach Gold-ETFs, also börsennotierten Fonds, die mit physischem Gold hinterlegt sind, zieht derzeit massiv an. Denn diese sind liquide, bilden den Goldpreis ab und können ansonsten wie normale Aktien an der Börse gehandelt werden. Mittlerweile hält allein der größte von mehr als ein Dutzend ETFs mit 1029 Tonnen mehr Gold als die Zentralbanken Russlands, Japans, Chinas oder die EZB und nur 11 Tonnen weniger als der sechstgrößte offizielle Goldhalter, die Schweizer Nationalbank. Die Gründe für diesen Ansturm sind u.E. nicht mehr die Inflationsängste oder die Schwäche des US-Dollar, sondern vor allem das Verlangen nach Sicherheit in unsicheren Zeiten. Dies erklärt auch den zuletzt positiven Zusammenhang mit dem US-Dollar. Denn auch der US-Dollar gilt aktuell als sicherer Hafen.




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