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Edelmetalle: Goldpreis als Versicherungsprämie

27.02.2009  |  Eugen Weinberg
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Gold als Versicherungsprämie

Wir sehen den Goldpreis derzeit schlichtweg als eine Versicherungsprämie für den Fall eines Zusammenbruchs des Finanzsystems. Dabei spielt der Preis selbst nicht die wichtigste Rolle. Schließlich kauft man eine Versicherung nicht nur, weil diese besonders günstig ist und auch nicht, wenn das Schlimmste unabdingbar ist. Man hofft auch nicht, dass das Haus abbrennt, wenn man eine Feuerversicherung abschliesst. Der beste Ausgang bei Gold ist also für Anleger, dass es zu keiner weiteren Verschärfung der Finanzkrise kommt und der Versicherungsfall nicht eintritt.

Deswegen schlagen in der Brust eines Goldanlegers momentan auch zwei Herzen. Einerseits möchte man mit seinem Investment Geld verdienen, andererseits will man genau diesen Fall vermeiden, weil dies enorme Konsequenzen für das restliche Portfolio hätte. Wie weit kann denn überhaupt die Investmentnachfrage allein die Preise tragen und kann sie den Zusammenbruch der restlichen Nachfrage kompensieren?

Man führe sich vor Augen, dass weltweit über 100 Billionen US-Dollar in Aktien und Bonds investiert sind. Wenn künftig lediglich 1% der Portfolios mit Gold bzw. 1 Billion US-Dollar abgesichert würde, müsste man bei aktuellen Preisen die Goldminenproduktion der nächsten 13-14 Jahre aufkaufen. Die Gold-ETFs haben bereits jetzt einen enormen Einfluss auf den Preis (Grafik 3). Denn während täglich rund 7 Tonnen Gold gefördert werden, haben die ETFs zuletzt an manchen Tagen bis zu 50 Tonnen Gold aufgekauft bzw. die Minenproduktion einer Woche.

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Eine genaue Preisprognose für die “Versicherung“ ist derzeit schwierig. Einerseits ist nicht auszuschließen, dass sich der Goldpreis vervielfacht, wenn das Papiergeldsystem in Frage gestellt wird oder anderweitige Systemrisiken auftreten. Aktuell betrachten wir diese Risiken als gering. Deswegen erwarten wir, dass der Goldpreis ähnlich wie im Vorjahr im 2. Quartal zurückgeht. Im 3. Quartal mit einer allgemeinen wirtschaftlichen Belebung sollten die Preise wieder anziehen. Im Jahr 2010 rechnen wir sogar mit einem Durchschnittspreis von 1000 USD. Aus spekulativen Gründen sind die Goldanlagen im Moment nicht allzu attraktiv, weil die Angst groß und somit die Versicherungsprämie bereits relativ hoch ist. Allerdings denken wir, dass Gold zum Zweck der Risikostreuung ein fester Bestandteil jedes diversifizierten Portfolios sein sollte. Denn mit Goldanlagen wird man zwar vielleicht nicht reich, kann aber sein Vermögen schützen.


Silber:

Mit einem Anstieg um mehr als 40% seit Jahresbeginn auf 14,6 USD je Feinunze stellt Silber selbst Gold in den Schatten, dessen Anstieg in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen bestimmte. Silber weist typischerweise eine sehr hohe Korrelation mit Gold auf und vollzieht die jeweiligen Bewegungen bei Gold häufig überproportional nach. Mit einem Gold-Silber-Koeffizienten von mehr als 70 war Silber zu Jahresbeginn deutlich preiswerter als Gold, wodurch Silber für die Anleger interessant wurde. Das zeigt sich auch in den Zuflüssen von knapp 60 Mio. Unzen in die Silber ETFs seit Anfang Januar.

Im Zuge dessen ist auch der Gold-Silber-Koeffizient etwas zurückgekommen und deutet somit auf eine geringere Unterbewertung von Silber hin. Da wir im zweiten Quartal mit einem vorübergehenden Rückgang des Goldpreises rechnen, dürfte auch Silber temporär unter Druck geraten und bis zur Jahresmitte auf 13 USD fallen. Im zweiten Halbjahr rechnen wir aufgrund eines steigenden Goldpreises wieder mit höheren Silbernotierungen. Ende 2009 sehen wir Silber bei 16 USD je Feinunze.

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Platin:

Der Platinpreis konnte seit Jahresbeginn um 30% zulegen und Anfang Februar die Marke von 1.000 USD je Feinunze überwinden. Mitte Februar stieg Platin sogar über 1.100 USD, den höchsten Stand seit Ende September 2008. Dies ist umso bemerkenswerter, da die Meldungen aus der Automobilindustrie, welche immerhin 60% der Nachfrage nach Platin stellt, bis zuletzt sehr schlecht ausfielen und somit keine Argumente für einen Preisanstieg lieferten.

Wir führen den Preisanstieg bei Platin in den vergangenen Wochen auf mehrere Faktoren zurück: Durch den aus unserer Sicht übertriebenen Preiseinbruch um bis zu 65% im Vorjahr waren die schlechten Nachrichten zur Nachfrage bereits weitgehend eskomptiert, so dass weitere Meldungen den Preis nicht mehr belastet haben. Zudem haben die großen Platinproduzenten auf den dramatischen Preisrückgang mit Produktionskürzungen reagiert bzw. diese in Aussicht gestellt. Da der Platinmarkt sehr konzentriert ist - die großen drei Produzenten Anglo Platinum, Impala Platinum und Lonmin stellen zusammen etwa zwei Drittel der weltweiten Platinproduktion - sollte es daher zu einer deutlichen Einengung des Angebots kommen.

Neben einem sinkenden Angebot profitiert Platin von einer zuletzt gestiegenen Anlegernachfrage. Seit Anfang Dezember verzeichneten die Platin-ETFs Zuflüsse in Höhe von 150 Tsd. Unzen. Offensichtlich erachten Finanzinvestoren im Zuge der Goldhausse auch Platin als Anlageinstrument in unsicheren Zeiten, nicht zuletzt weil es im historischen Vergleich zu Gold relativ preiswert ist. Da wir im zweiten Quartal Gold etwas schwächer sehen, dürfte Platin vorübergehend nochmals unter 1.000 USD fallen. Bis zum Jahresende erwarten wir einen Anstieg auf 1.200 USD. Deutlich höheren Preisen steht weiterhin die schwache industrielle Nachfrage entgegen.




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