Basiswissen
Der Handel mit Derivaten auf Edelmetall-, Metall- & sonstige Rohstoffprodukte war viele Jahre nur sehr eingeschränkt möglich. Anleger, die einen Bogen um den ausländischen Futures- & Terminmarkt machten, blieben lediglich einige wenige Optionsscheine auf Gold oder Silber übrig.
Anfang des neuen Jahrtausends und fast zeitgleich mit dem Beginn der Edelmetall- & Rohstoffhausse schwappte die Zertifikate-Story auch auf dieses Marktsegment über. Den Anfang machten verschiedene Zertifikatetypen auf Edelmetalle und auf einen Minen-Index (AMEX GoldBugs-Index). Es folgten Zertifikate auf Energie und Industriemetalle, ferner auf Minengesellschaften, Agrarrohstoffe, Nahrungsmittel und Rohstofffonds. Andere Emittenten zogen nach und runden seitdem das Angebot an Zertifikaten und Optionssscheinen ab. Neben den "Standardprodukten" auf Edelmetalle bieten einzelne Emittenten interessante Varianten, wie Baskets auf Minengesellschaften oder dem GSCI-Rohstoffindex oder auf Goldfonds an.
Im Gegensatz zu Optionsscheinen, die stets eine begrenzte Laufzeit und eine Hebelwirkung aufweisen, werden neben Zertifikaten mit ähnlichen Merkmalen, auch Papiere ohne Zeitbegrenzung und/oder Hebelwirkung angeboten. Völlig neu und für den Anleger im €-Raum eine interessante Variante sind währungsgesicherte Zertifikate, die ein mögliches Wechselkursrisiko ausschliessen können. Discount-Zertifikate auf Edelmetalle erlauben es dem Anleger auch im Falle steigender, stagnierender oder gar leicht fallender Edelmetallnotierungen eine positive Rendite zu erzielen.
Die Beliebtheit und die Nachfrage nach Zertifikaten steigt kontinuierlich. Die immense Produktvielfalt, die unterschiedlichen Basiswerte, die Transparenz beim Ordern und die anlegerfreundliche Gebührenstruktur lassen Zertifikate zu einer ernsthaften Konkurrenz, beispielsweise zu Fondsprodukten, werden. Neben der eigentlichen Spekulation in Long- oder Shortrichtung, kann der Investor bestehende physische Bestände, das Währungsrisiko oder Aktienpositionen absichern.
Anleger die in der Vergangenheit bestimmte Rohstoffe (z.B. Metalle, Agrarohstoffe oder Vieh) handeln wollten, konnten dies nur über ausländische Futures- & Terminmärkte. Neben der speziellem Fachkunde, hoher Kontraktsummen (Preis pro Einheit), bestand zudem theoretisch das Risiko von Verlusten, die über das eingesetzte Kapital hinausgingen. Mit dem umfangreichen Angebot an Rohstoffzertifikaten können Investoren diese möglichen Hemmnisse einfach und elegant umgehen.
Trotz der Einfachheit mancher Zertifikate-Strukturen und des einen oder anderen scheinbaren Vorteils, sollte dem Anleger stets bewußt sein, daß Zertifikate börsennotierte Schuldverschreibungen sind. Der Käufer ist also Gläubiger des Emissionshauses und sollte sich daher speziell bei langlaufenden Zertifikaten nach der Bonität, als auch der Absicht zur Fortführung des Geschäfts von Seiten des Emittenten erkundigen. Alle Zertifikate verbriefen kein Eigentums- oder Aktionärsrecht an dem zugrunde liegenden Unternehmen. Zudem besitzen alle Zertifikate und Optionsscheine auf Edelmetalle & Rohstoffe keinen Anspruch auf Auslieferung des physischen Basiswertes.
Nachteilig für den Investor ist die Vergleichbarkeit der einzelnen Zertifikate untereinander! Obwohl es nirgends in der Welt ein annährend vergleichbares Derivateangebot an Optionsscheinen und Zertifikaten gibt, hat die berühmte deutsche Gründlichkeit in bezug auf Normenklatur und Standards völlig versagt. Es erweckt sogar den Eindruck, daß jeder Emittent seine eigenen Gebilde kreiert und sei es nur der Produktname. Auf der Strecke bleibt der Anleger, der im Vorfeld einer Kaufentscheidung genau die Verkaufsunterlagen des jeweiligen Emittenten studieren sollte, besser muß.
Unabhängig der genannten Vor- oder Nachteile birgt jede Kapitalanlage ein Risiko! Das gilt um so deutlicher für Zertifikate und Optionsscheine, da hier ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals einkalkuliert werden muß.