USDA-Schätzungen setzen Weizenpreis unter Druck
12.03.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Der April-Kontrakt für WTI ist gestern bis auf 42 USD je Barrel gefallen, ebenso Brent. Als belastend für den Ölpreis erwiesen sich die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Daten zu den Rohöllagerbeständen. Diese wiesen in der vergangenen Woche einen Anstieg um 749 Tsd. Barrel aus (siehe auch Tabelle rechts). Grund für den etwas stärker als erwartet ausgefallenen Lageraufbau waren gestiegene Rohölimporte und eine geringere Nachfrage der Raffinerien, was sich auch in der um 0,4 Prozentpunkte gefallenen Raffinerieauslastung und einem deutlichen Rückgang der Benzinvorräte um 3 Mio. Barrel bemerkbar machte.
Damit liegen die Benzinlagerbestände 2% unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Normalerweise werden zu dieser Jahreszeit die Benzinvorräte für die Ende Mai beginnende Fahrsaison aufgestockt. Die angespannte Lagersituation bei Benzin spricht für steigende Benzinpreise und eine Ausweitung des Crackspreads zwischen Benzin und Rohöl in den kommenden Wochen. Davon dürfte mittelfristig auch der Ölpreis profitieren. Bei den Destillaten kam es dagegen zu einem Lageraufbau um 2,1 Mio. Barrel. Sie liegen damit weiter deutlich über dem 5-Jahreskorridor. Mit dem nahenden Ende der Heizsaison dürfte der Fokus aber zusehends auf Benzin gerichtet sein.
Wenige Tage vor der OPEC-Sitzung am Sonntag gibt es weiter widersprüchliche Meldungen. Der Ölminister Katars forderte zunächst die vollständige Umsetzung der bisherigen Produktionskürzungen ein, bevor über eine weitere Reduktion nachgedacht werden könnte. Dagegen sprach sich ein Offizieller aus Kuwait für eine nochmalige Kürzung um eine Million Barrel aus, um ein Ölpreisniveau von 75 USD zu erreichen. Da Kuwait zu den neutralen OPEC-Mitgliedern zählt, müssen diese Äußerungen ernst genommen werden, auch wenn ein solches Preisniveau in der derzeitigen weltweiten Rezession schwer erreichbar ist.
Edelmetalle
Gold ist gestern zunächst unter die Marke von 900 USD je Feinunze gefallen, konnte sich im Tagesverlauf aber bis auf 915 USD erholen. Im Gegensatz zu den vergangenen Wochen waren diesmal nicht die Aktienmärkte dafür ausschlaggebend. Gold erhielt vielmehr seine Unterstützung vom fallenden US-Dollar, der sich gegenüber dem Euro um mehr als zwei US-Cents auf 1,286 abschwächte.
Mit der Abwärtstendenz in EUR/USD heute Morgen schwindet die Unterstützung für Gold von dieser Seite, so dass der Goldpreisanstieg auslaufen könnte, solange nicht fallende Aktienmärkte zu neuen Zuflüssen in die ETFs führen. Der gestrige Goldpreisanstieg ging einher mit einem anziehenden Anlegerinteresse. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust stiegen um 9 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 1.038,2 Tonnen und liegen damit zwei Tonnen unter denen der SNB als bislang sechstgrößten Goldhalter weltweit. Das war gleichzeitig der erste nennenswerte Anstieg seit fast drei Wochen. Offensichtlich hat der Preisrückgang unter 900 USD das Kaufinteresse der Anleger wiederbelebt.
Industriemetalle
Die Industriemetalle geben mehrheitlich nach: Nach den enttäuschenden chinesischen Außenhandelszahlen gestern belasteten heute die schwachen Zahlen zur Industrieproduktion. Zwar sieht der Anstieg im Februar mit 11% im Vorjahresvergleich zunächst recht positiv aus, aber die Zahlen sind durch die Werksschließungen im Zuge des Neujahrsfest verzerrt. Diese fielen in diesem Jahr in den Januar, während sie im Vorjahr im Februar lagen. Der deshalb aussagekräftigere Zweimonatsvergleich ist mit einer Zunahme von nur 3,8% enttäuschend.
Für Kupfer waren die Produktionszahlen allerdings höher: die Produktion lag im Januar/Februar 11% über dem Vorjahr. Stimulus gaben die Käufe des chinesischen Staatlichen Reservebüros, welche eine deutliche Preiserholung begünstigt haben. Südkorea hat ebenfalls eine Aufstockung der Vorräte angekündigt, wobei die Volumina deutlich niedriger sind als in China: die Lagerbestände an Aluminium sollen um gut 30 Tsd. Tonnen auf 114 Tsd. Tonnen und die für Kupfer um 10 Tsd. Tonnen auf gut 55 Tsd. Tonnen aufgestockt werden. Auch wenn die staatlichen Vorratskäufe derzeit den Nachfragerückgang dämpfen, können sie nur vorübergehend stützen. Japanische Kupferschmelzen zögern deshalb, ihre Produktion auszuweiten. Wir sind deshalb der Meinung, dass die Preiserholung bei Kupfer zu weit fortgeschritten ist und sehen die Gefahr einer Korrektur in den kommenden Wochen.
Agrarrohstoffe:
Die Getreidepreise gerieten gestern unter Druck, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium die Prognose für die weltweite Weizenproduktion im laufenden Erntejahr um 1,6 Mio. Tonnen auf einen Rekordwert von 684,4 Mio. Tonnen nach oben revidierte. Maßgeblich hierfür war eine Aufwärtsrevision der Weizenernte in Australien um 1,4 Mio. Tonnen. Der globale Weizenverbrauch soll dagegen 3,7 Mio. Tonnen niedriger ausfallen als bislang erwartet. In der Folge sollen die weltweiten Lagerbestände am Ende des Erntejahres auf 155,9 Mio. Tonnen steigen, den höchsten Stand seit sechs Jahren. Der US-Weizenpreis fiel im Zuge dessen um 5% unter die Marke von 5 USD je Scheffel und ein weiterer Rückgang in Richtung des Tiefs von Anfang März bei 4,88 USD kann nicht ausgeschlossen werden.
Dem Abwärtssog konnten sich auch die Preise für Mais und Sojabohnen nicht entziehen, welche trotz unterstützender Nachrichten ebenfalls um 3% bzw. 2% nachgaben. Die Schätzung für die weltweite Maisproduktion wurde vom USDA um 600 Tsd. Tonnen auf 787,1 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Bei Sojabohnen kam es dagegen zu einer Abwärtsrevision der Ernteschätzung um 900 Tsd. Tonnen auf 223,3 Mio. Tonnen. Die Regenfälle in Südamerika führten somit nicht zu höheren Produktionsschätzungen. Die Prognose für die Sojabohnenernte in Argentinien wurde sogar nochmals um 800 Tsd. Tonnen nach unten revidiert.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der April-Kontrakt für WTI ist gestern bis auf 42 USD je Barrel gefallen, ebenso Brent. Als belastend für den Ölpreis erwiesen sich die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Daten zu den Rohöllagerbeständen. Diese wiesen in der vergangenen Woche einen Anstieg um 749 Tsd. Barrel aus (siehe auch Tabelle rechts). Grund für den etwas stärker als erwartet ausgefallenen Lageraufbau waren gestiegene Rohölimporte und eine geringere Nachfrage der Raffinerien, was sich auch in der um 0,4 Prozentpunkte gefallenen Raffinerieauslastung und einem deutlichen Rückgang der Benzinvorräte um 3 Mio. Barrel bemerkbar machte.
Damit liegen die Benzinlagerbestände 2% unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Normalerweise werden zu dieser Jahreszeit die Benzinvorräte für die Ende Mai beginnende Fahrsaison aufgestockt. Die angespannte Lagersituation bei Benzin spricht für steigende Benzinpreise und eine Ausweitung des Crackspreads zwischen Benzin und Rohöl in den kommenden Wochen. Davon dürfte mittelfristig auch der Ölpreis profitieren. Bei den Destillaten kam es dagegen zu einem Lageraufbau um 2,1 Mio. Barrel. Sie liegen damit weiter deutlich über dem 5-Jahreskorridor. Mit dem nahenden Ende der Heizsaison dürfte der Fokus aber zusehends auf Benzin gerichtet sein.
Wenige Tage vor der OPEC-Sitzung am Sonntag gibt es weiter widersprüchliche Meldungen. Der Ölminister Katars forderte zunächst die vollständige Umsetzung der bisherigen Produktionskürzungen ein, bevor über eine weitere Reduktion nachgedacht werden könnte. Dagegen sprach sich ein Offizieller aus Kuwait für eine nochmalige Kürzung um eine Million Barrel aus, um ein Ölpreisniveau von 75 USD zu erreichen. Da Kuwait zu den neutralen OPEC-Mitgliedern zählt, müssen diese Äußerungen ernst genommen werden, auch wenn ein solches Preisniveau in der derzeitigen weltweiten Rezession schwer erreichbar ist.
Edelmetalle
Gold ist gestern zunächst unter die Marke von 900 USD je Feinunze gefallen, konnte sich im Tagesverlauf aber bis auf 915 USD erholen. Im Gegensatz zu den vergangenen Wochen waren diesmal nicht die Aktienmärkte dafür ausschlaggebend. Gold erhielt vielmehr seine Unterstützung vom fallenden US-Dollar, der sich gegenüber dem Euro um mehr als zwei US-Cents auf 1,286 abschwächte.
Mit der Abwärtstendenz in EUR/USD heute Morgen schwindet die Unterstützung für Gold von dieser Seite, so dass der Goldpreisanstieg auslaufen könnte, solange nicht fallende Aktienmärkte zu neuen Zuflüssen in die ETFs führen. Der gestrige Goldpreisanstieg ging einher mit einem anziehenden Anlegerinteresse. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust stiegen um 9 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 1.038,2 Tonnen und liegen damit zwei Tonnen unter denen der SNB als bislang sechstgrößten Goldhalter weltweit. Das war gleichzeitig der erste nennenswerte Anstieg seit fast drei Wochen. Offensichtlich hat der Preisrückgang unter 900 USD das Kaufinteresse der Anleger wiederbelebt.
Industriemetalle
Die Industriemetalle geben mehrheitlich nach: Nach den enttäuschenden chinesischen Außenhandelszahlen gestern belasteten heute die schwachen Zahlen zur Industrieproduktion. Zwar sieht der Anstieg im Februar mit 11% im Vorjahresvergleich zunächst recht positiv aus, aber die Zahlen sind durch die Werksschließungen im Zuge des Neujahrsfest verzerrt. Diese fielen in diesem Jahr in den Januar, während sie im Vorjahr im Februar lagen. Der deshalb aussagekräftigere Zweimonatsvergleich ist mit einer Zunahme von nur 3,8% enttäuschend.
Für Kupfer waren die Produktionszahlen allerdings höher: die Produktion lag im Januar/Februar 11% über dem Vorjahr. Stimulus gaben die Käufe des chinesischen Staatlichen Reservebüros, welche eine deutliche Preiserholung begünstigt haben. Südkorea hat ebenfalls eine Aufstockung der Vorräte angekündigt, wobei die Volumina deutlich niedriger sind als in China: die Lagerbestände an Aluminium sollen um gut 30 Tsd. Tonnen auf 114 Tsd. Tonnen und die für Kupfer um 10 Tsd. Tonnen auf gut 55 Tsd. Tonnen aufgestockt werden. Auch wenn die staatlichen Vorratskäufe derzeit den Nachfragerückgang dämpfen, können sie nur vorübergehend stützen. Japanische Kupferschmelzen zögern deshalb, ihre Produktion auszuweiten. Wir sind deshalb der Meinung, dass die Preiserholung bei Kupfer zu weit fortgeschritten ist und sehen die Gefahr einer Korrektur in den kommenden Wochen.
Agrarrohstoffe:
Die Getreidepreise gerieten gestern unter Druck, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium die Prognose für die weltweite Weizenproduktion im laufenden Erntejahr um 1,6 Mio. Tonnen auf einen Rekordwert von 684,4 Mio. Tonnen nach oben revidierte. Maßgeblich hierfür war eine Aufwärtsrevision der Weizenernte in Australien um 1,4 Mio. Tonnen. Der globale Weizenverbrauch soll dagegen 3,7 Mio. Tonnen niedriger ausfallen als bislang erwartet. In der Folge sollen die weltweiten Lagerbestände am Ende des Erntejahres auf 155,9 Mio. Tonnen steigen, den höchsten Stand seit sechs Jahren. Der US-Weizenpreis fiel im Zuge dessen um 5% unter die Marke von 5 USD je Scheffel und ein weiterer Rückgang in Richtung des Tiefs von Anfang März bei 4,88 USD kann nicht ausgeschlossen werden.
Dem Abwärtssog konnten sich auch die Preise für Mais und Sojabohnen nicht entziehen, welche trotz unterstützender Nachrichten ebenfalls um 3% bzw. 2% nachgaben. Die Schätzung für die weltweite Maisproduktion wurde vom USDA um 600 Tsd. Tonnen auf 787,1 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Bei Sojabohnen kam es dagegen zu einer Abwärtsrevision der Ernteschätzung um 900 Tsd. Tonnen auf 223,3 Mio. Tonnen. Die Regenfälle in Südamerika führten somit nicht zu höheren Produktionsschätzungen. Die Prognose für die Sojabohnenernte in Argentinien wurde sogar nochmals um 800 Tsd. Tonnen nach unten revidiert.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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