Suche
 
Folgen Sie uns auf:

SNB hilft Gold, ihre Rolle am Goldmarkt schwindet jedoch

13.03.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern im späten Handel deutlich gestiegen. Der April-Kontrakt von WTI kletterte um mehr als 11% auf 47 USD je Barrel, Brent um 9% auf 45 USD je Barrel. Begünstigt wurde der Anstieg durch bessere US-Einzelhandelsumsätze, einen schwächeren US-Dollar und Spekulationen auf eine weitere Produktionsdrosselung durch die OPEC.

Nach dem US-Energieministerium werden heute auch die Internationale Energieagentur (IEA) und die OPEC ihre Prognosen für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr vorlegen. Die IEA erwartet bislang einen Rückgang der Weltölnachfrage um 1 Mio. Barrel pro Tag und die OPEC einen um 600 Tsd. Barrel pro Tag, während der Bericht des US-Energieministeriums am Dienstag einen Rückgang um knapp 1,4 Mio. Barrel vorsah. Daher besteht vor allem bei der OPEC Bedarf für eine Abwärtsrevision, was die Spekulationen auf die weitere Quotenkürzung anheizen wird.

Wir erachten dies zwar nicht für notwendig, um im Jahresverlauf eine starke Angebots-Verknappung und somit höhere Ölpreise zu erzielen. Dazu würde bereits eine strikte Einhaltung der bisher beschlossenen Kürzungen ausreichen. Dennoch dürfte sich die OPEC als Absicherung ihrer Strategie dazu entschließen, die Produktion nochmals um bis zu 1 Mio. Barrel zu drosseln. Außerdem hat man im Vorfeld die Hoffnungen auf eine Kürzung geweckt.

Es wird berichtet, dass bei Kesselkohle ein erster Jahreskontrakt abgeschlossen wurde: das japanische Unternehmen Chubu und Xstrata einigten sich auf einen Preis von 70 Dollar je Tonne. Damit liegen die Preise zwar gut 45% unter der Benchmark des Vorjahres, aber noch immer über dem aktuellen Kassakurs von knapp 60 Dollar. Ob dieser Abschluss ebenso wie in der Vergangenheit eine Richtschnur für die folgenden darstellt, ist fraglich. Denn wegen eines reichlichen Angebots an minderwertigen Kohlesorten könnten die Ergebnisse stärker als sonst üblich abweichen. Unsere Schätzungen für die Kontraktpreise liegen weiterhin bei Minus 50%.

Open in new window


Edelmetalle

Auch wenn zunehmend viele Investmentikonen, wie z.B. Bill Gross von Pimco, Warren Buffet, Marc Faber oder Jim Rogers vor den aufkommenden Inflationsrisiken warnen, stehen derzeit bei den meisten Marktteilnehmern sowie auch bei den Zentralbanken eher Deflationsgefahren im Vordergrund. Dies ist normalerweise schlecht für Gold. Wenn sich aber die Schweizer Nationalbank gleichzeitig entscheidet, ihre Währung durch massive Interventionen abzuschwächen, ist dies für Gold als positiv zu werten.

So ist der Goldpreis auf diese Meldung der SNB gestern um über 2% auf üer 930 USD gestiegen. Denn die Meldung kann man womöglich als den Beginn eines Abwertungswettlaufs interpretieren, wovon die stabile alternative "Währung" Gold am ehesten profitieren sollte. Außerdem hat die SNB spätestens gestern den 6. Rang unter den größten Goldhaltern weltweit an den SPDR Gold Trust verloren, der seit gestern 1041,5 Tonnen hält. Als spekulatives Investment ist Gold u.E. derzeit ungeeignet, als eine Absicherung gegen mögliche Systemrisiken schon.


Industriemetalle

Die Metallpreise können heute dank besserer US-Daten, der Schwäche des US-Dollar und freundlicher Aktienmärkte teils deutliche Gewinne verzeichnen. Zwar stiegen gestern die LME-Lagerbestände für Kupfer erstmals seit elf Tagen um 2.450 auf 504.325 Tonnen. Dies konnte den Kupferpreis aber nur kurzzeitig belasten. Wir hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass der Rückgang der Lagerbestände nicht als Indiz für eine anziehende Nachfrage interpretiert werden darf, sondern auf staatliche Reservekäufe in China zurückzuführen ist.

Der deutliche Rückgang der gekündigten Lagerscheine um 40% auf 37 Tsd. Tonnen in den vergangenen Tagen deutet darauf hin, dass der Lagerabbau bei Kupfer erst einmal zu Ende ist. Die Aluminium-Lagerbestände in den japanischen Häfen Yokohama, Nagoya und Osaka stiegen im Februar um 3,1% gegenüber dem Vormonat auf 374.600 Tonnen und liegen damit weiter auf einem 10-Jahreshoch. Dies deckt sich mit dem fortgesetzten Anstieg der LME-Lagerbestände auf mittlerweile 3,29 Mio. Tonnen. Die Lagerentwicklung steht somit weiterhin einer nachhaltigen Erholung der Preise für Kupfer und Aluminium entgegen.

Der Vertragsabschluss für Kesselkohle könnte auch auf die Verhandlungen für Kokskohle auswirken. Die Kokskohle wurde in den letzten Jahrzehnten mit einem Aufschlag zu Kesselkohle von durchschnittlich 50% gehandelt, im Vorjahr lag die Differenz sogar bei 140%. Von daher wird der Kokskohlepreis durch den jüngsten Preisabschluß bei mindestens 100 USD unterstützt. Die aktuellen Kassapreise in China von rund 180 USD je Tonne dürften jedoch weiter fallen.


Agrarrohstoffe:

Die Preise für Mais, Weizen und Sojabohnen konnten gestern um bis zu 6% steigen und somit ihre Verluste vom Vortag größtenteils wieder wettmachen. Neben steigenden Aktienmärkten und dem höheren Ölpreis trugen die aktuellen Exportzahlen des US-Landwirtschaftsministeriums dazu bei, da sie eine gestiegene Nachfrage nach US-Getreide und Ölsaaten signalisieren. So lagen die Maisexporte in der vergangenen Woche 38% höher als in der Woche zuvor. Die Sojabohnenexporte stiegen im Wochenvergleich sogar um mehr als das Fünffache.

Da die Sojabohnenernte in Lateinamerika in diesem Jahr deutlich niedriger ausfällt, dürfte der weltgrößte Netto-Importeur China nun verstärkt Sojabohnen aus den USA einführen. Zumal in dieser Woche bekannt wurde, dass das staatliche chinesische Reservebüro Sinograin derzeit nicht genügend Sojabohnen auf dem heimischen Markt erwerben kann, um die zu niedrigen Reserven auf das angestrebte Niveau anzuheben. Zusätzlich preisstützend könnten sich die neuen Erntschätzungen aus China erweisen. Denen zufolge dürfte die chinesische Weizenproduktion in diesem Jahr aufgrund der Dürre um 1,3% auf 111 Mio. Tonnen fallen. Bei Mais erwartet das Chinesische Nationale Getreide- und Ölinformationszentrum (CNGOIC) einen Rückgang um 1,5% auf 163 Mio. Tonnen, bei Sojabohnen ein Minus um 9% auf 15 Mio. Tonnen.


Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"