OPEC behält Fördermenge zunächst bei
16.03.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise eröffnen die neue Handelswoche im Minus. Der April-Kontrakt von WTI verliert 4% auf 44 USD je Barrel, Brent fällt 3% auf 43 USD. Der Ölmarkt reagiert damit auf die Entscheidung der OPEC vom Wochenende, die Produktion zunächst nicht weiter zu drosseln. Stattdessen will die OPEC zunächst die bisher beschlossenen Produktionskürzungen strikter umsetzen. Die Ergebnisse sollen bei einer außerplanmäßigen Sitzung Ende Mai begutachtet werden. Die bisherigen Produktionskürzungen wurden erst zu etwa 80% umgesetzt, womit noch immer 800 Tsd. Barrel pro Tag mehr produziert werden als laut offizieller Quote vorgesehen.
Wir hatten darauf hingewiesen, dass die bisherigen OPEC-Beschlüsse bereits ausreichend sind, das Überangebot am Ölmarkt abzubauen, wenn sie vollständig umgesetzt würden (siehe auch Rohstoffe kompakt vom 13. März). Von daher ist der OPEC-Beschluss vom Wochenende nachvollziehbar. Eine nochmalige Kürzung der Förderquoten hätte der Glaubwürdigkeit der OPEC schaden können, wenn sie letztlich nicht umgesetzt wird. Es hätte zudem das Risiko bestanden, dass der Ölpreis deutlich gestiegen wäre, was die derzeit schwache Nachfrage noch weiter belastet hätte, mit entsprechend negativen langfristigen Auswirkungen für Nachfrage und Preise. Am Freitag hatten die Internationale Energieagentur und die OPEC ihre Prognosen für die weltweite Ölnachfrage um 270 Tsd. bzw. 430 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Beide Institutionen erwarten nun einen Rückgang der Nachfrage um mehr als eine Million Barrel pro Tag.
Die spekulativen Großanlager an der NYMEX setzten im Vorfeld der OPEC-Sitzung auf fallende Preise. Die Netto-Short-Positionen stiegen in der Woche zum 10. März auf 6.015 Kontrakte, den höchsten Wert seit vier Monaten. Das hohe Maß an Pessimismus sollte das Abwärtspotenzial für den Ölpreis begrenzen.
Edelmetalle
Gold eröffnet die Woche wenig verändert bei 925 USD je Feinunze. Die freundlichen Aktienmärkte belasten Gold derzeit ebensowenig wie der fallende Ölpreis. Bemerkenswert ist, dass die Investmentnachfrage Ende vergangener Woche wieder anzog. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust stiegen am Freitag um 15,3 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 1.056,8 Tonnen. Auch die Nachfrage nach physischem Gold ist weiterhin robust. Münzanstalten rund um den Globus berichten über eine kräftige Nachfrage nach Goldmünzen. In Kanada wurden die Produktionskapazitäten deswegen bereits vervierfacht.
Die spekulativen Netto-Long Positionen an der COMEX sanken in der Woche zum 10. März zum dritten Mal in Folge um 14,5 Tsd. auf 144.788 Kontrakte. Das ist der niedrigste Stand seit Ende Januar. Dennoch ist von dieser Warte nach wie vor Korrekturpotenzial vorhanden. Die entscheidende Frage wird diese Woche aber sein, wie lange der neue Ansturm auf die Gold-ETFs anhält.
Industriemetalle
Fester tendierende Aktienmärkte unterstützen die Industriemetallpreise, zumal China die Bereitschaft signalisiert hat, durch weitere Maßnahmen die Wirtschaft im Bedarfsfall ankurbeln zu können. Die in der Woche zum 10. März abermals gefallenen Netto-Short Positionen bei Kupfer bestätigen, dass bereits einige Investoren auf eine Stabilisierung des fundamentalen Umfelds setzen. Die chinesischen Produktionszahlen zeigen ein heterogenes Bild: auf der einen Seite legte neben der Kupferproduktion auch die Bleiproduktion kräftig zu: sie lag im Januar/Februar 14% höher als im Vorjahr.
Wir hatten bereits darauf hingewiesen, dass die Bleinachfrage wegen des Bedarfs an Ersatzbatterien und dem Trend zum E-Bike in China gut unterstützt ist. Vor diesem Hintergrund konnte der Bleipreis seit Monatsbeginn 25% zulegen, zumal die LME-Lagerbestände nach wie vor relativ niedrig sind. Die jüngsten Produktionszahlen zeigen aber, dass auf der Produktionsseite auf die Nachfrage reagiert wird, so dass wir das Preispotenzial zunächst als ausgereizt sehen.
Auf der anderen Seite ist im gleichen Zeitraum (Januar/Februar) die chinesische Zinkproduktion um 12% und die von Aluminium um 16% gegenüber Vorjahr gefallen. Die starken Produktionskürzungen auf der Angebotsseite tragen u.E. dazu bei, den Markt schnell ins Gleichgewicht zu bringen. Kaum zu erklären ist dagegen der starke Anstieg der Nickelproduktion um 52% gegenüber Vorjahr, wobei zu beachten ist, dass China nur knapp 15% der Weltproduktion stellt.
Agrarrohstoffe:
Die Netto-Long Positionen von Mais stiegen in der Woche zum 10. März um 33 Tsd. auf 48.641 Kontrakte. Damit erreicht der Optimismus der kurzfristig orientierten Anleger an der CBOT den höchsten Stand seit Anfang Januar. Der Anstieg der Ölpreise in der vergangenen Woche und die jüngste Aufwärtsrevision des US-Landwirtschaftsministeriums USDA hinsichtlich der Verwendung von Mais zur Herstellung von Biokraftstoffen dürften dazu beigetragen haben. Einer Schätzung der Beratungsfirma Informa Economics zufolge dürften die US-Anbauflächen für Mais in diesem Jahr zudem 5% niedriger liegen als vor einem Jahr. Das USDA wird seine offiziellen Schätzungen zu den Anpflanzungsplänen am 31. März bekanntgeben. Spekulationen auf geringere Anbauflächen dürften den Maispreis in den kommenden Tagen unterstützt halten, auch wenn der fallende Ölpreis heute belastet.
Die Anbauflächen für Sojabohnen sollen Informa zufolge um 8% ausgeweitet werden. Die robuste Nachfrage nach US-Sojabohnen aus China dürfte dazu beitragen, dass die Preise nicht unter Druck geraten. Allerdings wird das Anstiegspotenzial dadurch ebenfalls begrenzt. Die Netto-Long Positionen bei Sojabohnen stiegen geringfügig auf 8.803 Kontrakte und liegen damit weiter nahe eines 2½ Jahrestiefs. Bei Weizen wurden die Netto-Short Positionen um 3,7 Tsd auf knapp 15 Tsd. Kontrakte reduziert. Das Abwärtspotenzial bei Weizen sollte daher begrenzt sein.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Ölpreise eröffnen die neue Handelswoche im Minus. Der April-Kontrakt von WTI verliert 4% auf 44 USD je Barrel, Brent fällt 3% auf 43 USD. Der Ölmarkt reagiert damit auf die Entscheidung der OPEC vom Wochenende, die Produktion zunächst nicht weiter zu drosseln. Stattdessen will die OPEC zunächst die bisher beschlossenen Produktionskürzungen strikter umsetzen. Die Ergebnisse sollen bei einer außerplanmäßigen Sitzung Ende Mai begutachtet werden. Die bisherigen Produktionskürzungen wurden erst zu etwa 80% umgesetzt, womit noch immer 800 Tsd. Barrel pro Tag mehr produziert werden als laut offizieller Quote vorgesehen.
Wir hatten darauf hingewiesen, dass die bisherigen OPEC-Beschlüsse bereits ausreichend sind, das Überangebot am Ölmarkt abzubauen, wenn sie vollständig umgesetzt würden (siehe auch Rohstoffe kompakt vom 13. März). Von daher ist der OPEC-Beschluss vom Wochenende nachvollziehbar. Eine nochmalige Kürzung der Förderquoten hätte der Glaubwürdigkeit der OPEC schaden können, wenn sie letztlich nicht umgesetzt wird. Es hätte zudem das Risiko bestanden, dass der Ölpreis deutlich gestiegen wäre, was die derzeit schwache Nachfrage noch weiter belastet hätte, mit entsprechend negativen langfristigen Auswirkungen für Nachfrage und Preise. Am Freitag hatten die Internationale Energieagentur und die OPEC ihre Prognosen für die weltweite Ölnachfrage um 270 Tsd. bzw. 430 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Beide Institutionen erwarten nun einen Rückgang der Nachfrage um mehr als eine Million Barrel pro Tag.
Die spekulativen Großanlager an der NYMEX setzten im Vorfeld der OPEC-Sitzung auf fallende Preise. Die Netto-Short-Positionen stiegen in der Woche zum 10. März auf 6.015 Kontrakte, den höchsten Wert seit vier Monaten. Das hohe Maß an Pessimismus sollte das Abwärtspotenzial für den Ölpreis begrenzen.
Edelmetalle
Gold eröffnet die Woche wenig verändert bei 925 USD je Feinunze. Die freundlichen Aktienmärkte belasten Gold derzeit ebensowenig wie der fallende Ölpreis. Bemerkenswert ist, dass die Investmentnachfrage Ende vergangener Woche wieder anzog. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust stiegen am Freitag um 15,3 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 1.056,8 Tonnen. Auch die Nachfrage nach physischem Gold ist weiterhin robust. Münzanstalten rund um den Globus berichten über eine kräftige Nachfrage nach Goldmünzen. In Kanada wurden die Produktionskapazitäten deswegen bereits vervierfacht.
Die spekulativen Netto-Long Positionen an der COMEX sanken in der Woche zum 10. März zum dritten Mal in Folge um 14,5 Tsd. auf 144.788 Kontrakte. Das ist der niedrigste Stand seit Ende Januar. Dennoch ist von dieser Warte nach wie vor Korrekturpotenzial vorhanden. Die entscheidende Frage wird diese Woche aber sein, wie lange der neue Ansturm auf die Gold-ETFs anhält.
Industriemetalle
Fester tendierende Aktienmärkte unterstützen die Industriemetallpreise, zumal China die Bereitschaft signalisiert hat, durch weitere Maßnahmen die Wirtschaft im Bedarfsfall ankurbeln zu können. Die in der Woche zum 10. März abermals gefallenen Netto-Short Positionen bei Kupfer bestätigen, dass bereits einige Investoren auf eine Stabilisierung des fundamentalen Umfelds setzen. Die chinesischen Produktionszahlen zeigen ein heterogenes Bild: auf der einen Seite legte neben der Kupferproduktion auch die Bleiproduktion kräftig zu: sie lag im Januar/Februar 14% höher als im Vorjahr.
Wir hatten bereits darauf hingewiesen, dass die Bleinachfrage wegen des Bedarfs an Ersatzbatterien und dem Trend zum E-Bike in China gut unterstützt ist. Vor diesem Hintergrund konnte der Bleipreis seit Monatsbeginn 25% zulegen, zumal die LME-Lagerbestände nach wie vor relativ niedrig sind. Die jüngsten Produktionszahlen zeigen aber, dass auf der Produktionsseite auf die Nachfrage reagiert wird, so dass wir das Preispotenzial zunächst als ausgereizt sehen.
Auf der anderen Seite ist im gleichen Zeitraum (Januar/Februar) die chinesische Zinkproduktion um 12% und die von Aluminium um 16% gegenüber Vorjahr gefallen. Die starken Produktionskürzungen auf der Angebotsseite tragen u.E. dazu bei, den Markt schnell ins Gleichgewicht zu bringen. Kaum zu erklären ist dagegen der starke Anstieg der Nickelproduktion um 52% gegenüber Vorjahr, wobei zu beachten ist, dass China nur knapp 15% der Weltproduktion stellt.
Agrarrohstoffe:
Die Netto-Long Positionen von Mais stiegen in der Woche zum 10. März um 33 Tsd. auf 48.641 Kontrakte. Damit erreicht der Optimismus der kurzfristig orientierten Anleger an der CBOT den höchsten Stand seit Anfang Januar. Der Anstieg der Ölpreise in der vergangenen Woche und die jüngste Aufwärtsrevision des US-Landwirtschaftsministeriums USDA hinsichtlich der Verwendung von Mais zur Herstellung von Biokraftstoffen dürften dazu beigetragen haben. Einer Schätzung der Beratungsfirma Informa Economics zufolge dürften die US-Anbauflächen für Mais in diesem Jahr zudem 5% niedriger liegen als vor einem Jahr. Das USDA wird seine offiziellen Schätzungen zu den Anpflanzungsplänen am 31. März bekanntgeben. Spekulationen auf geringere Anbauflächen dürften den Maispreis in den kommenden Tagen unterstützt halten, auch wenn der fallende Ölpreis heute belastet.
Die Anbauflächen für Sojabohnen sollen Informa zufolge um 8% ausgeweitet werden. Die robuste Nachfrage nach US-Sojabohnen aus China dürfte dazu beitragen, dass die Preise nicht unter Druck geraten. Allerdings wird das Anstiegspotenzial dadurch ebenfalls begrenzt. Die Netto-Long Positionen bei Sojabohnen stiegen geringfügig auf 8.803 Kontrakte und liegen damit weiter nahe eines 2½ Jahrestiefs. Bei Weizen wurden die Netto-Short Positionen um 3,7 Tsd auf knapp 15 Tsd. Kontrakte reduziert. Das Abwärtspotenzial bei Weizen sollte daher begrenzt sein.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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