Rohöl zunächst bei 50 USD abgeprallt
18.03.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Der April-Kontrakt von WTI stieg gestern Abend unterstützt durch Kursgewinne an den Aktienmärkten zunächst bis knapp an die Marke von 50 USD je Barrel, ehe preisbelastende Lagerbestandsdaten des American Petroleum Institute (API) zu Gewinnmitnahmen führten. Demnach stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche unerwartet kräftig um 4,7 Mio. Barrel (siehe auch Tabelle rechts).
Die Lagerbestände von Benzin und Destillaten stiegen ebenfalls an, obwohl die Raffinerieauslastung zurückging, was als Indiz einer schwachen Nachfrage nach Ölprodukten gesehen werden kann. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die entsprechenden Daten. Hier wird ein Anstieg der Rohöllagerbestände um 1,5 Mio. Barrel erwartet. Sollten sie einen ähnlich hohen Lageraufbau ausweisen wie die API-Daten gestern, dürfte der WTI-Ölpreis stärker unter Druck geraten. Schließlich war der Preisanstieg der vergangenen Tage unter anderem auf Spekulationen zurückzuführen, dass die Produktionskürzungen der OPEC zu einer spürbaren Verknappung des Ölangebots und damit auch zu einem Rückgang der hohen Lagerbestände führen. Werden die API-Daten dagegen nicht bestätigt, dürfte der WTI-Preis einen erneuten Anlauf in Richtung 50 USD unternehmen, da die DOE-Daten als aussagekräftiger gelten.
Durch einen weiteren Anstieg der kommerziellen Lagerbestände besteht nicht nur das Risiko, dass der Ölpreis erneut unter Druck gerät. Gleichzeitig würde auch der Druck auf die OPEC zunehmen, die bislang beschlossenen Produktionskürzungen strikter als bislang umzusetzen. Der algerische Ölminister Khelil geht davon aus, dass die bisherigen Kürzungsbeschlüsse bis zur nächsten Sitzung im Mai zu 95% umgesetzt werden. Bislang liegt der Erreichungsgrad Schätzungen zufolge bei etwa 80%.
Edelmetalle
Steigende Aktienmärkte und besser als erwartet ausgefallene Daten zum US-Immobilienmarkt führten zu einem weiteren Rückgang der Risikoaversion und bildeten somit ein negatives Umfeld für den Goldpreis. Umso bemerkenswerter ist, dass sich der Goldpreis nach wie vor über der Marke von 900 USD behaupten kann. Allerdings steigt das Risiko, dass es zu einem Bruch dieser Marke kommt, zumal der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern keine weiteren Zuflüsse mehr verbuchte. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten auf einem Rekordhoch von 1.069 Tonnen. Darüber hinaus berichtet Indien, dass die Goldimporte im laufenden Monat aufgrund der hohen Preise bei nahe Null liegen würden.
Heute steht die FOMC-Sitzung im Mittelpunkt. Dass der Leitzins nahe Null behalten wird, steht außer Frage. Sollten sich im Begleitkommentar Worte wiederfinden, welche vom Aktienmarkt positiv aufgenommen werden, dürfte Gold weiter unter Druck geraten. Das gleiche gilt für den Fall, sollte die Fed den Kauf von US-Treasuries beschließen, weil auch dies zunächst zu einem Rückgang der Risikoaversion beitragen würde. Langfristig würden sich die Perspektiven für Gold dadurch allerdings deutlich aufhellen.
Industriemetalle
Das australische Minenunternehmen Territory Resources äußerte gestern die Einschätzung, dass die Benchmark Preise für Eisenerz für das im April beginnende Vertragsjahr voraussichtlich 30% bis 35% niedriger liegen würden als im laufenden Vertrag. Wir erwarten ebenfalls einen Abschlag in dieser Größenordnung. Die rapide Verschlechterung des konjunkturellen Umfelds führt unter anderem deshalb zu Verzögerungen bei den Preisverhandlungen, weil die Stahlproduzenten ihre Produktion rapide zurückfahren und zudem auf Lagerbestände zurückgreifen.
Der weltgrößte Eisenerzproduzent, der brasilianische Bergbaukonzern Vale, erwartet aber einen Abschluss in den kommenden Monaten. Manche Branchenbeobachter schließen nicht aus, dass keine Benchmark-Verträge abgeschlossen werden und man sich stattdessen am Spotmarkt orientiert. Nachdem sich die Spotpreise für den chinesischen Markt nach dem Einbruch in der zweiten Jahreshälfte etwas erholt hatten, waren sie in den letzten drei Wochen wieder unter Druck geraten. Dies dürfte nicht zuletzt das Resultat steigender Eisenerzlagerbestände in den chinesischen Häfen sein, nachdem die chinesischen Importe im Februar kräftig gestiegen waren. Die anhaltend schwierige Lage der Stahlindustrie wird durch die aktuellen Zahlen des Japanischen Eisen- und Stahlverbandes bestätigt. Demnach sank die japanische Rohstahlproduktion im Februar um 44,2% auf 5,48 Mio. Tonnen. Das war der stärkste Jahresrückgang aller Zeiten.
Die positive Preisentwicklung von Blei in diesem Jahr wird durch die Zahlen der International Lead and Zinc Study Goup (ILZSG) zum Bleimarkt im Januar bestätigt. Die globale Bleiproduktion fiel demzufolge um 3,6% gegenüber dem Vormonat auf 736.500 Tonnen. Der Marktüberschuss verringerte sich auf 5,5 Tsd. Tonnen.
Agrarrohstoffe:
Die Preise für Getreide und Sojabohnen konnten gestern vom gestiegenen Ölpreis und den freundlichen Aktienmärkten profitieren. Darüber hinaus spielen auch Angebotsrisiken eine Rolle. Wie bereits gestern erwähnt leidet das Hauptanbaugebiet für Winterweizen in den USA derzeit unter Regenmangel, was zu Abwärtsrevisionen der Ernteprognosen führen könnte. Weizen kann daraufhin bis auf 5,50 USD je Scheffel steigen, den höchsten Stand seit fünf Wochen. Mais und Sojabohnen werden derzeit Spekulationen über die Anbauflächen im weltgrößten Produzentenland USA bestimmt. Die Spekulationen dürften bis zum 31. März anhalten, wenn das US-Landwirtschaftsministerium die offiziellen Prognosen zu den Anpflanzungsplänen bekannt gibt.
Solange dürften sich Mais und Sojabohnen entgegengesetzt zueinander entwickeln. Private Prognosehäuser gehen davon aus, dass es zu einer deutlichen Reduzierung der Anbauflächen für Mais kommt, welcher im Vergleich zu Sojabohnen wesentlich kostenintensiver ist.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der April-Kontrakt von WTI stieg gestern Abend unterstützt durch Kursgewinne an den Aktienmärkten zunächst bis knapp an die Marke von 50 USD je Barrel, ehe preisbelastende Lagerbestandsdaten des American Petroleum Institute (API) zu Gewinnmitnahmen führten. Demnach stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche unerwartet kräftig um 4,7 Mio. Barrel (siehe auch Tabelle rechts).
Die Lagerbestände von Benzin und Destillaten stiegen ebenfalls an, obwohl die Raffinerieauslastung zurückging, was als Indiz einer schwachen Nachfrage nach Ölprodukten gesehen werden kann. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die entsprechenden Daten. Hier wird ein Anstieg der Rohöllagerbestände um 1,5 Mio. Barrel erwartet. Sollten sie einen ähnlich hohen Lageraufbau ausweisen wie die API-Daten gestern, dürfte der WTI-Ölpreis stärker unter Druck geraten. Schließlich war der Preisanstieg der vergangenen Tage unter anderem auf Spekulationen zurückzuführen, dass die Produktionskürzungen der OPEC zu einer spürbaren Verknappung des Ölangebots und damit auch zu einem Rückgang der hohen Lagerbestände führen. Werden die API-Daten dagegen nicht bestätigt, dürfte der WTI-Preis einen erneuten Anlauf in Richtung 50 USD unternehmen, da die DOE-Daten als aussagekräftiger gelten.
Durch einen weiteren Anstieg der kommerziellen Lagerbestände besteht nicht nur das Risiko, dass der Ölpreis erneut unter Druck gerät. Gleichzeitig würde auch der Druck auf die OPEC zunehmen, die bislang beschlossenen Produktionskürzungen strikter als bislang umzusetzen. Der algerische Ölminister Khelil geht davon aus, dass die bisherigen Kürzungsbeschlüsse bis zur nächsten Sitzung im Mai zu 95% umgesetzt werden. Bislang liegt der Erreichungsgrad Schätzungen zufolge bei etwa 80%.
Edelmetalle
Steigende Aktienmärkte und besser als erwartet ausgefallene Daten zum US-Immobilienmarkt führten zu einem weiteren Rückgang der Risikoaversion und bildeten somit ein negatives Umfeld für den Goldpreis. Umso bemerkenswerter ist, dass sich der Goldpreis nach wie vor über der Marke von 900 USD behaupten kann. Allerdings steigt das Risiko, dass es zu einem Bruch dieser Marke kommt, zumal der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern keine weiteren Zuflüsse mehr verbuchte. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten auf einem Rekordhoch von 1.069 Tonnen. Darüber hinaus berichtet Indien, dass die Goldimporte im laufenden Monat aufgrund der hohen Preise bei nahe Null liegen würden.
Heute steht die FOMC-Sitzung im Mittelpunkt. Dass der Leitzins nahe Null behalten wird, steht außer Frage. Sollten sich im Begleitkommentar Worte wiederfinden, welche vom Aktienmarkt positiv aufgenommen werden, dürfte Gold weiter unter Druck geraten. Das gleiche gilt für den Fall, sollte die Fed den Kauf von US-Treasuries beschließen, weil auch dies zunächst zu einem Rückgang der Risikoaversion beitragen würde. Langfristig würden sich die Perspektiven für Gold dadurch allerdings deutlich aufhellen.
Industriemetalle
Das australische Minenunternehmen Territory Resources äußerte gestern die Einschätzung, dass die Benchmark Preise für Eisenerz für das im April beginnende Vertragsjahr voraussichtlich 30% bis 35% niedriger liegen würden als im laufenden Vertrag. Wir erwarten ebenfalls einen Abschlag in dieser Größenordnung. Die rapide Verschlechterung des konjunkturellen Umfelds führt unter anderem deshalb zu Verzögerungen bei den Preisverhandlungen, weil die Stahlproduzenten ihre Produktion rapide zurückfahren und zudem auf Lagerbestände zurückgreifen.
Der weltgrößte Eisenerzproduzent, der brasilianische Bergbaukonzern Vale, erwartet aber einen Abschluss in den kommenden Monaten. Manche Branchenbeobachter schließen nicht aus, dass keine Benchmark-Verträge abgeschlossen werden und man sich stattdessen am Spotmarkt orientiert. Nachdem sich die Spotpreise für den chinesischen Markt nach dem Einbruch in der zweiten Jahreshälfte etwas erholt hatten, waren sie in den letzten drei Wochen wieder unter Druck geraten. Dies dürfte nicht zuletzt das Resultat steigender Eisenerzlagerbestände in den chinesischen Häfen sein, nachdem die chinesischen Importe im Februar kräftig gestiegen waren. Die anhaltend schwierige Lage der Stahlindustrie wird durch die aktuellen Zahlen des Japanischen Eisen- und Stahlverbandes bestätigt. Demnach sank die japanische Rohstahlproduktion im Februar um 44,2% auf 5,48 Mio. Tonnen. Das war der stärkste Jahresrückgang aller Zeiten.
Die positive Preisentwicklung von Blei in diesem Jahr wird durch die Zahlen der International Lead and Zinc Study Goup (ILZSG) zum Bleimarkt im Januar bestätigt. Die globale Bleiproduktion fiel demzufolge um 3,6% gegenüber dem Vormonat auf 736.500 Tonnen. Der Marktüberschuss verringerte sich auf 5,5 Tsd. Tonnen.
Agrarrohstoffe:
Die Preise für Getreide und Sojabohnen konnten gestern vom gestiegenen Ölpreis und den freundlichen Aktienmärkten profitieren. Darüber hinaus spielen auch Angebotsrisiken eine Rolle. Wie bereits gestern erwähnt leidet das Hauptanbaugebiet für Winterweizen in den USA derzeit unter Regenmangel, was zu Abwärtsrevisionen der Ernteprognosen führen könnte. Weizen kann daraufhin bis auf 5,50 USD je Scheffel steigen, den höchsten Stand seit fünf Wochen. Mais und Sojabohnen werden derzeit Spekulationen über die Anbauflächen im weltgrößten Produzentenland USA bestimmt. Die Spekulationen dürften bis zum 31. März anhalten, wenn das US-Landwirtschaftsministerium die offiziellen Prognosen zu den Anpflanzungsplänen bekannt gibt.
Solange dürften sich Mais und Sojabohnen entgegengesetzt zueinander entwickeln. Private Prognosehäuser gehen davon aus, dass es zu einer deutlichen Reduzierung der Anbauflächen für Mais kommt, welcher im Vergleich zu Sojabohnen wesentlich kostenintensiver ist.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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