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Ölpreis wieder unter 50 USD-Marke gefallen

31.03.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind zum Wochenauftakt deutlich unter Druck geraten. Der Mai-Kontrakt für WTI verlor knapp 8% und fiel damit wieder unter die Marke von 50 USD je Barrel. Schwächere Aktienmärkte, ein festerer US-Dollar und technische Faktoren waren die Hauptbelastungsfaktoren. Wir hatten in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass der vorherige Anstieg auf über 50 USD in erster Linie finanzmarkt- und stimmungsgetrieben war und auf Hoffnungen beruhte, dass die Nachfrage im weiteren Jahresverlauf wieder anzieht. Kurzfristig hatte sich dagegen an den nach wie vor schwierigen fundamentalen Bedingungen nichts geändert. Entsprechend anfällig war der Preis. Gegen einen deutlicheren Ölpreisrückgang spricht die Angebotsreaktion der OPEC. Bis Februar waren 80% der Produktionskürzungen in Höhe von 4,2 Mio. Barrel pro Tag umgesetzt. Im März und April dürfte der Erreichungsgrad noch etwas höher liegen.

Einem hochrangigen OPEC-Offiziellen zufolge ist ein Ölpreis von 50 USD je Barrel in Anbetracht der Schwäche der Weltwirtschaft derzeit ausreichend. Offensichtlich ist man bereit, aufgrund der Wirtschaftskrise kurzfristig einen niedrigeren Ölpreis zu akzeptieren. Der Ölminister Katars erwartet daher auch keine weitere Produktionskürzung bei der Sitzung am 28. Mai. OPEC-Präsident de Vasconcelos hat die Hoffnung auf einen Ölpreis von 70-75 USD im Jahresverlauf allerdings noch nicht aufgegeben. Neben der hohen Quotendisziplin baut die OPEC dabei auch auf die Konjunkturstimulierungsmaßnahmen in den großen Verbrauchsländern und hierbei insbesondere auf den Ende der Woche stattfindenden G20-Gipfel. Spekulationen auf weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Nachfrage dürften einem weiteren Preisrückgang entgegenstehen.


Edelmetalle

Gold konnte gestern dem allgemeinen Trend fallender Rohstoffpreise weitgehend trotzen und sich über der Marke von 910 USD je Feinunze behaupten. Fallende Aktienmärkte sorgten für Unterstützung, doch der festere US-Dollar bildete ein Gegengewicht. Die Goldnachfrage aus der Schmuckindustrie ist dagegen weiterhin sehr schwach. Wie die Bombay Bullion Association berichtet, hat der weltgrößte Goldimporteur Indien aufgrund der rekordhohen Preise in heimischer Währung im März so gut wie kein Gold importiert.

Entsprechend ist Gold mehr denn je auf anhaltend robuste Zuflüsse in die ETFs angewiesen, um sein Preisniveau zu halten. Neben den Goldbeständen von SPDR Gold Trust stiegen letzte Woche auch die Goldbestände von ZKB und ETF Securities auf neue Rekordstände, auch wenn die von SPDR Gold Trust gestern bei 1.127,44 Tonnen verharrten. Die Auflegung eines Gold ETFs in Indien dürfte für weitere Impulse sorgen. Die Platinbestände von ETF Securities verzeichneten letzte Woche sogar die stärksten Zuflüsse seit mehr als einem Jahr. Der unsichere Ausblick für die US-Automobilindustrie, die US-Regierung hat die Frist für General Motors um zwei Monate verlängert, tut der Nachfrage nach Platin derzeit keinen Abbruch.

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Industriemetalle

Die meisten Industriemetalle mussten zum Wochenanfang Kursverluste hinnehmen. Der stärker als erwartete Einbruch der japanischen Industrieproduktion um 38,4% gegenüber dem Vorjahr im Februar, die Warnung von US Finanzminister Geithner, dass weitere Finanzinstitute substanzielle Hilfen benötigen würden und die Angst vor einem Konkurs von GM und Chrysler, die von US Präsident Obama eine letzte Chance für eine Wende erhielten, belasteten die Metallpreise. Somit steigen auch wieder die Sorgen, dass die Nachfrage schwach bleibt und die Preise unter Druck bleiben.

Kupfer verlor 3,5% oder 140 USD auf 3.910 USD je Tonne. Aluminium gab um 1,8% auf 1.394 USD je Tonne nach. Blei verlor mit 2,3% auf 1.250 USD je Tonne ebenfalls überdurchschnittlich. Zinn bildete jedoch eine Ausnahme und konnte um 100 USD je Tonne auf 10.300 USD je Tonne steigen. Die Industriemetalle handeln in Asien heute uneinheitlich, wobei Kupfer allerdings einen guten Teil des gestrigen Verlustes wieder aufholen kann.

Das Schweizer Rohstoffunternehmen Glencore hat den Betrieb seiner größten Blei- und Zinkmine Iscaycruz in Peru eingestellt. Das Unternehmen begründete den Schritt mit dem derzeitigen Preisniveau. Mit einem jährlichen Produktionsvolumen von 175.184 Tonnen stellt die betroffene Mine etwa die Hälfte der Zinkproduktion von Glencore in Peru. Peru ist mit 1,4 Mio. Tonnen Produktionsvolumen im Jahr der zweitgrößte Zinkproduzent weltweit.


Agrarrohstoffe:

Heute gibt das US-Landwirtschaftsministerium die offiziellen Prognosen zu den Anpflanzungsplänen der Bauern für dieses Jahr bekannt. Die Anbaufläche für Mais soll um 1,6% auf 84,6 Mio. Morgen fallen, die für Sojabohnen dagegen um 6,2% auf 79,45 Mio. Morgen steigen. Eine derartige Verschiebung der Anbauflächen dürfte bereits weitgehend in den gegenwärtigen Preisen reflektiert sein. Nur bei einer deutlichen Abweichung von der Markterwartung ist mit einer Marktreaktion zu rechnen.

Japan plant im morgen beginnenden neuen Fiskaljahr die Weizenimporte um 1% auf 4,91 Mio. Tonnen zu erhöhen. Der größte Weizenimporteur Asiens erwartet, dass die Nachfrage bei den niedrigeren Preisen wieder anzieht. Zudem begünstigt der deutlich gestiegene Yen die Einfuhr von billigem Getreide. Eine stärkere Nachfrage aus Japan könnte den Nachfragerückgang in anderen Ländern zumindest teilweise kompensieren, welche den International Grains Council zu einer Senkung der Prognose für den weltweiten Verbrauch veranlasste. Je geringer der Nachfragerückgang ausfällt, umso größer sind die Aussichten, dass der deutliche Rückgang der Weizenproduktion zu höheren Presien im Jahresverlauf führt.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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