Silber - das Gold des kleinen Mannes
01.04.2009 | Eugen Weinberg
Nachdem Silber aufgrund seiner stärkeren industriellen Verwendung in der zweiten Jahreshälfte 2008 nicht nur absolut, sondern auch gegenüber Gold deutlich an relativer Stärke verloren hat, konnte es seit Jahresbeginn spürbar aufholen: Der Silberpreis ist aktuell 15% höher als zu Jahresbeginn und das Gold/Silber Verhältnis im Zuge dessen um 8 Punkte auf 70 gefallen.
Wir sehen angesichts eines hohen Sicherheitsbedürfnisses auch bei Silber eine starke Investmentnachfrage, welche die Schwäche der industriellen Nachfrage kompensiert. Angesichts einer u.E. zu starken Unterbewertung des weißen Metalls werden die Silberpreise in der zweiten Jahreshälfte anziehen und sich besser als Gold entwickeln. Grundsätzlich erachten wir das Preispotenzial nach oben als merklich höher das nach unten.
Gold und Silber werden häufig in einem Atemzug genannt. Das ist vor allem historisch begründet, denn über viele Jahrhunderte wurden beide Metalle zusammen abgebaut und als Zahlungsmittel verwendet. Seit den 60er Jahren, als aufgrund eines zu knappen Angebots die Silbermünzprägung für den kommerziellen Gebrauch eingestellt wurde, hat Silber de jure seinen monetären Charakter verloren. Dennoch ist der Verbund der beiden Edelmetalle nach wie vor hoch: Die Korrelation der wöchentlichen Erträge lag in den letzten 25 Jahren durchschnittlich bei 0,65; seit 2005 sogar bei 0,8 (siehe Grafik 2).
Gleichwohl gibt es Phasen, in denen die Preisentwicklungen stark voneinander abweichen. Das spiegelt sich in einem fallenden bzw. steigenden Gold/Silber Verhältnis wider. Eine starke Verschiebung dieses Verhältnisses haben wir erst jüngst in der zweiten Jahreshälfte 2008 gesehen: zwar litt auch Gold unter der Zuspitzung der Finanzkrise, aber die Silberpreise wurden zusätzlich vom Abwärtssog der Industriemetalle erfasst. Die Wertverluste bei Silber lagen mit über 50% von der Spitze im Juli bis Ende November doppelt so hoch wie bei Gold. Das Gold/Silber Verhältnis sprang um 30 Punkte auf 80. Auch wenn damit das Anfang der 90er Jahre registrierte Rekordniveau von 100 nicht erreicht wurde, stellt diese Entwicklung eine deutliche Abweichung von der seit Anfang der 90er Jahre zu beobachtenden fallenden Tendenz dar (sehe Grafik 1).
Trotz zunehmender Bedeutung der industriellen Verwendung ...
Die heterogene Entwicklung von Gold und Silber liegt in der zunehmend unterschiedlichen Nachfragestruktur begründet. Über die Hälfte des jährlichen Silberangebots wird mittlerweile für industrielle Zwecke verwendet. Tendenz steigend (siehe Grafik 3).
Silber ist als elektronischer Leiter in nahezu jedem technischen Gerät im Einsatz. Darüber hinaus wird es wegen seiner hohen Hitzebeständigkeit in der Raum- und Luftfahrt sowie Rüstungsindustrie eingesetzt. Dass die Silbernachfrage in den letzten Jahren trotz des steigenden industriellen Bedarfs kaum gewachsen bzw. zuletzt sogar gefallen ist, ist auf den abnehmenden Verbrauch für photographische Zwecke zurückzuführen.
Derzeit entfallen hierauf nur noch 15% der Gesamtnachfrage, 1990 war der Anteil doppelt so hoch. Die fallende Tendenz dürfte sich aufgrund der zunehmenden Tendenz von Digitalkameras fortsetzen. Die Schmucknachfrage, die bei Gold rund 70% der gesamten Nachfrage ausmacht, zeichnet nicht einmal für 20% der Silbernachfrage verantwortlich. Auch wenn man die Silberwaren hinzunimmt, entfallen auf beide Komponenten zusammen lediglich ein Viertel der Gesamtnachfrage.
... Investmentnachfrage auch bei Silber treibende Kraft
Neben diesen Unterschieden gibt es aber auch Gemeinsamkeiten. Und das ist momentan eine stark anziehende Investmentnachfrage. Dass Gold als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten stark gesucht ist und dadurch eine hohe Investmentnachfrage bedingt, ist viel besprochen. Kaum Beachtung findet dagegen die Tatsache, dass auch am Silbermarkt die Investmentnachfrage stark angezogen hat. Der mit Abstand größte Silber ETF, iShare, dessen Silberbestände analog zum SPDR Gold Trust inklusive einer Auflistung der hinterlegten Barren tagtäglich eingesehen werden können, hat mittlerweile einen Bestand von knapp 8300 Tonnen. Insgesamt liegen die Silberbestände der ETFs bei rund 10 Tsd. Tonnen. Auch wenn der Vergleich leicht hinkt, weil der Silber ETF schon 2006 aufgelegt wurde: seine Bestände entsprechen immerhin knapp der Hälfte der jährlichen Minenproduktion.
Damit liegt die Absorption der Bestände durch die ETFs am Silbermarkt nur unwesentlich niedriger als am Goldmarkt, wo die Goldbestände der ETFs mit gut 1500 Tonnen rund 60% der jährlichen Minenproduktion entsprechen. Bemerkenswert ist aber auch, dass in der zweiten Jahreshälfte 2008, als sich der Silberpreis binnen kürzester Zeit halbierte, die Bestände nicht abgebaut wurden. Nun sind seit Anfang des Jahres analog zu den Gold ETFs starke Zuflüsse zu verzeichnen. Wir rechnen mit weiterhin hohen Mittelzuflüssen, denn angesichts der anhaltenden Unsicherheit werden viele Investoren ihr Portfolio durch die Beimischung von Edelmetallen vor dem Schlimmsten "versichern" wollen. Silber ist vor allem durch die aktuell niedrige Bewertung im Vergleich zu Gold als Alternative attraktiv.
Wir sehen angesichts eines hohen Sicherheitsbedürfnisses auch bei Silber eine starke Investmentnachfrage, welche die Schwäche der industriellen Nachfrage kompensiert. Angesichts einer u.E. zu starken Unterbewertung des weißen Metalls werden die Silberpreise in der zweiten Jahreshälfte anziehen und sich besser als Gold entwickeln. Grundsätzlich erachten wir das Preispotenzial nach oben als merklich höher das nach unten.
Gold und Silber werden häufig in einem Atemzug genannt. Das ist vor allem historisch begründet, denn über viele Jahrhunderte wurden beide Metalle zusammen abgebaut und als Zahlungsmittel verwendet. Seit den 60er Jahren, als aufgrund eines zu knappen Angebots die Silbermünzprägung für den kommerziellen Gebrauch eingestellt wurde, hat Silber de jure seinen monetären Charakter verloren. Dennoch ist der Verbund der beiden Edelmetalle nach wie vor hoch: Die Korrelation der wöchentlichen Erträge lag in den letzten 25 Jahren durchschnittlich bei 0,65; seit 2005 sogar bei 0,8 (siehe Grafik 2).
Gleichwohl gibt es Phasen, in denen die Preisentwicklungen stark voneinander abweichen. Das spiegelt sich in einem fallenden bzw. steigenden Gold/Silber Verhältnis wider. Eine starke Verschiebung dieses Verhältnisses haben wir erst jüngst in der zweiten Jahreshälfte 2008 gesehen: zwar litt auch Gold unter der Zuspitzung der Finanzkrise, aber die Silberpreise wurden zusätzlich vom Abwärtssog der Industriemetalle erfasst. Die Wertverluste bei Silber lagen mit über 50% von der Spitze im Juli bis Ende November doppelt so hoch wie bei Gold. Das Gold/Silber Verhältnis sprang um 30 Punkte auf 80. Auch wenn damit das Anfang der 90er Jahre registrierte Rekordniveau von 100 nicht erreicht wurde, stellt diese Entwicklung eine deutliche Abweichung von der seit Anfang der 90er Jahre zu beobachtenden fallenden Tendenz dar (sehe Grafik 1).
Trotz zunehmender Bedeutung der industriellen Verwendung ...
Die heterogene Entwicklung von Gold und Silber liegt in der zunehmend unterschiedlichen Nachfragestruktur begründet. Über die Hälfte des jährlichen Silberangebots wird mittlerweile für industrielle Zwecke verwendet. Tendenz steigend (siehe Grafik 3).
Silber ist als elektronischer Leiter in nahezu jedem technischen Gerät im Einsatz. Darüber hinaus wird es wegen seiner hohen Hitzebeständigkeit in der Raum- und Luftfahrt sowie Rüstungsindustrie eingesetzt. Dass die Silbernachfrage in den letzten Jahren trotz des steigenden industriellen Bedarfs kaum gewachsen bzw. zuletzt sogar gefallen ist, ist auf den abnehmenden Verbrauch für photographische Zwecke zurückzuführen.
Derzeit entfallen hierauf nur noch 15% der Gesamtnachfrage, 1990 war der Anteil doppelt so hoch. Die fallende Tendenz dürfte sich aufgrund der zunehmenden Tendenz von Digitalkameras fortsetzen. Die Schmucknachfrage, die bei Gold rund 70% der gesamten Nachfrage ausmacht, zeichnet nicht einmal für 20% der Silbernachfrage verantwortlich. Auch wenn man die Silberwaren hinzunimmt, entfallen auf beide Komponenten zusammen lediglich ein Viertel der Gesamtnachfrage.
... Investmentnachfrage auch bei Silber treibende Kraft
Neben diesen Unterschieden gibt es aber auch Gemeinsamkeiten. Und das ist momentan eine stark anziehende Investmentnachfrage. Dass Gold als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten stark gesucht ist und dadurch eine hohe Investmentnachfrage bedingt, ist viel besprochen. Kaum Beachtung findet dagegen die Tatsache, dass auch am Silbermarkt die Investmentnachfrage stark angezogen hat. Der mit Abstand größte Silber ETF, iShare, dessen Silberbestände analog zum SPDR Gold Trust inklusive einer Auflistung der hinterlegten Barren tagtäglich eingesehen werden können, hat mittlerweile einen Bestand von knapp 8300 Tonnen. Insgesamt liegen die Silberbestände der ETFs bei rund 10 Tsd. Tonnen. Auch wenn der Vergleich leicht hinkt, weil der Silber ETF schon 2006 aufgelegt wurde: seine Bestände entsprechen immerhin knapp der Hälfte der jährlichen Minenproduktion.
Damit liegt die Absorption der Bestände durch die ETFs am Silbermarkt nur unwesentlich niedriger als am Goldmarkt, wo die Goldbestände der ETFs mit gut 1500 Tonnen rund 60% der jährlichen Minenproduktion entsprechen. Bemerkenswert ist aber auch, dass in der zweiten Jahreshälfte 2008, als sich der Silberpreis binnen kürzester Zeit halbierte, die Bestände nicht abgebaut wurden. Nun sind seit Anfang des Jahres analog zu den Gold ETFs starke Zuflüsse zu verzeichnen. Wir rechnen mit weiterhin hohen Mittelzuflüssen, denn angesichts der anhaltenden Unsicherheit werden viele Investoren ihr Portfolio durch die Beimischung von Edelmetallen vor dem Schlimmsten "versichern" wollen. Silber ist vor allem durch die aktuell niedrige Bewertung im Vergleich zu Gold als Alternative attraktiv.