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Zentralbanken haben steigenden Goldpreis nicht gern

03.04.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten am Donnerstag deutlich um 9% auf 53 USD je Barrel steigen. Eine Reihe von Faktoren waren dafür maßgeblich. Die geringer als erwartet ausgefallene Zinssenkung der EZB führte zu einer Abschwächung des US-Dollar und hat somit die Ölpreise unterstützt. Zudem wurde darauf spekuliert, dass der G20-Gipfel weitere Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft und damit auch der Ölnachfrage beschließt.

Die G20 verständigten sich schließlich darauf, mehr als eine Billion USD an finanziellen Mitteln für den IWF und zur Stimulierung des Welthandels zur Verfügung zu stellen. Außerdem war die Rückeroberung der 50 USD-Marke auch aus charttechnischer Sicht positiv, was zusätzliche Käufe begünstigt hat. Die Anzahl der Anteile des US Oil Fund, dem Öl-ETF, der bis zu 15% des Handelsvolumens an der NYMEX verantwortet und dadurch den Ölpreis maßgeblich beeinflusst, ist unter 100 Mio. Stück gefallen. Offensichtlich wollen die Anleger nicht mehr die "Rollverluste" hinnehmen. Die Situation erinnert an das Jahr 2007 als sich die USO-Anleger kurz vor dem massiven Ölpreisanstieg auf knapp 150 USD aus dem Markt nahezu komplett verabschiedet haben.

Die OPEC kann angesichts der schwierigen Wirtschaftssituation laut OPEC-Generalsekretär al-Badri mit einem Ölpreis von 50 USD je Barrel leben. Anfang der Woche hatte sich der Ölminister Katars ähnlich geäußert. Bislang verfolgte die OPEC Preisziele von über 70 USD. Wir glauben jedoch, dass die bisherigen Angebotskürzungen der OPEC ausreichen werden, damit der Ölpreis in diesem Jahr auf 70 USD steigt.


Edelmetalle

Gold gab gestern um mehr als 2,5% nach und fiel teilweise unter 900 USD je Feinunze, obwohl der US-Dollar kräftig an Wert verlor. Steigende Aktienmärkte belasteten den Goldpreis ebenso wie Spekulationen über offizielle Goldverkäufe, über die auf dem G20-Gipfel diskutiert worden sein soll.

Im Raum steht dabei, dem IWF den Verkauf von zusätzlichem Gold zu erlauben. Der IWF hält nach Angaben des World Gold Council 3.217,3 Tonnen Gold und ist damit hinter der US-Fed und der Deutschen Bundesbank der drittgrößte Goldhalter weltweit. Bislang ist dem IWF bereits genehmigt, Goldverkäufe in Höhe von 400 Tonnen zu tätigen, was beim derzeitigen Goldpreis jedoch lediglich 11,6 Mrd USD einbringen würde und im Vergleich zu den oben genannten Beträgen verschwindend gering ist. Der eigentliche Zweck der G20-Pläne dürfte daher sein, den Goldpreis niedrig zu halten, um damit die Stabilität des Papiergeldsystems zu gewähren. Zusätzliche Nahrung erhielten diese Spekulationen durch die Goldverkäufe durch die EZB im März in Höhe von 35,5 Tonnen, die nun bekannt wurden.

Wir erwarten, dass der Goldpreis zunächst aufgrund einer schwächeren Investmentnachfrage bis auf 800 USD fällt, ehe in der zweiten Jahreshälfte mit einem Anstieg in Richtung 1000 USD zu rechnen ist. Damit sollte der Goldpreis ähnlich wie im Jahr 2007 verlaufen und erst nach einer typischen Konsolidierungsphase, die bis zum späten Sommer anhält, wieder steigen.

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Industriemetalle

Die Erklärung der G-20 führten zu einer Rallye an den Aktienmärkten und folglich auch bei den Industriemetallen. Der LMEX konnte um knapp 3% auf 1965 Punkte steigen, den höchsten Stand seit vier Monaten. In der Nacht lieferte der chinesische Einkaufsmanagerindex mit dem Anstieg über die Marke von 50 weitere positive Impulse. Angeführt wurde die Rallye von Blei, welches die Verluste vom Vortag mehr als wettmachen konnte und um 5,3% auf 1.285 USD je Tonne stieg. Kupfer erreichte zwischenzeitlich den höchsten Stand seit fünf Monten bei 4.187 USD je Tonne und ging mit einem Gewinn von 2,2% bei 4.150 USD je Tonne aus dem Handel.

Der unterdurchschnittliche Preisanstieg bei Kupfer kann ein Warnsignal sein, dass das Preispotenzial nahezu ausgereizt ist. Denn normalerweise gehört das Konjunkturbarometer Kupfer zu den Hauptnutznießern einer Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten. Als preisbelastend erwies sich der Anstieg der LME-Lagerbestände um 5.200 Tonnen. Heute eröffnet Kupfer sogar im Minus.

Aluminium konnte um 3,2% 1.430 USD je Tonne zulegen. Aufgrund der enttäuschenden Preisentwicklung und der Tatsache, dass der Großteil der Produktionskapazitäten derzeit weiterhin unprofitabel ist, besteht bei Aluminium großes Nachholpotenzial.

Das gleiche gilt für Nickel, welches gestern um 4,8% auf 10.600 USD je Tonne zulegen konnte. Die positive Stimmung an den Metallmärkten dürfte heute Nachmittag einem ernsten Test unterzogen werden, wenn die US-Arbeitsmarktdaten der durch das G20-Treffen ausgelösten Euphorie an den Finanzmärkten einen herben Dämpfer versetzen könnten.


Agrarrohstoffe:

Auch die Preise für die meisten Agrarrohstoffe konnten gestern begünstigt durch die Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten und den schwächeren US-Dollar deutlich zulegen. Der Sojabohnenpreis stieg auf das höchste Niveau seit zwei Monaten bis knapp unter 10 USD je Scheffel. Seit Wochenbeginn konnte der Sojabohnenpreis um 8% zulegen. Aktuelle Schätzungen aus China deuten auf eine weiterhin robuste Nachfrage hin. Einer Umfrage des Nationalen Getreide- und Ölinformationsdienstes zufolge dürfte China im April 4 Mio. Tonnen Sojabohnen importieren. Damit lägen die Einfuhren nur knapp unter dem Rekordbetrag von September 2008 mit 4,1 Mio. Tonnen.

Die Wirtschaftskrise hatte somit noch keine negativen Auswirkungen auf die Nachfrage nach Sojabohnen. Normalerweise sinkt in einer Wirtschaftskrise die Nachfrage nach Fleisch und damit auch der Bedarf an Futtermitteln. Nachfragestützend dürften sich vor allem die staatlichen Reservekäufe in China auswirken. Da gleichzeitig die Produktion in den USA in diesem Jahr weniger stark ausgeweitet wird und die Sojabohnenernte in Brasilien und Argentinien deutlich schwächer ausfällt, dürften die ohnehin niedrigen weltweiten Lagerbestände weiter zurückgehen. Wir sehen deshalb bei Sojabohnen weiteres Aufwärtspotenzial. Ein Anstieg über 10 USD ist nur eine Frage der Zeit.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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