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Rohstoffe und Edelmetalle

12.04.2005  |  Claus Vogt
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Die Theorie des Wirtschaftszyklus

Genau diese Frage haben sich auch einige überaus kluge Ökonomen gestellt, und folgendes geantwortet: Es muss irgend eine alle Unternehmer gleichermaßen in die Irre führende Größe geben, um dieses Rätsel lösen zu können; ein in alle Planungen gleichermaßen eingehendes Datum, welches das Potenzial besitzt, selbst kluge Leute systematisch in die Irre zu führen. Die Antwort lautet: Es ist der Zins.

Mit dieser Antwort ist uns der Übergang geglückt von Schumpeters deskriptivem Modell zu dem den Wirtschaftszyklus erklärenden Modell von Ludwig von Mises. Ludwig von Mises und auf seinen Erkenntnissen aufbauend Friedrich August von Hayek haben eine Theorie entwickelt, in der dem Zins eine herausragende Rolle zukommt.

Die Konsumenten planen ihre Ausgaben und ihre Ersparnisse und die Produzenten planen ihre Investitionen. Die zentrale Rolle für die gesamtwirtschaftliche Koordination dieser Pläne im Zeitablauf spielt der Zinssatz. Der Zinssatz ermöglicht die effiziente Abstimmung dieser unüberschaubaren Menge verschiedener Pläne. Eine effiziente Koordination kann selbstverständlich nur durch den Mechanismus freier Märkte erfolgen. Je unübersichtlicher und komplexer die Welt, desto dringender wird die Notwendigkeit des Marktmechanismus, um alle vorhandenen Informationen für die Preisfindung verarbeiten zu können. Dieser Zusammenhang gilt selbstverständlich nicht nur für Butter und Brot, sondern auch für den Preis des Geldes, den Zins.

Eingriffe in den Marktmechanismus führen bekanntlich zu systematisch falschen Signalen, die im Zeitablauf den Aufbau einer nicht tragfähigen Wirtschaftsstruktur bewirken. Eingriffe in den Markt für Geld führen also zu systematisch falschen Zinssignalen, die wiederum zu systematisch falschen Investitionsplänen führen und die Konsumenten zu systematisch falschen Sparquoten verleiten.


Die Rolle der Zentralbank

Heutzutage garantiert die Politik den Notenbanken eine geradezu unglaubliche Macht als zentrale Zins-Planungsbehörden, eine Macht, mit der sie in der Vergangenheit immer wieder überaus zerstörerische inflationäre Exzesse entfesselt haben. Genau so, wie Planungsbehörden in der Sowjetunion der Hybris erlagen, sie wüssten den "richtigen" Preis von Brot und Butter, tun unsere Notenbank-Bürokraten so, als wüssten sie den "richtigen" Preis des Geldes, also den Zins. Die Notenbanken manipulieren die Zinsen und stören dadurch die Koordination von Konsum- und Investitionsplänen. Sie sollen in geradezu göttlicher Weisheit bessere Zinssignale setzen als der freie Markt.

Vor diesem Hintergrund kann die eigentlich rundum peinliche und offensichtlich dumme Aussage des damaligen US-Finanzministers O’Neill als konsequent zu Ende gedacht bezeichnet werden. Er kommentierte eine Zinssenkung der US-Notenbank im Herbst des Jahres 2001 folgendermaßen: "Greenspan tut immer das Richtige." Und unser Bundesbankpräsident, Herr Axel Weber, sagte kürzlich: "Ich eifere dem Vorbild Alan Greenspan nach, aber ich sehe mich hier noch lange nicht am Ziel." Ich für meinen Teil kann da nur hoffen, dass Herr Weber sein Ziel möglichst weit verfehlen und uns in der Folge eine Welle der Geldentwertung oder eine erneute Währungsreform erspart bleiben werden.

Natürlich gibt es neben der Heerschar politisch motivierter Claqueure und der erstaunlich großen Gruppe überzeugter Inflationisten auch kritische Stimmen zu diesem Thema. Beispielsweise schrieb der eingangs erwähnte Jim Rogers Ende 2001 folgende Einschätzung der amerikanischen Geldpolitik: "History will judge him (Greenspan) one of the worst Central Bankers ever." (Greenspan wird als einer der schlechtesten Zentralbanker aller Zeiten in die Geschichte eingehen.) Roland Leuschel und ich verballhornten in unserem Buch "Das Greenspan Dossier" den Greenspan von der englischen Königin verliehenen Titel "Knight Commander of the British Empire" mit "King Cheerleader of Bubble Excesses".

Da der US-Notenbank noch immer die Rolle des Leithammels zukommt, spielt sie in meinen Überlegungen die Hauptrolle. Die anderen Akteure sind zumindest in den vergangenen Jahrzehnten lediglich gefällige Mitläufer gewesen, und es wird überaus spannend sein zu beobachten, wie sich dieses Gefüge in der Zukunft verändern mag. Da Alan Greenspan maßgeblich die Politik der US-Notenbank in den letzten fast 20 Jahren geprägt hat, fällt ihm die Hauptverantwortung für die meiner Meinung nach katastrophale Geldpolitik der letzten Jahre zu, deren Folgen erst in den kommenden Jahren wirksam und sichtbar werden.

Eine auch in deutscher Übersetzung erschienenen Biografie Greenspans beginnt mit folgendem Satz: "Wer hätte gedacht, dass ein Volkswirtschaftler es zum Superstar bringen würde, den beliebtesten Filmstars und Rockidolen der Welt ebenbürtig?"

Ja, allerdings. Wer hätte das gedacht! Wo doch Notenbanker früher, also vor der Apotheose Greenspans, sprichwörtliche Partypupser waren, deren Aufgabe darin bestand, die Bar zu schließen, noch bevor die meisten Gäste sinnlos betrunken waren. Nicht so Alan Greenspan. Schauen wir uns kurz an, was die Lichtgestalt unter den Bürokraten tatsächlich geleistet hat.

Sein Maßnahmenkatalog scheint ein sehr einfacher gewesen zu sein: Wann immer eine reale oder auch nur eine eingebildete Finanzkrise sich abzuzeichnen begann, hat er die Zinsen gesenkt und ungewöhnlich drastische Geld- und Kreditmengenausweitungen angeregt. Das ist die Formel seines "Erfolges": Geld und Kredit für jedermann! Die modernen Schuldenberge haben weltweit ein Ausmaß erreicht, das eine Rückbesinnung auf tragfähige Prinzipien des Wirtschaftens kaum noch möglich zu machen scheint.

Natürlich gab es in der Menschheitsgeschichte zahlreiche Versuche, die von Politikern gemachten Probleme mit der Gelddruckmaschine zu lösen. Erfolgreiche Beispiele dieser Vorgehensweise bietet die Geschichte allerdings leider nicht. Selbst ohne jedes theoretische Rüstzeug muss uns also schon die Kenntnis der Geschichtsbücher überaus skeptisch stimmen.


Exkurs: Wie entsteht Wohlstand?

Angesichts der beängstigenden Schuldenberge weltweit stellt sich hier die Frage, wie eigentlich Wohlstand entsteht. Am Anfang einer Wohlstand schaffenden Sequenz steht der Konsumverzicht, auch Sparen genannt. Das Ersparte wird investiert und die Investition ermöglicht die Produktion von mehr Gütern als bisher. Dieses Mehr an Gütern kann dann als zusätzlicher Konsum zur Verfügung stehen, oder zumindest teilweise erneut gespart werden. Über viele Generation angewendet führt dieser Mechanismus zur Schaffung breiten Wohlstands. Er ist es, der hinter dem wirtschaftlichen Aufstieg ganzer Nationen steht, und eine Abkehr von ihm begleitet ihren Niedergang.

Heute soll dieses bewährte Prinzip also nicht mehr gelten. Heutzutage sollen am Anfang der Wohlstandsschaffung die Gelddruckmaschine und ihre dunkle Rückseite, die Verschuldung stehen. Kann das tatsächlich möglich sein? Können wir Wohlstand schaffen, indem wir Geld drucken und Schulden machen? Die Antwort auf diese Frage mag sich jeder bitte selbst geben. Ich für meinen Teil bleibe jedenfalls bei der vielleicht altmodischen Variante der Wohlstandsschaffung und befürchte überall dort, wo dieser zugegebenermaßen oft mühsame Weg verlassen wird, unangenehme Konsequenzen.


Inflation

Und damit sind wir bei dem Thema Inflation angekommen. Es gibt 2 gängige Definitionen des Begriffs "Inflation".

  • Inflation ist der Anstieg der Geldmenge pro Produktionseinheit.
  • Inflation ist der Anstieg des Preisniveaus eines Warenkorbs

Die erste Definition ist der weitgehend in Vergessenheit geratene Klassiker, der tatsächlich zum Kern des Problems vordringt. Die zweite Definition ist die heutzutage gängige Variante, die nicht zum Kern des Problems vordringt, sondern lediglich ein ganz bestimmtes Symptom beschreibt. Damit verschleiert diese Definition ganz bewusst die Ursache von Preissteigerungen und öffnet Manipulationen Tür und Tor: Welche Preise werden gemessen? Wer misst sie? Mit welchen Methoden?

Die Defizite dieser heutzutage weitgehend akzeptierten Definition sind offensichtlich, die Vorteile der klassischen Definition ebenfalls.

Empirische Forschungen bestätigen übrigens den Zusammenhang zwischen wachsenden Geldmengen und steigenden Preisen. Aufgrund der hohen Komplexität moderner Volkswirtschaften ist dieser Zusammenhang aber kein einfacher, linearer, sondern ein hoch komplizierter und nur tendenziell gültiger.

Der renommierte Schweizer Professor Peter Bernholz hat in seinem 2003 erschienenen wirtschafts-historischen Buch "Monetary Regimes and Inflation" diesen Zusammenhang in aller Klarheit empirisch überprüft. Einige seiner Ergebnisse lauten wie folgt:

  • Das politische System tendiert dazu, Inflation zu favorisieren. Alle großen Inflationen wurden von Königen oder Regierungen verursacht."

  • "Alle überlieferten Hyperinflationen haben im 20. Jahrhundert stattgefunden, also unter willkürlichen Papiergeldsystemen mit der Ausnahme der Hyperinflation während der Französischen Revolution, als das französische Währungssystem ebenfalls auf einem Papiergeld-Standard basierte."

  • "Notwendige Bedingung zur Vermeidung von Inflation sind Währungssysteme, die den Herrschenden, Politikern und Regierungen die Hände binden."

  • "Hyperinflationen sind immer verursacht durch Defizite des Staatshaushalts, die überwiegend durch Geldschöpfung finanziert werden."

  • "Ein ständiger Fluss neuen Geldes in die Wirtschaft führt erst nach einer mehr oder weniger langen Zeit zu Inflation, wenn das alte Geld auch im Ausland verwendet wird."

Übrigens finden sich die meisten der von Bernholz aus der Historie abgeleiteten Schlussfolgerungen auch in den Schriften von Ludwig von Mises, dem großen Mann der Österreichischen Schule der Ökonomie. Insofern könnte man Bernholz Arbeit als empirische Überprüfung einiger Aussagen der Österreichischen Schule ansehen.

Bernholz nennt 29 Episoden der Hyperinflation. Angesichts der Fülle dieser Beispiele hat der zur Zeit weltweit verbreitete Glaube an die Vorzüge, ja Notwendigkeit ungedeckten Papiergeldes, das von Zentralbanken "gehütet" wird, geradezu etwas Religiöses. Man muss fest daran glauben, um nicht von der Macht der sinnlichen Wahrnehmung vom Gegenteil überzeugt zu werden oder wenigstens Zweifel zu hegen.




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