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Rohstoffe und Edelmetalle

12.04.2005  |  Claus Vogt
- Seite 3 -
Spekulationsblasen

Unter Verwendung der klassischen Definition des Begriffs "Inflation" müssen Preissteigerungen in den Bereichen, die nicht in dem amtlich zusammengestellten Warenkorb erfasst werden, natürlich ebenfalls als Symptome der Inflation erkannt werden. Beispielsweise gilt das für die ökonomisch nicht fundierten Preissteigerungen zahlreicher Aktienmärkte in den vergangenen 10 Jahren oder für die ökonomisch ebenfalls fragwürdigen Preissteigerungen zahlreicher Immobilienmärkte der letzten 5 Jahre. Kurz, Spekulationsblasen sind nichts anderes als ein Symptom der Inflation. Eine einfache Checkliste zum Erkennen von Spekulationsblasen sieht folgendermaßen aus:

  • Jahrelanger Aufwärtstrend, von "allen" akzeptiert und extrapoliert
  • Innovationen, welche die Phantasie der Spekulanten anregt
  • Spekulation auf Kredit ist weit verbreitet
  • Wirtschaftsboom in den betroffenen Sektoren
  • Sinkende Qualitätsstandards in den betroffenen Sektoren
  • Duldung oder sogar Förderung durch offizielle Institutionen (z. B. Notenbanken)
  • Deutliche Geld- und Kreditmengensteigerungen

Der letzte Punkt ist übrigens der wichtigste. Geld- und Kreditmengensteigerungen sind die notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die Entstehung von Spekulationsblasen.

Anhand dieser Liste wird es einfach, das Geschehen an den verschiedenen Märkten richtig einzuordnen. Wir kommen mit Hilfe der hier aufgeführten Merkmale zu dem Ergebnis, dass am US-Aktienmarkt noch immer eine deutlich ausgeprägte Spekulationsblase vorliegt, eine Echoblase. Auch zahlreiche Immobilienmärkte, insbesondere in den USA und in Großbritannien, aber auch in Irland, Spanien und Australien müssen als Spekulationsblasen eingeordnet werden. Selbst zahlreiche Rentenmärkte weisen eine zumindest nachdenklich stimmende große Übereinstimmung mit der Checkliste auf.

Eindeutig keine typischen Merkmale von Spekulationsblasen zeigen hingegen die Rohstoff- und Edelmetallmärkte. Hier befinden wir uns in normalen, tragfähigen Aufwärtstrends, die (noch) weit entfernt sind von großen spekulativen Exzessen. Auch die viele Jahre lang gebeutelte japanische Börse und der ebenso unter die Räder gekommene japanische Immobilienmarkt erscheinen anhand dieser Liste zumindest nicht als unattraktiv.


Ein geldpolitischer Rückblick

Wie wir gesehen haben, sind Geld- und Kreditmengensteigerungen die wichtigste Voraussetzung dafür, dass irgendwo Preise zu steigen beginnen. Manchmal münden diese Preissteigerungen in große Spekulationsblasen, die dem Anleger durchaus Chancen bieten, auch wenn ihre gesamtwirtschaftliche Wirkung längerfristig sehr zerstörerisch und nicht gerade wünschenswert ist. Da die Notenbanken letztendlich für Geld- und Kreditmengensteigerungen verantwortlich zeichnen, müssen wir uns an dieser Stelle fragen, ob wir auch in Zukunft mit einer ähnlich expansiven Geldpolitik rechnen müssen, wie wir sie weltweit während der vergangenen Dekade erlebten. Während dieser von Greenspan geprägten Jahre haben wir eine regelrechte Liquiditätsschwemme gesehen. Sobald sich irgendwo eine echte oder auch nur eine eingebildete Krise zeigte, löste das bei der Greenspan Fed einen Pawlow’schen Reflex aus: Zinsen senken und Liquidität bereitstellen. Die langfristigen Folgen spielten dabei offensichtlich keine Rolle.

Zunächst führte das zur vermutlich größten Aktienblase aller Zeiten, aus der in den Jahren 2000 bis 2003 die heiße Luft zu entweichen begann. Dieser notwendige Bereinigungsprozess hatte kaum begonnen, als Greenspan im Januar 2001 mit einer schnellen Folge von Zinssenkungen ein geradezu explosionsartiges Geldmengenwachstum anstieß.

Ergebnis: Am Aktienmarkt bildete sich eine Echoblase, die klassischen Kennzahlen fundamentaler Bewertung befinden sich auf Niveaus, die mit denen des Jahres 1929 mithalten können. Und bei den Wohnimmobilien kann ebenfalls getrost von einer Spekulationsblase gesprochen werden.


Auch diese Blasen werden platzen

Wie alle Blasen werden auch diese Blasen platzen und vermutlich eine Rezession auslösen. Die Notenbank hat begonnen, die Zinsen anzuheben. Wie üblich werden steigende Zinsen die Nadel sein, die die existierenden Blasen zum Platzen bringen wird. Übrigens scheint auch der Großmeister der Gelddruckmaschine selbst mit allem zu rechnen:

"Yet history cautions that people experiencing long periods of relative stability are prone to excess. We must thus remain vigilant against complacency, especially since several important economic challenges confront policymakers in the years ahead."
(Die Geschichte warnt uns jedoch, dass Menschen nach lang anhaltenden Zeiten relativer Stabilität anfällig für Exzesse werden. Wir müssen wachsam bleiben gegenüber Selbstgefälligkeit, insbesondere da die politischen Entscheidungsträger in den kommenden Jahren gleich mehreren wichtigen ökonomischen Herausforderungen ins Auge sehen müssen.)

Ob Greenspan bei dieser düsteren Prognose an die unserer Meinung nach sehr unangenehmen Folgen seiner Geldpolitik gedacht haben mag? Noch wurde uns die Rechnung für die in der Ära Greenspan aufgeblasenen Spekulationsblasen nicht präsentiert. Aber aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben. Das weiß natürlich auch der mächtigste Geldpolitiker der Welt.


Deflation?

Und dann? Wie wird es danach weitergehen? Werden die deflationären Megabären dann ihren Tag an Sonne erleben?

Ich halte die Wahrscheinlichkeit eines deflationären Kollapses in Zeiten ungedeckter Währungen für überaus gering. Denn die Notenbanken verfügen über die Macht und das Instrumentarium beliebig viel neues Geld zu schaffen. Der Leithammel unter den Notenbanken, die amerikanische Fed, hat in den vergangenen Jahren keinerlei Zweifel daran gelassen, auch in Zukunft die sprichwörtliche Gelddruckmaschine heiß laufen zu lassen, egal was da komme.


Inflation!
Erinnern Sie sich noch an Ben Bernanke, den US-Notenbanker? Als ausgewiesener Inflationist trieb er uns bereits Ende 2002 den Angstschweiß auf die Stirn mit seinen geldpolitischen Äußerungen. Er sagte damals: "Aber die US-Regierung verfügt über eine Technologie, genannt Druckerpresse (...), die es ihr gestattet, ohne Kosten so viele US-Dollars zu produzieren, wie sie will. (...) Natürlich wird die US-Regierung nicht beginnen, Geld zu drucken, um es beliebig zu verteilen (Helikopter-Geld genannt, Anm. Berliner Effektenbank), obwohl es, wie wir später sehen werden, praktische geldpolitische Maßnahmen gibt, die diesem Verhalten nahe kommen."

Während freiheitsliebende Menschen ob dieser starken Staatsworte das blanke Entsetzen packt, sehen Politiker darin offensichtlich nur eine erfreuliche und deutliche Anbiederei, die den Sender der Botschaft für höhere bürokratische Weihen empfiehlt. Jedenfalls wird Bernanke demnächst den Vorsitz des President’s Council of Economic Advisors übernehmen. Ich sehe darin einen Hinweis darauf, dass Bernanke - so er den Mächtigen im Weißen Haus auch in seiner neuen Funktion zu gefallen weiß, und wer möchte daran zweifeln - die Nachfolge von Alan Greenspan als Notenbankpräsident antreten wird. Damit zerstreuen sich eventuell gehegte Hoffnungen auf eine geldpolitische Wende zum Besseren nach der Ära Greenspan.


Helikopter-Geld

Das Bild dieses hübschen Hubschraubers, das Symbol für eine inflationäre Geldpolitik, habe ich übrigens einer Studie der Federal Reserve Bank of Dallas entnommen. Es handelt sich dabei um eine von mehreren Studien der US-Notenbank, in denen sich die Autoren ausgiebig über unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen ausgelassen haben, mit deren Umsetzung wir in den kommenden Jahren rechnen müssen.

Ich sehe jedenfalls keinerlei Gründe den klar ausgesprochenen Absichtserklärungen der verantwortlichen Notenbanker keinen Glauben zu schenken. Ganz im Gegenteil, ich nehme diese Leute sehr ernst, zumal sie lediglich in ein schwaches politisches System eingebundene Bürokraten sind, über das der Hedge-Fund-Manager Bill Fleckenstein folgenden Merksatz ausgesprochen hat:

"In a social democracy with fiat currency, all roads lead to inflation."
("In einem demokratischen Wohlfahrtsstaat führen alle Wege in die Inflation.")


Fazit

  • Wir müssen auch in Zukunft mit einer Fortsetzung bzw. einer Steigerung der geldpolitischen Exzesse rechnen.
  • In Kombination mit weltweit unseriösen Fiskalpolitiken wird der Weg für zukünftige Preissteigerungen geebnet.
  • Nach Aktien und Immobilien dürften Rohstoffe und Edelmetalle die Bereiche zukünftiger Preissteigerungen sein.

Warum? Das Wissen über die verheerenden Folgen inflationärer Geldpolitik wird sich meiner Meinung nach in den kommenden Jahren aufgrund der sichtbaren Preissteigerungen mehr und mehr herumsprechen. Der alte Gedanke, ein Vermögen gegen Inflation und vor dem Staat schützen zu müssen, wird eine Renaissance erleben. Und die Umsetzung dieses Gedankens wird eine Flucht in reale Vermögenswerte, in Rohstoffe und Edelmetalle auslösen.

Die zahlreichen zusätzlichen Gründe für eine langfristige Fortsetzung der noch jungen Rohstoff- und Edelmetall-Hausse, die in meiner rein geldpolitischen Betrachtung keine Rolle spielen durften, werden Ihnen sicherlich die noch folgenden Redner präsentieren.


© Claus Vogt



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