China-BIP wirft Rohstoffe nicht aus der Bahn
17.04.2009 | Eugen Weinberg
Energie
Der Mai-Kontrakt von WTI handelt seit einer Woche um die Marke von 50 USD je Barrel und wir gehen davon aus, dass dies anhalten wird, wobei die Ölpreise in den kommenden Woche in einer Preisspanne zwischen 45 USD und 55 USD je Barrel handeln sollten. Die Preise blieben konstant, obwohl die führenden Agenturen seit einer Woche ihre Prognosen für die Ölnachfrage aufgrund der verschlechterten wirtschaftlichen Aussichten nach unten revidiert haben. Dies hat nicht den zu erwartenden negativen Einfluss auf die Preise gehabt, weil offensichtlich diese Revisionen bereits größenteils erwartet und ausreichend eskomptiert worden waren.
Gestern erhielten die Ölpreise trotz eines stärkeren US-Dollar Unterstützung durch den Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA, welcher ein mögliche Verlangsamung des Konjunkturabschwungs in den USA signalisiert. Zusätzlich wurde berichtet, dass die Industrieproduktion in China im März gegenüber den ersten beiden Monaten wieder stärker gestiegen ist. Offensichtlich zeigt das Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung erste Wirkungen. Die chinesische Wirtschaft verzeichnete im 1. Quartal das geringste Wachstum seit Beginn der Aufzeichungen 1992. Das BIP-Wachstum des zweitgrößten Ölverbrauchers weltweit mit einem Marktanteil von ca.10% betrug dennoch beachtliche 6,1%. Dies dürfte den Nachfragerückgang weltweit stark relativieren.
Die US-Erdgaspreise sind weiter unter Druck geraten und notieren auf dem niedrigsten Stand seit September 2002. Die gestriegen US-Lagerbestandsdaten lagen zwar im etwa der Rahmen der Erwartungen. Allerdings liegen diese insgesamt 34% höher als vor einem Jahr.
Edelmetalle
Der Goldpreis fiel bis auf 875 USD je Feinunze und liegt damit nur noch knapp über dem 3-Monatstief von Anfang April. Von den wesentlichen Einflussfaktoren spricht derzeit wenig für eine Rallye. Nach den am Mittwoch veröffentlichten US Verbraucherpreisen scheinen die Investoren zu realisieren, dass die Inflation derzeit noch keine Gefahr darstellt. Auch in der Eurozone ist die Inflationsrate gefallen. Dies und der Rückgang der Industrieproduktion in der Eurozone im Februar um 18,4% im Vorjahresvergleich spricht dafür, dass die EZB die geldpolitischen Zügel noch weiter lockern wird. Der US Dollar setzte deshalb seine Erholung gegenüber dem Euro fort, was ebenfalls für den Goldpreis negativ ist.
Auch die Aktienmärkte können weiter zulegen, was auf eine sinkende Risikoaversion hindeutet. Die Goldbestände beim SPDR Gold Trust sanken gestern deshalb um 8,25 auf 1.119,4 Tonnen. Dies ist der stärkste Rückgang in diesem Jahr. Zwar spricht eine wahrscheinliche Belebung der Goldschmucknachfrage bei den Preisen unter 900 USD gegen einen deutlichen Preisrückgang. Erste Anzeichen hierfür gibt es bereits. Seit Anfang April stiegen die indischen Goldimporte auf 10 Tonnen, nachdem sie in den beiden Monaten zuvor nahe null lagen. Dennoch gehen wir jetzt noch davon aus, dass der Goldpreis in den kommenden Monaten unter 800 USD fallen wird, bevor er zum Jahresende wieder stark zulegen dürfte.
Industriemetalle
Das Wirtschaftswachstum in China hat sich im ersten Quartal auf 6,1% gegenüber dem Vorjahr verlangsamt. Das ist der niedrigste BIP-Zuwachs seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang der 90er Jahre. Die jüngsten Daten zur Industrie deuten aber bereits wieder auf eine anziehende Konjunkturdynamik hin. Die BIP-Zahlen hatten deshalb keine negativen Auswirkungen auf die Industriemetalle.
Nickel hat sich im Zuge der Rallye an den Metallmärkten seit Anfang der Woche um 15% auf 12.700 USD je Tonne verteuert, den höchsten Stand seit Anfang Januar. Zusätzlichen Auftrieb gaben Nachrichten der International Nickel Study Group, wonach der weltweite Nickelverbrauch im Februar erstmals seit acht Monaten wieder gestiegen ist, auch wenn er mit 86.400 Tonnen noch immer knapp 20 Tsd. Tonnen unter der weltweiten Nickelproduktion lag. Wie das chinesische Researchunternehmen Antaike berichtet, hätten private Unternehmen im ersten Quartal zwischen 40 und 50 Tsd Tonnen Nickel gekauft, was 40% der chinesischen Nachfrage entsprechen würde. Aufgrund des noch immer sehr niedrigen Preisniveaus, welches die Produktion vielerorts unprofitabel macht und daher zu weiteren Produktionskürzungen führen dürfte, sehen wir bei Nickel weiteres Aufwärtspotenzial.
So hat der brasilianische Bergbaukonzern Vale angekündigt, den Start des Onca Puma Nickelprojekts in Brasilien um mindestens ein Jahr zu verschieben und die Sudbury Nickelmine in Kanada für acht Wochen zu schließen. Allerdings soll die weltweite Edelstahlproduktion nach Angaben des Bureau of International Recycling in diesem Jahr nochmals um 15-20 Prozent zurückgehen. Die schwache Nachfrage dieses Sektors, welcher normalerweise 70% der Gesamtnachfrage stellt, dürfte einem kräftigen Preisanstieg weiterhin entgegenstehen.
Agrarrohstoffe:
Die Sojabohnenpreise können am Morgen auf 10,65 USD je Scheffel steigen, den höchsten Stand seit sechs Monaten. Die vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichten wöchentlichen Exportzahlen deuten auf eine anhaltend robuste Sojabohnennachfrage aus China hin. Die US-Sojabohnenexporte stiegen in der vergangenen Woche auf 808,3 Tsd. Tonnen. Dazu revidierte die Getreidebörse Buenos Aires ihre Prognose für die argentinische Sojabohnenernte nochmals um 2,4 Mio. auf 37 Mio. Tonnen noch unten.
Während Sojabohnen seit Ende März um 17% steigen konnten, ist Mais um 6% auf ein Monatstief von 3,84 USD je Scheffel gefallen, obwohl die Maisexporte mit 879 Tsd. Tonnen ebenfalls robust ausfielen. Diese ungewöhnliche Entwicklung dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Investoren derzeit von Mais auf Sojabohnen umsteigen. Wir glauben nicht, dass diese Tendenz dauerhaft sein wird. Denn aufgrund der gegensätzlichen Preisentwicklung könnten die Bauern ihre Anbaupläne ändern und anstelle von Mais Sojabohnen anbauen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Mai-Kontrakt von WTI handelt seit einer Woche um die Marke von 50 USD je Barrel und wir gehen davon aus, dass dies anhalten wird, wobei die Ölpreise in den kommenden Woche in einer Preisspanne zwischen 45 USD und 55 USD je Barrel handeln sollten. Die Preise blieben konstant, obwohl die führenden Agenturen seit einer Woche ihre Prognosen für die Ölnachfrage aufgrund der verschlechterten wirtschaftlichen Aussichten nach unten revidiert haben. Dies hat nicht den zu erwartenden negativen Einfluss auf die Preise gehabt, weil offensichtlich diese Revisionen bereits größenteils erwartet und ausreichend eskomptiert worden waren.
Gestern erhielten die Ölpreise trotz eines stärkeren US-Dollar Unterstützung durch den Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA, welcher ein mögliche Verlangsamung des Konjunkturabschwungs in den USA signalisiert. Zusätzlich wurde berichtet, dass die Industrieproduktion in China im März gegenüber den ersten beiden Monaten wieder stärker gestiegen ist. Offensichtlich zeigt das Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung erste Wirkungen. Die chinesische Wirtschaft verzeichnete im 1. Quartal das geringste Wachstum seit Beginn der Aufzeichungen 1992. Das BIP-Wachstum des zweitgrößten Ölverbrauchers weltweit mit einem Marktanteil von ca.10% betrug dennoch beachtliche 6,1%. Dies dürfte den Nachfragerückgang weltweit stark relativieren.
Die US-Erdgaspreise sind weiter unter Druck geraten und notieren auf dem niedrigsten Stand seit September 2002. Die gestriegen US-Lagerbestandsdaten lagen zwar im etwa der Rahmen der Erwartungen. Allerdings liegen diese insgesamt 34% höher als vor einem Jahr.
Edelmetalle
Der Goldpreis fiel bis auf 875 USD je Feinunze und liegt damit nur noch knapp über dem 3-Monatstief von Anfang April. Von den wesentlichen Einflussfaktoren spricht derzeit wenig für eine Rallye. Nach den am Mittwoch veröffentlichten US Verbraucherpreisen scheinen die Investoren zu realisieren, dass die Inflation derzeit noch keine Gefahr darstellt. Auch in der Eurozone ist die Inflationsrate gefallen. Dies und der Rückgang der Industrieproduktion in der Eurozone im Februar um 18,4% im Vorjahresvergleich spricht dafür, dass die EZB die geldpolitischen Zügel noch weiter lockern wird. Der US Dollar setzte deshalb seine Erholung gegenüber dem Euro fort, was ebenfalls für den Goldpreis negativ ist.
Auch die Aktienmärkte können weiter zulegen, was auf eine sinkende Risikoaversion hindeutet. Die Goldbestände beim SPDR Gold Trust sanken gestern deshalb um 8,25 auf 1.119,4 Tonnen. Dies ist der stärkste Rückgang in diesem Jahr. Zwar spricht eine wahrscheinliche Belebung der Goldschmucknachfrage bei den Preisen unter 900 USD gegen einen deutlichen Preisrückgang. Erste Anzeichen hierfür gibt es bereits. Seit Anfang April stiegen die indischen Goldimporte auf 10 Tonnen, nachdem sie in den beiden Monaten zuvor nahe null lagen. Dennoch gehen wir jetzt noch davon aus, dass der Goldpreis in den kommenden Monaten unter 800 USD fallen wird, bevor er zum Jahresende wieder stark zulegen dürfte.
Industriemetalle
Das Wirtschaftswachstum in China hat sich im ersten Quartal auf 6,1% gegenüber dem Vorjahr verlangsamt. Das ist der niedrigste BIP-Zuwachs seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang der 90er Jahre. Die jüngsten Daten zur Industrie deuten aber bereits wieder auf eine anziehende Konjunkturdynamik hin. Die BIP-Zahlen hatten deshalb keine negativen Auswirkungen auf die Industriemetalle.
Nickel hat sich im Zuge der Rallye an den Metallmärkten seit Anfang der Woche um 15% auf 12.700 USD je Tonne verteuert, den höchsten Stand seit Anfang Januar. Zusätzlichen Auftrieb gaben Nachrichten der International Nickel Study Group, wonach der weltweite Nickelverbrauch im Februar erstmals seit acht Monaten wieder gestiegen ist, auch wenn er mit 86.400 Tonnen noch immer knapp 20 Tsd. Tonnen unter der weltweiten Nickelproduktion lag. Wie das chinesische Researchunternehmen Antaike berichtet, hätten private Unternehmen im ersten Quartal zwischen 40 und 50 Tsd Tonnen Nickel gekauft, was 40% der chinesischen Nachfrage entsprechen würde. Aufgrund des noch immer sehr niedrigen Preisniveaus, welches die Produktion vielerorts unprofitabel macht und daher zu weiteren Produktionskürzungen führen dürfte, sehen wir bei Nickel weiteres Aufwärtspotenzial.
So hat der brasilianische Bergbaukonzern Vale angekündigt, den Start des Onca Puma Nickelprojekts in Brasilien um mindestens ein Jahr zu verschieben und die Sudbury Nickelmine in Kanada für acht Wochen zu schließen. Allerdings soll die weltweite Edelstahlproduktion nach Angaben des Bureau of International Recycling in diesem Jahr nochmals um 15-20 Prozent zurückgehen. Die schwache Nachfrage dieses Sektors, welcher normalerweise 70% der Gesamtnachfrage stellt, dürfte einem kräftigen Preisanstieg weiterhin entgegenstehen.
Agrarrohstoffe:
Die Sojabohnenpreise können am Morgen auf 10,65 USD je Scheffel steigen, den höchsten Stand seit sechs Monaten. Die vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichten wöchentlichen Exportzahlen deuten auf eine anhaltend robuste Sojabohnennachfrage aus China hin. Die US-Sojabohnenexporte stiegen in der vergangenen Woche auf 808,3 Tsd. Tonnen. Dazu revidierte die Getreidebörse Buenos Aires ihre Prognose für die argentinische Sojabohnenernte nochmals um 2,4 Mio. auf 37 Mio. Tonnen noch unten.
Während Sojabohnen seit Ende März um 17% steigen konnten, ist Mais um 6% auf ein Monatstief von 3,84 USD je Scheffel gefallen, obwohl die Maisexporte mit 879 Tsd. Tonnen ebenfalls robust ausfielen. Diese ungewöhnliche Entwicklung dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Investoren derzeit von Mais auf Sojabohnen umsteigen. Wir glauben nicht, dass diese Tendenz dauerhaft sein wird. Denn aufgrund der gegensätzlichen Preisentwicklung könnten die Bauern ihre Anbaupläne ändern und anstelle von Mais Sojabohnen anbauen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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