Über Diversifizierung
21.04.2009 | Dr. Jürgen Müller
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Das "Aber" liest sich wie folgt: Ca. 3/4 der Deutschen leben in Miete, stellen also klar die demokratische Mehrheit, auf die jeder Politiker nicht nur mit einem Auge schielt (die Gesetzgebung der letzten Jahre zur fortschreitenden juristischen Stärkung dieser Majorität spricht für sich). In einer Notlage könnte es also sein, dass z.B. Mieten vom Staat festgelegt würden. Sinken dann zudem die Immobilienpreise weiter aufgrund steigenden Angebotes von zahlungsunfähigen Schuldnern, kann die Bank irgendwann (speziell bei hoher Beleihung der Objekte) höhere Sicherheiten nachfordern (das Nachfordern von neuen Sicherheiten bzw. Margins kostete ja auch z.B. den Hunt-Brüdern in den 80ern Ihr Vermögen). 1948 wurden Immobilienbesitzer zudem mit Zwangsanleihen bedacht, durften ihren Besitz also de facto nochmals in neuer Währung abbezahlen. Eine grundsätzliche Fragestellung könnte also lauten: Wenn die Edelmetalle nur halbwegs so steigen wie prognostiziert, und durch die derzeit beginnende Weltwirtschaftskrise die Immobilienpreise vermutlich noch weiter sinken werden, warum sollte man dann jetzt das Risiko einer Verschuldung eingehen, wenn man in ein paar Jahre kreditfrei Wohneigentum mit ein paar Unzen Gold oder Silber erwerben kann? Die Geschichte der Weimarer Hyperinflation und der Währungsreform 1948 lehrt uns zudem folgendes:
- 1922 wurden Höchstmieten vom Staat festgelegt (1921 und 1922 lagen die Mieten nur noch auf 1/30 bis 1/40 des Vorkriegsniveaus). Die dadurch entstandene Unwirtschaftlichkeit der Immobilien ließ die Preise weiter fallen.
- In Berlin wurden Gewinne aus dem Verkauf von vor dem 1.4.1920 erworbenen Grundstücken mit einer 30% Wertzuwachssteuer belegt.
- Hinzu kam eine "Geldentwertungsausgleichssteuer" für bebaute Grundstücke (Vorläufer der heutigen Grundsteuer)
- Im Juli 1924 bewegten sich die Häuserpreise auf 1/8 bis 1/10 der Vorkriegswerte.
- Mitte der 1930er bis in die 50er Jahre hinein waren Mietpreise eingefroren (bei der Währungsreform 1948 wurden die Mieten 1:1 Reichsmark in DM umgestellt)
- Zur Zahlung des Lastenausgleiches 1952 wurde für "Schuldengewinner" eine Hypothekengewinnabgabe eingeführt
Sicherlich ist dieses historische Bild nur sehr grob und der Autor ist alles andere als ein Immobilienexperte. Es zeigt jedoch sicherlich, dass der Staat in der Vergangenheit in Krisenzeit stark in den Immobilienmarkt regulierend und stets zu Lasten der Besitzer eingegriffen hat.
Eine weitere Möglichkeit der Diversifikation bieten z.B. Schiffsbeteiligung: Ein Sachwert, der natürlich nie gänzlich wertlos werden kann und in den letzten Jahren eines boomenden Welthandels stark nachgefragt war. Frachtraten stiegen, Zinskosten konnten steuerlich abgesetzt werden. Heute höre ich von einem Geschäftspartner, dass Beteiligungen nur mehr mit 50% des Investitionswertes gehandelt werden und er seine Beteiligungen gar nicht mehr verkaufen könne. Treten die Folgen von "Peak-Cheap-Oil" nur halbwegs so ein wie prognostiziert, müssen sich die Entwicklungen der Globalisierung in den kommenden Jahrzehnten zwangsweise partiell und Schritt für Schritt wieder umkehren. Ich sage nicht, dass das Öl ausgeht, sondern nur, dass das billige Öl ausgeht. Zudem ist in den letzten Jahren mehr und mehr festzustellen, dass bei der Ölförderung das Verhältnis "gewonnener Energie zu investierter Energie" immer schlechter wird. Im Grunde ist diese Messzahl natürlich noch weitaus wichtiger als die absolute Menge an gefördertem Öl. Diese ist seit einigen Jahren konstant bei ca. 75 Millionen Barrel pro Tag Weltförderung ("Plateau-Oil").
Abb.1: Ölförderung 1930 - heute; Verhältnis Gewonnener zu investierter Energie
(Quellen: Chris Martenson, Peter Boehringer)
Anhand von zwei Bildern kann man sich diesen Zusammenhang sehr gut vor Augen führen: