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Der "Öllpreis" wird morgen um 5% steigen

21.04.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Mai-Kontrakt von WTI fiel gestern um 9% und handelt aktuell bei 45,50 USD je Barrel. Dadurch, dass heute die Umstellung auf den Juni-Kontrakt erfolgt, sind um den Ablauftermin schwächere Preise zu erwarten, so dass sich der Preisrückgang heute fortsetzt. Es ist wahrscheinlich, dass mit dem heutigen Auslaufen des Mai-Kontrakts ein Sprung des nächstfälligen Ölpreises um 2 bis 3 USD zu verzeichnen sein wird, weil der Juni-Kontrakt, welcher morgen nächstfällig wird, momentan bei 48 USD handelt. Allerdings hat sich gestern die gesamte Terminkurve parallel nach unten verschoben. Die allgemeine Preisschwäche lässt sich auf die Aufwertung des US Dollar und den Abverkauf an den Aktienmärkten zurückführen.

Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet nicht, dass die OPEC die Ölproduktion bei der nächsten Sitzung Ende Mai nochmals senkt. Die IEA, welche einen Rückgang der weltweiten Ölnachfrage in diesem Jahr um 2,4 Mio. Barrel pro Tag prognostiziert, erwartet eine Erholung der Ölnachfrage erst im nächsten Jahr. Von daher würde auch eine Produktionskürzung nicht zu höheren Ölpreisen führen. Wir denken dagegen, dass die bisherigen Produktionskürzungen ausreichen werden, den Ölmarkt im Jahresverlauf hinreichend zu verknappen, damit die Lagerbestände zurückgehen und die Ölpreise bis zum Jahresende auf 70 USD steigen.

Für die Vereinigten Arabischen Emirate sind die derzeitigen Ölpreise um 50 USD ausreichend, um mit den Investitionsprojekten fortzufahren. Dies steht im Gegensatz zu zahlreichen Warnungen, dass aufgrund des niedrigen Ölpreisniveaus Investitionen in neue Förderprojekte unterbleiben und somit in der Zukunft eine Ölknappheit droht.


Edelmetalle

Der Goldpreis kann bis auf 890 USD je Feinunze steigen. Sorgen vor einer länger anhaltenden Rezession und weiteren Rückstellungen im Bankensektor führten zu kräftigen Kursverlusten an den Aktienmärkten und einem Anstieg der Risikoaversion. In einem derartigen Umfeld ist Gold als sicherer Hafen wieder gefragt, so dass selbst der festere US-Dollar kein Belastungsfaktor darstellte.

Die Goldbestände von SPDR Gold Trust blieben gestern unverändert bei 1.106 Tonnen, nachdem sie Ende vergangener Woche um mehr als 20 Tonnen zurückgegangen waren. Händler in Asien berichten zudem von einer robusten Goldnachfrage vor allem aus Indien im Vorfeld des religiösen Feiertages Akshaya Tritiya am 27. April. Dies fällt deswegen so stark ins Gewicht, weil die Goldhändler und Schmuckhersteller ihre Lagerbestände in den vergangenen Monaten weitestgehend abgebaut haben. Die Preisaufschläge, welche in Hongkong für Goldbarren gezahlt werden, stiegen auf 80 US-Cents je Feinunze, den höchsten Stand seit vier Monaten. Allerdings droht dem Goldpreis ein Rückschlag, sobald der o.g. Feiertag vorüber ist und die dadurch bedingte Nachfrage nach Gold entfällt.


Industriemetalle

Der Aluminiumpreis hat nur unterdurchschnittlich vom jüngsten Anstieg der Industriemetalle profitieren können. Dies erklärt, warum Aluminium in der gestrigen Korrektur "nur" drei Prozent auf 1.440 USD je Tonne verloren hat. Die weltweite Aluminiumproduktion ohne China betrug im März nach Angaben des Internationalen Aluminiuminstituts (IAI) 2,021 Mio. Tonnen. Sie lag damit 7% niedriger als vor einem Jahr. In den ersten drei Monaten wurden außerhalb Chinas knapp 6 Mio. Tonnen Primäraluminium produziert, das sind 6,4% weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Für China, welches etwa ein Drittel der weltweiten Produktion stellt, liegen noch keine Daten für März vor. Bis Februar haben die Produzenten in China ihre Produktion jedoch deutlich stärker gedrosselt. In den ersten beiden Monaten lag die chinesische Aluminiumproduktion bereits 14,5% unter dem Vorjahresniveau bei 1,764 Mio. Tonnen. Das Beratungsunternehmen CRU schätzt, dass in China Produktionskapazitäten von bis zu 3 Mio. Tonnen pro Jahr wieder in Betrieb genommen werden könnten, wenn die Nachfrage wieder anzieht. Dies könnte einer Preiserholung Grenzen setzen.

Allerdings könnte es in den kommenden Monaten in China auch zu weiteren Produktionskürzungen kommen, welche das Angebot verknappen und die Preise somit stützen sollten. So wollen die fünf größten staatlichen Stromerzeuger Chinas die Strompreise erhöhen. Dadurch würden die Kosten der Aluminiumproduktion weiter nach oben getrieben, welche bei den aktuellen Marktpreisen schon jetzt vielfach nicht mehr kostendeckend ist. Alles in allem sind die Preisaussichten bei Aluminium somit gemischt.

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Agrarrohstoffe:

Die Kakaolieferungen, welche zum Export in die Häfen der Elfenbeinküste gebracht werden, liegen im laufenden Erntejahr noch immer deutlich unter dem Vorjahresniveau. Seit Beginn des Erntejahres im Oktober wurden bislang 911 Tsd. Tonnen Kakao zum Export in die Häfen geliefert, das sind 15% weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Der Vorsitzende der Kakaovereinigung der Elfenbeinküste rechnet für das Erntejahr 2008/09 mit einem Exportvolumen zwischen 1,1 und 1,2 Mio. Tonnen, wobei lediglich 1 Mio. Tonnen aus der Produktion stammen sollen. Dies würde einem Produktionsrückgang um 26% gegenüber dem Vorjahr entsprechen.

Auch wenn die Kakaonachfrage aufgrund der Wirtschaftskrise etwas zurückgehen dürfte – die Kakaoverarbeiter in Nordamerika und Europa meldeten im ersten Quartal einen Rückgang des Mahlvolumens um 13% bzw. 11% gegenüber dem Vorjahr - wird dies nicht ausreichen, den Produktionsrückgang in der Elfenbeinküste auszugleichen. Diese stellt immerhin 40% der weltweiten Kakaoproduktion und ist damit der mit Abstand wichtigste Kakaoproduzent weltweit. Der Kakaomarkt dürfte somit auch in diesem Jahr ein Angebotsdefizit ausweisen, was sich weiterhin unterstützend auf den Kakaopreis auswirken sollte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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