Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Euro legt zu, deutsche Daten klasse! - EZB senkt um 0,25% - Stresstest "in line"

08.05.2009  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.15 Uhr) bei 1.3395, nachdem in Fernost Tiefstkurse bei 1.3245 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 99.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.80, während EUR-CHF bei 1.5125 oszilliert. EUR-GBP konnte sich gleichfalls deutlich befestigen und beginnt den europäischen Morgen bei 0.8920.

Die Zinsentscheidung als auch die weiteren Maßnahmen der EZB und die Pressekonferenz im Nachgang der Entscheidung wirkten sich für den Euro unterstützend aus.

Die EZB hat erwartungsgemäß den Leitzins um 0,25% auf nun 1,00% gesenkt. Bei der Entscheidung habe die EZB laut Herrn Trichet die gedämpfte Preisentwicklung berücksichtigt. Die Weltwirtschaft befände sich in einem ernsten Abwärtstrend. Die Nachfrage würde sich 2010 erholen und von den Konjunkturprogrammen profitieren. Im laufenden Jahr würden die wirtschaftlichen Entwicklungen wohl schwach bleiben. Mittelfristige Inflationserwartungen blieben fest verankert. Insgesamt sind erste zarte Andeutungen von Stabilisierung der Konjunkturlage in der Verbalakrobatik der EZB erkennbar. Das wurde vom Markt honoriert.

Neben der Zinssenkung hat die EZB das Laufzeitfenster der Repos bis auf 12 Monate ausgeweitet und ein 12-Monatstender mit Festzins und unbegrenztem Volumen angekündigt. Diese Maßnahme wird die Funktionsfähigkeit der Geldmärkte als auch die Kreditintermediation deutlich verbessern.

Darüber hinaus wird die EZB "Coverd Bonds" in einem Volumen von bis zu 60 Mrd. Euro am Markt zur Stabilisierung dieses Kapitalmarktsegments erwerben. Einigen der insbesondere angelsächsischen Kollegen reicht dieses Volumen nicht. Wir nehmen diese unbescheidene Sichtweise der britischen Kollegen mit der notwendigen Reserviertheit kritisch zur Kenntnis und erlauben uns festzustellen, daß unübliche Maßnahmen besser wohldosiert zur Applikation kommen sollten, um das Risiko der Überdosierung von "Finanzdrogen" nicht offenen Auges einzugehen.

Das Thema Bankenstresstest lieferte keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Die Informationsleckagen haben sich im Vorwege als belastbar erwiesen.

Der Gesamtkapitalbedarf für die US-Banken, der sich aus dem Stresstest ergibt, stellt sich auf 74,6 Mrd. USD. Zehn der 19 Banken sind auf Kapitalzuführung angewiesen.

Die BoA führt die Liste mit einem Bedarf von 33,9 Mrd. USD an gefolgt von Wells Fargo mit 13,7 Mrd. USD und GMAC mit 11,5 Mrd. USD. Citigroup wird ein Kapitalbedarf von 5,5 Mrd. USD bescheinigt.

Bernanke zeigt sich mit dem Test zufrieden und erwartet in der Folge, daß die Märkte größeres Vertrauen zu Banken haben.

Wir haben an dieser Stelle am Dienstag auf "Anecdotal Evidence" verwiesen, daß die Auftragslage in Deutschland seit März weitaus weniger prekär ist, als grundsätzlich kolportiert wird. Per März ergab sich bei den Industrieaufträgen auch eine handfeste Überraschung. Es kam zu einer Zunahme der Aufträge um 3,3%. Erwartet war ein Rückgang um 0,6% im Monatsvergleich. Damit stellte sich der erste Anstieg seit sieben Monaten ein. Der Index markiert den höchsten Wert seit Dezember 2008. Zu dem Anstieg trugen sowohl ausländische Aufträge (+5,6%) als auch inländische Aufträge (+1,1%) bei.

Gleichwohl ist der Blick auf den Jahresvergleich unverändert ernüchternd. So kam es per März zu einem Rückgang um -33,1% nach zuvor -36,1%. Dabei ist der Rückgang im Inland (-29,4% nach -30,7%) weniger ausgeprägt als bei den Auslandsorders (-36,0% nach zuvor -40,5%).

Open in new window


Die US-Arbeitslosenerstanträge sanken per Berichtswoche 2. Mai von zuvor 635.000 auf 601.000 und erreichten damit das niedrigste Niveau seit drei Monaten. Daraus läßt sich ansatzweise eine Stabilisierung des US-Arbeitsmarkts auf schwachem Niveau ableiten.

Open in new window


Wir nehmen zur Kenntnis, daß die US-Produktivität per 1. Quartal 2009 um 0,8% zugelegt haben soll. Unsere kritische Haltung zu dieser Datenreihe setzen wir als bekannt voraus.

Open in new window


Heute steht zunächst die deutsche Industrieproduktion per März auf der Agenda. Vor dem Hintergrund einer verbesserten Auftragslage sind leichte positive Überraschungen nicht ausgeschlossen.

Im Zentrum des Interesses steht der US-Arbeitsmarktbericht per April. Die Quote, die nicht mit unserer Quote vergleichbar ist, soll von zuvor 8,5% auf 8,9% zulegen. Die Quote U-6, die ansatzweise Vergleichbarkeit mit den Pendants aus Europa erlaubt, stellte sich zuletzt auf 15,6% nach zuvor 14,8%. Die Beschäftigung soll außerhalb des Agrarbereichs um 590.000 Jobs nach zuvor -663.000 Jobs gesunken sein.

Den Abschluß des Datenreigens macht der Lagerbestand im Großhandel per März. Hier wird ein weiterer Rückgang um 1,0% unterstellt. Der Lagerabbau setzt sich damit fort. Nach dem jetzigen "Destocking" wird zunehmend ein "Restocking" ab Sommer wahrscheinlich.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3100 -30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"