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Eingetrübte Datenlage erhöht Risikoaversion und bringt den Euro unter Druck!

14.05.2009  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.35 Uhr) bei 1.3570, nachdem im asiatischen Geschäft Tiefstkurse bei 1.3527 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 95.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.55, während EUR-CHF bei 1.5045 oszilliert. EUR-GBP beginnt den europäischen Morgen bei 0.8965.

Im Gegensatz zu den Vortagen lieferten die Daten von der ökonomischen "Fundamentalfront" gestern Enttäuschungen, die sich sofort belastend auf das Stimmungsbild auswirkten und damit erhöhte Risikoaversion begründeten. Schwächere Aktienmärkte und in der Folge reflexartige Euro-Abgaben bestimmten das Bild in der Folge.

Das aktuelle Reaktionsmuster belegt nachhaltig ein hohes Maß an Nervosität der Marktteilnehmer und darüber hinaus unverändert eine skeptische Grundhaltung hinsichtlich der sich zuletzt abzeichnenden verbesserten Konjunkturlage.

Diese skeptische Grundhaltung darf als Basis dafür interpretiert werden, daß Positionierungen in Richtung einer verbesserten Lage bei ersten konträren Anzeichen zügig zur Disposition gestellt werden und damit bestenfalls unterproportional ausgeprägt sind. Ergo ist das Thema nachhaltig überkaufter Konstellationen in diesem Zusammenhang weder am Aktienmarkt noch am Devisenmarkt (EUR-Long) qualitativ gegeben.

Entsprechend bieten diese Phasen Raum für technische Korrekturen, die durchaus im Hinblick auf die Nachhaltigkeit einer Bewegung gesund sind. Diese Bewegungen sind jedoch nicht notwendig Indikatoren für eine Wiederaufnahme der Trendbewegung aus der Krise heraus.


Werfen wir einen Blick auf die Daten:

Die Industrieproduktion der Eurozone lieferte per März eine enttäuschende Steilvorlage. Im Monatsvergleich ergab sich ein nicht prognostizierter Rückgang um 2,0%. Analysten hatten ein Minus in Höhe von -1,0% unterstellt. Daraus resultierte im Jahresvergleich ein Einbruch um -20,2% nach zuvor revidiert -19,1%. (revidiert von -18,4%)

Der aktuelle Wert von -20,2% ist in dieser Datenreihe historisch einmalig und belegt die Schwere der Rezession in diesem Sektor der Wirtschaft der Eurozone, die im März offensichtlich noch sehr ausgeprägt war.

Gleichwohl erlauben wir uns darauf zu verweisen, daß die Auftragslage im Kernland der Eurozone Deutschland deutlich positive Signale setzt, die diese "News" ein Stück weit als Reminiszenz, aber nicht als aussagefähigen Leuchtturm für das Fahrwasser der Finanzmärkte erscheinen läßt.

Ab März ergibt sich bei den Aufträgen ein deutlich freundlicheres Bild, das nach unserer Kenntnislage auch per Mai anhält. Aufträge sind der Treibsatz der Produktion. Ergo ergibt sich eine aufgehellte Gesamtsituation für den Produktionssektor in den kommenden Monaten. Der vergangenheitsbezogene Chart ist fraglos wenig erbaulich …
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Die US-Importpreise verzeichneten per April im Monatsvergleich einen Anstieg um 1,6%. Im Jahresvergleich kam es bedingt durch Basiseffekte zu einem Rückgang um -16,3% nach zuvor -15,3%. Das Thema importierte Inflation ist „out“. Über den Rohstoffsektor kommt es derzeit zu einem Import deflationärer Einflüsse.

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Die Einzelhandelsumsätze sanken in den USA per April unerwartet um 0,4%. Die Prognose war bei einem im Monatsvergleich unveränderten Ergebnis angesiedelt.

Im Jahresvergleich kam es zu einem Einbruch um -10,1% nach zuvor -9,6%. Noch per August 2008 stellte sich hier ein positiver Zuwachs in der Größenordnung von 1,3% ein.

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Die Lagerbestände sind in den USA per März erwartungsgemäß um 1,0% im Monatsvergleich gesunken. Seit September 2008 ergibt sich hier ein latenter Abbau.

Diese Tendenz kann sich maximal noch einige Monate bis Sommer 2009 weiter fortsetzen. Fakt ist jedoch, daß dem "Destocking" in einer "Just in time delivery world" das "Restocking" folgen wird. Sommer 2009 ist dabei tendenziell als ein "Worst case scenario" definierbar. Positive Überraschungen sind hier durchaus wahrscheinlich!

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3300 -30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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