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Das Goldkartell: Eine Kurzchronik

16.05.2009  |  James Turk
[...] Die Regierungen wollen einen niedrigen Goldpreis, damit die nationalen Währungen besser dastehen. Mit Blick auf die Währungen dieser Welt kann Gold als "Kanarienvogel in der Kohlenmine" eingesetzt werden. Ein steigender Goldpreis posaunt die unangenehme Wahrheit heraus, wenn nationale Währungen schlecht gemanagt werden und ihre Kaufkraft durch Inflation zurückgeht.

Wie es in Wirklichkeit aussieht, machte der ehemalige Chairman der US-Notenbank, Paul Volcker, deutlich. Hinsichtlich der steil steigenden Goldpreise in den Jahren nach der Abschaffung des Goldstandards 1971 stellt Volcker in seinen Memoiren Folgendes fest: "Gemeinschaftliche Interventionen via Goldverkäufe, die ein steiles Ansteigen der Goldpreise verhindern sollen, wurden allerdings nicht unternommen. Das war ein Fehler." Es war ein Fehler, weil ein steigender Goldpreis die dünne Schicht unterminiert, auf der alle Fiat-Währungen stehen - nämlich Vertrauen. Aber nur aus der Sicht eines Zentralbankers war dies ein Fehler gewesen - eine Sichtweise, die natürlich jedem, der an freie Märkte glaubt, zuwider laufen muss.

Die US-Regierung hat aus den Erfahrungen gelernt und Volckers Ratschlag ernst genommen. Da der US-Dollar zudem als Weltreservewährung dient, hat die US-Regierung auch am meistens zu verlieren: Wenn sich der Markt zunehmend für Gold entscheidet, anstatt für Fiat-Geld, so wird das monopolistische, selbst zugeteilte und streng gehütete Regierungsprivileg der "Geldschöpfung" untergraben.

Die US-Regierung greift also in den Goldmarkt ein, um dem Dollar den würdigen Anschein zu geben, er wäre verdientermaßen die Weltreservewährung, obgleich er nicht den Anforderungen gerecht wird, die mit einer so hochgeschätzten Funktion einhergehen. Die US-Regierung versucht folglich den Goldpreis niedrig zu halten, aber diese Absicht ist unmöglich durchzusetzen. Am Ende siegt immer Gold; das heißt: Mit dem Wertverfall der Fiat-Währungen steigt sein Preis immer weiter - ein realer Umstand, der von den Regierungsstrategen wahrgenommen und verstanden wurde. Da sie einsehen mussten, dass es zwecklos ist, den Goldpreis zu begrenzen, gehen sie nun einen Kompromiss ein, und lassen ihn ein wenig ansteigen - sagen wir um die 15% pro Jahr. Und tatsächlich ist der Dollar in den letzten acht Jahren durchschnittlich um ganze 16,3% pro Jahr gestiegen. Im Kriegsvokabular führt die US-Regierung also einen geordneten Rückzug der Fiatwährungen durch, indem sie versucht, den Anstieg des Goldpreises unter Kontrolle zu halten.

Sie hat den Goldpreis zwar steigen lassen, doch zog er nicht so stark an, als es unter Freimarktbedingungen der Fall gewesen wäre - denn schließlich wurde die Kaufkraft des Dollars nach wie vor weginflationiert. Obgleich Gold mit jedem Jahr dieses Jahrzehnts im Wert stieg, blieb es trotzdem immer stark unterbewertet. Die Wertsteigerungen beim Gold begannen, als es 1999 sein historisches Tief erreicht hatte. Gold mag zwar nicht mehr einen ganz so guten Wert haben wie 1999, es bleibt aber nichtsdestotrotz extrem unterbewertet.

Im 19. Jh. lag der Goldanteil am globalen Geldangebot beispielsweise bei ungefähr 40% - die restlichen 60% waren nationale Währungen. Als die Regierungen anfingen, das Privileg der Geldschöpfung an sich zu reißen und die Rolle des Goldes zu schwächen, weitete sich der Anteil und damit die Bedeutung der Fiat-Währungen bis Mitte des 20. Jh. auf ca. 90% aus. Die inflationäre Politik der 1960er Jahre untergrub, gerade in den Vereinigten Staaten, die Rolle des Goldes. Zu einer Zeit, in der auch die letzten Überbleibsel des Goldstandards abgeschafft wurden, hatte Gold schließlich nur noch einen Anteil von 2%. In den 1970er Jahren wurde Gold erneut große Bedeutung geschenkt, weshalb Volcker auch die sogenannten Fehler der politischen Entscheidungsträger jener Zeit beklagte. 1980 erreichte es wieder knapp 10%. Anschließend sank der prozentuale Goldanteil am globalen Geldangebot jedoch erneut und erreichte im Jahr 1999 ungefähr 1%. Heute liegt er immer noch unter 2%.

Mit Blick auf diese Zahlen und die gegebenen Umstände könnte man nun logisch schlussfolgern, der Goldanteil am globalen Geldangebot müsste aktuell eigentlich bei mindestens 10% liegen. Weil Gold aber nicht einmal entfernt dieses Niveau erreicht hat, ist es unterbewertet.

Da die politischen Entscheidungsträger der USA weiter den Weg der Dollarentwertung beschreiten, zahlen sich die Interventionen im Goldmarkt aus, weil sie eine Goldpreisexplosion auf Freimarktniveau verhindern. Und sie gewinnen dabei auch Zeit. Die gewonnene Zeit ermöglicht es ihnen, die Fiat-Ordnung aufrechtzuerhalten, um weiter von ihr zu profitieren, wobei sie den unvermeidlichen Zusammenbruch der Ordnung aber nur auf kommende Regierungen verschieben.




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